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Totenwache - Thriller

Totenwache - Thriller

Titel: Totenwache - Thriller
Autoren: PeP eBooks
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durchgehen würden.
    Nick schnappte sich einen Schwamm und hielt ihn über dem Jungen in die Luft. »Hier kommt schon die Fliegenmutti angeknattert. Sie hat das Blut gerochen. Dann landet sie und legt ihre Eier ab - Tausende von Eiern, die genauso aussehen wie der Käse, den ihr euch beim Italiener über die Spaghetti streut.«
    Der Junge auf dem Pult hob den Kopf. »Spaghetti, hmm …«
    Nick drückte ihn wieder auf das Pult. »Du hast doch gar keinen Kopf mehr - schon vergessen? Kurz darauf schlüpfen aus den Eiern kleine Maden. Und die Maden haben vorne kleine Hörner - ungefähr so.« Nick hielt sich zwei Finger vorne an die Stirn. »Dann versuchen sie, dich aufzufressen, aber das geht nicht so einfach, weil du nämlich viel zu zäh bist. Also bespritzen sie dich erst mal mit Verdauungssaft - der löst das Gewebe auf, und dann geht’s los.«
    Ms. Weleski hatte mittlerweile die Sprache wiedergefunden. »Danke, Dr. Polchak. Vielen Dank, dass Sie heute zu uns gekommen sind …«
    »Die Maden fangen an zu futtern und zu futtern und …«
    »Liebe Klasse, jetzt wollen wir uns alle ganz herzlich bei Dr. Polchak dafür bedanken, dass er uns heute im Gesundheitsunterricht besucht hat.«
    Nick sah sie verdutzt an. »Aber ich habe doch den Lebenszyklus der Made noch gar nicht richtig erklärt und wie wir aus dem Madenbefall auf den Todeszeitpunkt schließen.«
    »Danke, Dr. Polchak, vielen Dank!«, feuerte die Lehrerin die Schüler an, während sie Nick gleichzeitig fröhlich zum Ausgang komplimentierte.

    »Okay«, sagte Nick achselzuckend. Dann wandte er sich ein letztes Mal an die Schüler. »Und nicht vergessen. Wenn ihr später mal studieren wollt, kann ich euch die NC State nur wärmstens empfehlen.«
    Riley sah, wie die Tür sich hinter Nick schloss und Ms. Weleski sich von innen dagegenlehnte, um ihm sicherheitshalber den Zutritt zu verwehren. Dann sah die Lehrerin Riley verzweifelt an. »Dr. McKay«, sagte sie, »über welches Thema möchten Sie denn zu uns sprechen?«
    Am liebsten hätte Riley geantwortet: Mein Thema lautet »Die Autopsie - eine Reise in eine andere Welt«. Doch dann gewann - wie stets - ihre liebenswürdige Seite die Oberhand, und sie sagte einfach: »›Krippen für Kleinkinder‹, Ms. Weleski. Ich möchte Ihren Zweitklässlern erklären, wie sie dazu beitragen können, dass benachteiligte Familien für ihre Kleinkinder die passenden Betten bekommen.«
    Ms. Weleski gab einen Seufzer der Erleichterung von sich und löste sich von der Tür, während Riley dem merkwürdigen Entomologen in Gedanken noch einige Sekunden nachstarrte.
    Der ist genau der Richtige, dachte sie.

3. Kapitel
    Tarentum, Pennsylvania, Juni 2003
     
    Riley klopfte an die Eingangstür des kleinen, direkt in den Hang gebauten Backsteinhauses, drehte sich dann um und wartete. Vor sich am Hang sah sie lange Häuserreihen, die mit grauen Ziegeln gedeckt waren; weiter unten die riesige Kohlehalde und die Bahngleise, die sich am Allegheny River entlangschlängelten.
    Keine Reaktion. Sie ging links am Haus vorbei und entdeckte dann unter den Platanen auf der anderen Seite des Hangs ein hübsches altes Gewächshaus, das schon jahrzehntealt sein musste. Die Konstruktion bestand aus nackten Eisenelementen, die früher einmal einen grünen Anstrich gehabt hatten. Auch die Scheiben schienen schon sehr alt; sie waren an den Rändern stumpf und fleckig und sahen aus, als ob sie lediglich hier und da flüchtig abgewischt wurden. In der Mitte des Daches waren unterhalb des Firsts einige Glaspaneele angebracht, die sich zur Temperaturregelung öffnen und schließen ließen. Riley dachte: In dem Glashaus hier könnte man fast eine Art Sinnbild der ganzen Stadt Tarentum sehen - früher einmal schmuck, doch jetzt ist von der Schönheit vergangener Tage nichts als ein Skelett geblieben, eine ferne Erinnerung an bessere Tage.
    Es war mitten am Vormittag, und die Sonnenstrahlen, die sich in dem Glas brachen, waren gleißend hell. Riley schob die Sonnenbrille nach unten, duckte sich und trat ein.
Trotz der Belüftungsklappen im Dach war es in dem Haus brütend heiß. In der Mitte des Raums stand der Mann mit der beeindruckenden Brille. Allerdings schien er weder von ihr selbst noch von der tropischen Hitze Notiz zu nehmen. Neben ihm stand ein etwa gleichaltriger Mann indischer Herkunft, der sich ständig den Schweiß von der Stirn tupfte.
    »Mein Gott, was für eine Hitze. Das ist ja schlimmer als in Kalkutta im Mai«, jammerte der Mann. »Nick,
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