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Toter Mann

Toter Mann

Titel: Toter Mann
Autoren: Ake Edwardson
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gesprochen habe.« »Dann machen wir das.«
    »Aber die Klinik sitzt mir im Nacken.«
    Angela war erneut ein Job von der Klinik in Marbella angeboten worden, nachdem sie das letzte Winterhalbjahr an der Costa del Sol verbracht hatten. Das Angebot war verlockend. Es könnte mehr als eine Gewohnheit werden.
    »Ich weiß nicht«, sagte Winter. »Mir kommt es so vor, als müssten wir uns dann entscheiden, ob wir für immer dort bleiben wollen.« »Ich weiß es auch nicht«, sagte Angela.
    »Und ich bin hier noch nicht fertig.«
    Sie schwieg.
    »Du fragst dich, womit ich hier noch nicht fertig bin?« Winter nahm einen kleinen Schluck. »Ich habe nichts gesagt.«
    »Aber du möchtest es gerne wissen.«
    »Vielleicht willst du es selbst gerne wissen, Erik.« »Du meinst, ich frage mich, ob ich fertig bin?« »Nein, aber womit du noch nicht fertig bist.«
    »Ist das irgendeine deutsche Syntax, die ich nicht verstehe?« »Versuch nicht, mir auszuweichen.«
    »Das versuche ich doch gar nicht.«
    Aber genau das tat er. Womit war er noch nicht fertig? Mit dem Tod eines Menschen, bald darauf gefolgt von einem neuen Todesfall? Mit einem weiteren Mörder, weiteren Opfern, Hinterbliebenen, neuen Wahrheiten, die auf einem Haufen alter Wahrheiten landeten. Alte Gräuel erschienen wie neu, genau wie alte Besäufnisse für einen Säufer wie neu wurden.
    Vielleicht lag es ihm im Blut, das inzwischen zwar langsamer durch seine Adern floss, doch bald würde es an Kraft gewinnen, und diese Kraft speiste sich aus den Gräueln, die in Kürze eintreten würden. Alles kehrte wieder. Die Verbrechen in Göteborg hörten nicht auf. Sie würden sich wiederholen, trotzdem würde nichts wie vorher sein. Er konnte seine Erfahrung einsetzen, wenngleich nur einen Teil. Dann war wieder alles neu. Er würde allein sein, das Blut würde lautstark durch seinen Körper pulsieren, und genauso sollte es sein. Er war noch nicht fertig damit.
    »Warum sollte jemand das Auto auf der Älvsborgsbrücke ab- stellen und dann verschwinden?«, sagte er. »Ich würde das nicht tun«, sagte Angela.
    »Jemand hat es getan und das Auto stehen lassen.« »Ihr wisst nicht, wer es war?«
    »Wir wissen nur, wem es gehört. Aber der Besitzer behauptet, das Auto sei gestohlen worden.«
    »Und du glaubst ihm nicht?«
    »Ich glaube gar nichts. Ich hab nur den Bericht gelesen. Bergenhem ist zufällig vorbeigekommen und hat das Auto entdeckt.« »Aha?«
    »Lars war nicht im Dienst. Er kam vorbei, hat das verlassene Auto auf der Brücke gesehen und Alarm geschlagen.« »Er war nicht im Dienst?«
    »Nein, er ist wohl nur nachts in der Gegend herumgefahren.« »Das klingt nicht gut.«
    »Nein.«
    »Wie geht es ihm?«
    »Ich weiß es wirklich nicht, Angela. Er weicht mir aus.« »Hast du mit ihm gesprochen?«
    »Noch nicht.«
    »Das solltest du tun.« »Das werde ich.«
    »Das klingt wirklich nicht gut.«
    Winter antwortete nicht. Er stellte sich das Auto, die Brücke und die Dämmerung vor und Lars mittendrin. Eine Szene.
    Die Vergangenheit ist wie ein Mantel, der einem schwer auf den Schultern lastet. Man muss ihn bei jedem Wetter tragen. Es spielt keine Rolle, auf welche Art der Schrecken zu einem kommt. Man kann ihn selbst auslösen oder er geht von jemand anderem aus. Mein Gott, man konnte nichts rückgängig machen. Das Gute gehörte für allezeit der Vergangenheit an. Dass er so etwas überhaupt denken konnte. Er war von seinen Gedanken hin- und hergerissen. Wasser, jede Art von Wasseransammlung mied er. Es war eine Sache, wenn das Wasser aus der Leitung kam, aber es war etwas ganz anderes, wenn es sich in einer Pfütze, einer Lache, einem See, einem Bassin oder einem Teich sammelte ... Unter der Oberfläche lauerte der Tod, fortwährend. Er war ein Teil seiner Erinnerung. Nein, der Tod gehörte nicht der Vergangenheit an, sondern war allgegenwärtig. Er wusste, was er getan hatte. Und er war nicht der Einzige. Jetzt gab es Leute, die mehr wussten als er. Woher bloß? Eins war auch ihm klar: Es konnte nur noch schlimmer werden, sogar für die Toten. Was für ein furchtbarer Gedanke.
    Bertil Ringmar saß auf seinem Stuhl im Wohnzimmer und überlegte, ob er in die Küche gehen und sich ein Butterbrot mit Leberpastete und eventuell noch Bacon und Champignons machen sollte. Dazu könnte er ein Bier trinken. Vielleicht würde es ihm danach besser gehen. Klar würde es ihm besser gehen. Er erhob sich, ging in die Küche und machte sich ein Brot, briet Bacon und Champignons. Auf dem
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