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Tote Männer Milch (German Edition)

Tote Männer Milch (German Edition)

Titel: Tote Männer Milch (German Edition)
Autoren: Simone Malina
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ein, ihre Brüste, und liebkoste ihren Nacken. Eine Geste, die von ihr mit einen wonnigen Stöhnen quittiert wurde.
    Diese Frau wusste, wie stark die Kraft der Erotik war. Und sie hatte, eingeölt, wie sie sich da unter seinen Fingern bewegte, gewiss keinen blassen Schimmer davon von wie viel Sehnsucht das Leben verfinstert wurde, wenn sie nicht vorhanden war. Die Erotik. Isolde wusste es.
    War es jetzt nur der Schmerz der Entsagung, der nackte Futterneid, der über Isoldes Neugier siegte? Sie zog sich zurück hinter ihr schützendes Gebüsch. Das ist ja nicht zu fassen! Isolde dachte nach. Fassungslosigkeit über diese sittliche Entgleisung? Nein, das war es nicht allein. Ihr grub sich die Botschaft ins Herz, die dieser Blickfang ihr brachte:
    Schaut her! Wir lieben uns! Wir genießen den Sex! WIR SIND GLÜCKLICH! Glück – ja genau das war es – Glück! Das Ergebnis, das unterm Strich übrig blieb.
    Wie lange war es her, dass sie zuletzt von ganzem Herzen Glück verspürte? Isolde überlegte. Sie konnte sich nicht erinnern. Beileibe nicht. Nach dem Tod ihres Mannes, hatte sie sich einen guten Freund zugelegt – den Alkohol. Der konnte ihr zwar nicht hundertprozentig, aber doch zumindest hochprozentig versprechen, dass er ihr das Leben erträglicher machte. Glück, das hatte sie sonst nur in seinen flüchtigen Formen erlebt: Ein wunderschöner Sonnenuntergang oder ein gewonnenes Preisausschreiben. Vielleicht war das ja die Rache des Schicksals? Eine Art Fluch, der auf ihr lastete. Aber ihr Mann war nun schon seit sieben Jahren tot. Den haben doch schon längst die Maden aufgefressen. Wie sollten ein paar abgenagte Knochen ihr Leben beeinflussen? Nein, Isolde war nicht abergläubisch. Aber sie neigte zur Schwermut. Ein Ergebnis, das aus einer Verkettung unglücklicher Umstände resultierte. Oberflächlich betrachtet gehörte sie zu den Menschen, denen man Stimmungen nicht anmerkt. Die mit Gleichmut alles hinnehmen und kommentarlos registrieren, was das Leben bietet. Ein Trugbild. Isolde nahm gern am Leben anderer teil. Sie liebte es, den Erfahrungen anderer zu lauschen. Weniger den guten Dingen, als den bösen. Und noch lieber mochte sie es, wenn man ihr ein Geheimnis anvertraute. Die waren von Haus aus delikat. Da musste sie nicht so tun, als ob sie sich mitfreute, wenn man ihr irgendwelche glücklichen Sachen erzählte. Dann konnte sie sich ausgiebig am Gespräch beteiligen, statt immer nur mit einem „Echt!“, „Großartig!“ oder „Wunderbar!“ freundliches Mitgefühl zu flunkern. Es waren die seelischen Abgründe ihrer Mitmenschen, die Isolde aus der Reserve lockten. Die Unbekümmertheit, mit denen diese Menschen auf den Tretminen ihrer Eitelkeit herumhopsten. Die Leichtfüßigkeit, mit der sie vor den Selbstschussanlagen des Liebeswahns lustwandelten, weil sie den lächelnden Totenkopf nicht ernst nahmen, der auf dem Warnschild prangte und mit den qualvollen Niederungen der menschlichen Existenz drohte: Waidwund, herzwund, liebestot.
     
    Zum Beispiel ihre Kollegin, mit der sie aushilfsweise in der Gemeindebücherei in Landshut arbeitete, balancierte seit geraumer Zeit auffallend beschwingt im Reich des Lächelns. Ich sehe es doch, wenn’s Lächeln wie eine Unterleibskrankheit daherkommt. Während ihrer Urlaubsreise nach Kenia, hatte die liebe Frau Kollegin sich in einen Einheimischen verliebt. Einen waschechten Schwarzen. Und das, obwohl Margit die Sechzig schon überschritten hatte und ihr als Kirchenchorleiterin ein doch solide konservativer Ruf anhaftete. Isolde wurde als Erste ins Vertrauen gezogen und wusste die Ehre wie stets zu würdigen. Wird Bayern nicht schon von den Schwarzen regiert? Sie verbot sich jede rassistische Anspielung, sondern bestärkte Margit in ihrem Vorhaben, den schwarzen Mann nach Deutschland zu holen. Ihm ein menschenwürdiges Zuhause zu bieten. Ihn behutsam in die Zivilisation einzuführen und ihm etwas Ordentliches zum Anziehen zu kaufen. Von Isoldes Seite gab es keinerlei Einwände. Weder was den kulturellen noch was den Altersunterschied betraf. Nur ganz verkneifen konnte sie sich die Frage nicht, ob es denn stimmt, dass diese Wilden ein derartig beachtliches Geschlechtsteil besitzen? Doch hatte Margit keinerlei sachdienlichen Auskünfte erteilt und nur an Isolde vorbeigestarrt. Margits Blick, so glaubte Isolde zu erkennen, ging dabei doch leicht ins Spermatöse. Ansonsten fragte Isolde nur belanglose Sachen: Was denn nun aus Rudi, Margits Ehemann, werden solle. Der
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