Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totenreise

Totenreise

Titel: Totenreise
Autoren: David Lozano Garbala
Vom Netzwerk:
aufbrechen«, sagte sie. »Je früher wir den Kronosfelsen erreichen, desto besser. Wenn Michelles Entführung tatsächlich eine Taktik des Vampirs war, um dich hierherzulocken, und wir uns jetzt beeilen, dürften wir kaum Probleme haben. Niemand ahnt auch nur, dass du so weit gekommen bist.«
    Pascal nickte.
    »Ich konnte es mir ja selbst nicht vorstellen. Und ich hoffe, dass meine Freunde daheim die Dunkle Pforte beschützt haben und wir tatsächlich zurückkönnen.«
    Beatrices Gesicht nahm bei dieser Bemerkung einen traurigen Ausdruck an. Dies rief ihm wieder einmal ins Gedächtnis, dass sie verschiedenen Wirklichkeiten angehörten; Beatrice würde nie die Pforte passieren können …
    »Hoffentlich gelingt es«, stimmte Beatrice ihm trotzdem zu. »Die Dunkle Pforte muss auch in Zukunft die Lebenden und die Toten miteinander verbinden.«
    Michelle lauschte den beiden, worüber sie sprachen, und ihre Verwunderung nahm noch einmal zu. »Dunkle Pforte … die Lebenden und die Toten miteinander verbinden«. Was war das alles? Sie hoffte, dass wirklich bald Zeit war, mehr darüber zu hören.
    »Wir müssen los«, sagte Pascal jetzt und sah sie und Marc an. »Seid ihr fit genug?«
    Sie nickten. Ihre Gesichter verrieten, dass sie diese Welt der Finsternis so schnell wie möglich verlassen wollten. Sie würden ihre letzten Kraftreserven dafür mobilisieren.
    »Wir gehen im Gänsemarsch«, erklärte Beatrice. »Ich gehe voran und gebe das Tempo vor. Schaust du mal auf unseren Stein, Pascal? Wir brauchen die Richtung. Aber vergiss nicht, wir bewegen uns jetzt entgegen seiner Weisung – weg von dem Bösen, das er anzeigt.«
    Pascal nickte, und während er den Stein hervorholte, fragte Marc: »Gehen wir zum Kronosfelsen?«
    Verblüfft drehten sich Beatrice und Pascal zu ihm um. Woher kannte er ihn? Michelle blickte wieder einmal verständnislos von einem zum anderen und wartete ab.
    »Du kennst den Kronosfelsen?«, fragte Pascal neugierig.
    Marc nickte.
    »Ich komme aus der Zwischenwelt«, erklärte er mit unschuldiger Miene, »und bin schon öfter im Kronosfelsen gewesen. Als ich dieses Mal nach einer Reise zurückkehren wollte, haben mich die Skelette erwischt, wie schon ein paarmal … Nun ja, aber ich kenne mich inzwischen einigermaßen gut aus.«
    Ihre Überraschung wuchs. Dieser zehnjährige Junge wusste Dinge, die ihnen womöglich sehr nützlich sein konnten.
    Michelle begriff jetzt, wieso Marc auf halbem Wege plötzlich auf dem Karren aufgetaucht war. Man hatte ihn wie schon öfter eingefangen, weshalb er auch so stramm gefesselt worden war, und wollte ihn dem gleichen Schicksal zuführen wie sie.
    »Du kennst dich also aus«, sagte Pascal. »Wo bist du gewesen? Erzähle es uns doch einmal«, forderte er ihn auf.
    »Nun ja, es ist ziemlich weit weg.«
    »Wie weit?« Pascal sah ihn gespannt an.
    Marc brauchte ein paar Sekunden, bis er antwortete. Mit stockenden Worten beschrieb er einen der Orte, die er kannte. Doch Beatrice und Pascal genügte es, um wissende Blicke zu tauschen: Es musste sich um den Wachturm handeln, jenen Turm, von dem aus verhindert wurde, dass die Verdammten der Finsternis auf das Gebiet des Zwischenreiches wechseln konnten. Unglaublich.
    Wollte der Junge damit etwa sagen, dass er einen anderen Weg kannte, der sie direkt vor die Pforten des Zwischenreichs führte?
    »Könntest du uns dorthin bringen?«, wagte Pascal zu fragen.
    Marc kratzte sich am Hals.
    »Ja, kann ich«, antwortete er. »Der Weg ist ziemlich verschlungen; wir könnten uns verlieren.«
    Das war kein Hindernis, sie hatten ja den Stein, er würde sie, entgegengesetzt zu seinem Blinken, zumindest theoretisch zum Zwischenreich leiten.
    Pascal und Beatrice traten ein wenig beiseite, um sich zu beraten.
    »Was meinst du?«, wollte Pascal von ihr wissen.
    Sie zuckte mit den Schultern.
    »Keine Ahnung. Aber wenn er den Kronosfelsen kennt, weiß er vielleicht tatsächlich, wovon er redet. Ich denke, wir können ihm wohl vertrauen.«
    »Ja, so sehe ich das auch«, sagte Pascal. »Aber dennoch … ihm einfach so zu folgen … Damit riskieren wir eine Menge.«
    »Das tun wir sowieso«, sagte Beatrice in aller Offenheit. »Gehen wir zum Kronosfelsen, so kann es gut sein, dass uns an einem Eingang üble Wesen der Finsternis erwarten. Das ist, denke ich, noch viel riskanter. Und noch eins«, jetzt schluckte sie und sah Pascal nicht an. »Ich bin mir nicht sicher, ob wir diese Zeitreisen überhaupt zu viert machen können.«
    Jetzt war es an
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher