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Totenfluss: Thriller (German Edition)

Totenfluss: Thriller (German Edition)

Titel: Totenfluss: Thriller (German Edition)
Autoren: Chelsea Cain
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sonderbaren, übermäßig spitzen Winkel wegstanden. Fergus tippte mit zwei Fingern etwas in eine Tastatur, wobei er regelmäßig innehielt, um nach einem Buchstaben zu suchen. Der Hocker hatte Rollen, und Fergus rollte im immer gleichen Kreis, seit er sich darauf gesetzt hatte. Archie bezweifelte, ob er sich dessen überhaupt bewusst war.
    Die Nationalgarde-Sachen waren als zu feucht erachtet worden, und Archie trug jetzt wieder Krankenhaus-Schick – eine purpurne Trainingshose, ein Golf-Shirt von einem Turnier in Indiana und Slipper, die eine Nummer zu groß waren. Woher bekam das Krankenhaus die ganzen Klamotten? Aus dem Leichenschauhaus?
    Er betrachtete die Röntgenaufnahme. Seine Lungen sahen aus, als wäre Watte hineingestopft worden, die sich am Boden abgesetzt hatte.
    Fergus tippte immer noch. »Wir werden oben eine Suite hübsch herrichten und nach Ihnen benennen, weil Sie uns so viel Geschäft einbringen«, sagte er, ohne aufzublicken.
    »Ha, ha«, erwiderte Archie.
    »Sie hätten mich anrufen sollen, als das Fieber anfing.«
    Fergus drückte auf Enter , zog einen Block Papier aus seinem Labormantel und kritzelte etwas darauf. Dann riss er das Rezept heraus und drehte sich zu Archie herum, der auf einem Stuhl saß. »Ich setze Sie auf Antibiotika«, sagte er und gab ihm den Zettel. »Die sind richtig stark. Wahrscheinlich erfüllen sie ihren Zweck.«
    »Wahrscheinlich?«, sagte Archie. Er bekam einen Hustenanfall und vergrub das Gesicht in der Armbeuge. Als der Anfall vorbei war, sah er auf, sein Gesicht war heiß, seine Augen tränten. Jetzt, da der Adrenalinnachschub ausblieb, spürte er das ganze Gewicht seiner Erschöpfung.
    Fergus nahm seine Lesebrille ab und putzte sie mit der Ecke seines weißen Mantels. »Sie haben eine bakterielle Lungenentzündung«, sagte er. »Noch im Frühstadium. Aber angesichts Ihres Allgemeinzustands ist nicht damit zu spaßen. Jedem anderen Patienten würde ich ein paar Tage Bettruhe verordnen, aber da ich weiß, dass Sie sich nicht daran halten würden, spare ich mir die Mühe.«
    Er öffnete eine Schublade, holte eine weiße Atemmaske hervor und gab sie Archie.
    »Ist das wirklich notwendig?«, fragte Archie.
    »Wenn Sie sich in der Nähe von Kranken aufhalten, ja. Die Lungenentzündung selbst ist nicht ansteckend, aber die Bakterien, die sie verursachen, sind es. Sie befinden sich in einem Krankenhaus voller Menschen mit geschädigtem Immunsystem, ähnlich Ihrem eigenen. Wir wollen doch nicht all die lieben Krebskinder anstecken, oder?«
    Archie nahm die Maske. »Ich habe mit Detective Sobol gesprochen, als ich schon krank war«, sagte er.
    »Ich glaube, dass er sich Ihre Erkältung einfangen könnte, ist im Augenblick noch sein geringstes Problem«, sagte Fergus. Er beugte sich über seine spitzen Knie vor und klopfte auf das Rezept in Archies Hand. »Jetzt besorgen Sie sich das auf der Stelle in der Apotheke im Erdgeschoss.«
    »Danke, noch mal«, sagte Archie und stand auf.
    Bevor er aus der Tür gehen konnte, hielt ihn Fergus auf. Seine mürrische Miene wurde weicher. »Es tut mir leid wegen des Detectives, den Sie heute Nacht verloren haben«, sagte er.
    »Ja.«
    Fergus schwenkte zu seinem Monitor zurück. »Tun Sie uns beide einen Gefallen«, sagte er. »Wenn Sie merken, dass Sie keine Luft bekommen oder wieder Blut husten, rufen Sie mich an. Und springen Sie in der Zwischenzeit in keine Flüsse mehr.«
    »Ich vergesse ständig, dass ich das nicht tun soll«, sagte Archie. Er setzte seine Maske auf und ging zur Tür hinaus.
    Ngyun lehnte im Flur an der Wand und wartete auf ihn.
    Archie blieb stehen, er war nervös. Er hatte den Familien und Freunden Dutzender Opfer kondoliert. Jetzt kamen ihm die Worte dafür billig vor. Heil war tot. Archie war sein Chef gewesen. Aber Ngyun und Flannigan hatten mit Heil gearbeitet, tagein, tagaus, seit über einem Jahr. »Es ist schnell gegangen«, sagte Archie.
    Ngyun nickte und schaute auf eine Stelle neben Archies Kopf. Dann streckte er die Hand aus. »Ich dachte, Sie werden das hier brauchen.«
    Es war ein Handy.
    »Es ist ein Leihgerät von der Dienststelle«, sagte Ngyun. »Ich habe Ihre Nummer weiterleiten lassen. Sie sagten, es wird ein paar Stunden dauern.«
    Archie nahm das Handy. »Danke«, sagte er.
    »Brauchen Sie mich für irgendetwas?«, fragte Ngyun.
    Flannigan war zu Hause bei seiner Familie. Im Bett, wo es trocken und warm war.
    »Fahren Sie nach Hause«, sagte Archie.
    Ngyun nickte wieder und blickte immer noch
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