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Totenwache - Thriller

Totenwache - Thriller

Titel: Totenwache - Thriller
Autoren: PeP eBooks
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noch eine Menge Stoff. Und übrigens«, sagte er zu dem Cockerspaniel,
»der Stoff hier wird in der Abschlussprüfung verlangt. Das Einzige, was ich von Ihnen nicht verlange, Herrschaften, ist nutzloses Wissen - und falls Sie sich fragen, was damit gemeint sein könnte, sage ich Ihnen gleich, dass es für mich nutzloses Wissen prinzipiell nicht gibt.«
    Als es im Hörsaal wieder etwas ruhiger wurde, war plötzlich hinten im Raum ein merkwürdiges Geräusch zu vernehmen. Immer mehr Köpfe drehten sich um - zuletzt sogar Nick höchstpersönlich. Dann entdeckte er einen Studenten, der es sich ganz hinten auf einer schwarzen Arbeitsinsel bequem gemacht hatte und selig entschlummert war. Der junge Mann lag mit offenem Mund rücklings da; auf seiner Wange war ein kleines Speichelrinnsal zu erkennen.
    Ein Stück Kreide zerbrach.
    »Habe ich Ihnen schon mal die Geschichte erzählt, die ich vor ein paar Jahren erlebt habe?«, fragte Nick gedehnt. »Ich war damals gerade in Colorado. In der Gegend gab es eine große Fleischfabrik. Die Männer, die dort arbeiteten, hatten allesamt so ein komisches Messer bei sich, eine Art Ausbeinmesser würde ich mal sagen, und die konnten mit den Dingern verdammt gut umgehen.«
    Während er redete, ging Nick langsam nach hinten zu der Arbeitsinsel, die dem schlummernden Studenten als Schlafstatt diente.
    »Dann wurde eines Tages einer der Angestellten mit aufgeschlitztem Bauch in einer Schlucht entdeckt. Die Leiche musste schon mehrere Tage dort gelegen haben. Wenn der Eintritt des Todes länger als zweiundsiebzig Stunden zurückliegt, ist die forensische Entomologie die verlässlichste Methode, um den genauen Todeszeitpunkt zu bestimmen. Also hat mich der örtliche Rechtsmediziner gebeten, noch mal schnell den Tatort zu inspizieren, bevor sie die Leiche wegbringen.«

    Während Nick bedächtig zwischen den Studenten hindurchging, bedeutete er ihnen, ihm zu folgen.
    »Ich konnte die Leiche schon vom Rand der Schlucht aus sehen. Der Mann lag auf einer kleinen Lichtung zwischen einigen niedrigen Bäumen. Von weitem sah es ganz so aus, als ob die Polizei schon die Umrisslinien des Körpers mit Kreide markiert hätte, wie man es macht, bevor ein Gewaltopfer abtransportiert wird. Doch der Tote lag noch genauso da, wie man ihn gefunden hatte. Erst als ich näher kam, begriff ich, warum sich mir von weitem dieser Eindruck aufgedrängt hatte. In dem aufgeschlitzten Bauch des Mordopfers wimmelte es nämlich nur so von Larven im dritten Stadium. Die kleinen Kerle hatten sich bereits dick und drall gefressen. Nun wollten sie sich abseits ihres Wirtsorganismus an einem sicheren Plätzchen - zum Beispiel in den umstehenden Bäumen - verpuppen. Da sie plötzlich alle diesen Drang verspürten, krabbelten sie gleichzeitig in sämtliche Richtungen los und purzelten neben dem Toten ins Gras. So entstand der Eindruck, als ob jemand die Umrisse der Leiche nachgezeichnet hätte.«
    Nick hatte inzwischen vor dem Labortisch Aufstellung genommen und die übrigen Studenten um sich geschart. Er sprach leise und musterte den schlafenden Studenten mit einem strengen Blick. Dann öffnete er eine Schublade und entnahm ihr ein Skalpell und eine Pinzette. Zuerst hob er mit der Pinzette vorsichtig die Knöpfe am Hemd des Studenten an, schnitt sie mit dem Skalpell der Reihe nach ab und ließ sie auf die Tischplatte fallen. Anschließend öffnete er mit der Pinzette vorsichtig das Hemd, bis die bloße Brust und der nackte Bauch des Studenten zum Vorschein kamen. Der Schnarcher wischte sich derweil eine imaginäre Fliege von der Nase, leckte sich die Lippen, fing an zu schmatzen und stöhnte wohlig.

    »Dann habe ich mir den Bauch des Ermordeten etwas näher angesehen. Der Schlitz reichte vom Brustbein bis zum Schambein - genau der Schnitt, den ein Metzger macht, der ein Hereford-Rind ausweidet. So viele Maden hatte ich noch nie auf einmal gesehen. Deshalb wollte ich unbedingt wissen, wie hoch die Temperatur innen in dem Madengewusel ist. Also halte ich ein Thermometer in das Gewimmel und messe sage und schreibe 48,8 Grad Celsius. Maden können ihre Körpertemperatur aber nicht selbst regulieren. Ungefähr bei dieser Temperatur sind sie deshalb zum Wärmetod verdammt. Also suchen die Maden, so schnell es geht, das Weite. Die kühleren Larven krabbeln genau dorthin, wo das Gewimmel am größten ist, ihre überhitzten Kollegen dagegen - die wie kleine Radiatoren Hitze abstrahlen - wollen nichts wie weg. Es sah unglaublich aus!
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