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Tote liegen nicht am Strand: Roman (German Edition)

Tote liegen nicht am Strand: Roman (German Edition)

Titel: Tote liegen nicht am Strand: Roman (German Edition)
Autoren: Georges Flipo
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sehen.«
    Zecher-Koko hatte den Motor aus dem Wasser gezogen und war ausgestiegen. Er zog das Dingi auf den Sand. Die Hand des Lieutenant drückte Vivianes fester.
    » Haben Sie keine Angst, nicht zittern, ich bin da.«
    » Ich habe keine Angst, mir ist kalt«, sagte sie. Und als wollte sie das Gesagte bestätigen, musste sie kurz husten.
    » Ist da jemand?«, schrie Zecher-Koko und kam in ihre Richtung. Er war keine hundert Meter mehr von ihnen entfernt. Sie konnten ihn im Mondlicht sehen, die Pistole in der Hand.
    » Wir müssen auf die andere Seite des Bungalows«, flüsterte Willy. » Er ist zu weit weg, um uns zu treffen, aber danach knallt er uns ab wie die Hasen.«
    Sie standen auf, aber nicht schnell genug. Zecher-Koko war näher gekommen. Er streckte den Arm aus und schoss zwei Mal, über sie hinweg. Er kam noch näher und schoss zwei weitere Male: Die Kugeln flogen ihnen um die Ohren, während sie sich mit einem Sprung hinter den Bungalow retteten. Stille.
    » Es waren noch sechs Kugeln im Magazin«, sagte Viviane. » Zwei für Königin und Animateur-Koko, plus vier für uns, Willy. Eigentlich könnten wir jetzt raus, er hat keine Munition mehr. Wenn er welche gekauft haben sollte, steht es schlecht um uns. Aber wir haben keine Wahl.«
    Zecher-Koko hatte seine Waffe nicht neu geladen, er sprintete schon zum Dingi zurück. Willy jagte ihm hinterher. Viviane sah ihm fasziniert nach: So schnell konnte man also rennen! Auch sie gab ihr Bestes, weit hinter ihm, indem sie Willys Rat befolgte: » Lassen Sie sich gehen, Ihr Körper läuft auch ohne Sie gut«, aber ihr Körper kam nicht hinterher.
    Zecher-Koko schob das Dingi ins Wasser, sprang an Bord und startete den Motor, der sofort ansprang. Als Willy auf seiner Höhe war, fuhr das Boot schon hinaus. Viviane sah, wie ihr Lieutenant zurückwich, seinen Speer schulterte und einen Arm nach hinten streckte, Anlauf nahm, den Ellenbogen halb beugte, um zum Wurf auszuholen und den Speer mit aller Kraft losschleuderte. Es war großartig.
    Wie Viviane verfolgte Willy mit dem Blick die Flugbahn des Geräts. Der Versuch war hoffnungslos, sinnlos: Das Dingi war schon zu weit weg. Oder doch nicht? Der Speer flog auf das Dingi zu und begann seinen Sinkflug. Zecher-Koko blickte besorgt nach oben. Als er die Waffe anfliegen sah, verlangsamte er sein Tempo. Der Speer tauchte vor ihm ins Wasser.
    Zecher-Koko hatte bei dem Manöver den Motor abgewürgt und versuchte, ihn neu zu starten. Willy schwamm in seine Richtung.
    Viviane zog ihren Pareo aus und rannte in die Wellen, die Axt in der Hand. Sie kam kaum voran. Wie ging das noch? Was hatte Kiki-Platsch gesagt? Ach ja, i n schlängelnden Bewegungen, mit den Schultern, mit den Hüften. Das Wasser in Schräglage angehen … Jetzt ging es viel besser. Das Wasser stand ihr bis zur Brust, jetzt musste sie schwimmen. Vor sich sah sie, wie Willy versuchte, an Bord zu klettern. Der Kampf der Gladiatoren hatte begonnen.
    Zecher-Koko griff sich ein Ruder, um Willy damit einen Schlag auf den Kopf zu verpassen, aber der konnte ihm ausweichen, tauchte unter das Boot und versuchte, auf der anderen Seite an Bord zu kommen. Das war ein Fehler, Zecher-Koko hatte das vorausgesehen und erwartete ihn dort bereits. Er schlug mit voller Wucht zu. Viviane hörte das schreckliche Geräusch des Holzes auf Willys Kopf und dann seinen Schrei. Sie sah, wie Zecher-Koko gerade zum finalen Schlag ausholen wollte.
    Aber es gab keinen finalen Schlag: Die Kommissarin war inzwischen nahe genug herangekommen, warf ihre Axt mit der Kraft der Verzweiflung. Es war idiotisch, so grotesk wie in einem Sandalenfilm, sie hatte beim Boule-Spielen niemals auch nur einen Punkt gemacht. Aber wie durch ein Wunder wirbelte die Waffe durch die Luft, knallte an Zecher-Kokos Kopf, und er brach zusammen.
    Viviane packte Willy, der bewusstlos war und den Bootsrand bereits losgelassen hatte. Sie schob ihn mehr schlecht als recht an Bord, fischte den Speer aus dem Wasser, der vor dem Schiff schwamm, und kletterte selbst ins Boot, um es zum Strand zu fahren.
    Es tagte schon. Die Kommissarin begutachtete Zecher-Kokos Wunde, die nur oberflächlich zu sein schien, dann beugte sie sich über Willy. Er blutete nicht, bewegte sich aber auch nicht. Sie holte ein dünnes Seil aus dem Bungalow, fesselte Zecher-Koko damit an Armen und Beinen, dann wusste sie sich nicht mehr anders zu helfen, als ein jämmerliches » Zu Hilfe!« zu brüllen.
    Sie hörte ein » Ich komme!«, dann sah sie eine
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