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Tote Hunde beißen nicht: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)

Tote Hunde beißen nicht: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)

Titel: Tote Hunde beißen nicht: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)
Autoren: Dietrich Faber
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weiß Gott nicht. Rollo hasst Fremde. Bitte keine Besuche.»
    «Oh Gott, das ist ja furchtbar», höre ich den Familienvater darauf entnervt sagen.
    « DAS finden Sie schon furchtbar?», kräht nun Irmgard, die auch äußerlich von Jahr zu Jahr immer mehr einer Krähe ähnelt. «Soll ich Ihnen mal zeigen, was furchtbar ist?»
    «Ach, äh, nein, danke», wiegelt die Mutter mit den Händen fuchtelnd an. «Ich glaube, wir müssen dann auch mal, gell, Robert?»
    «Ja», sagt Robert und nickt.
    Irmgard zuckt in sich hineinlachend mit den Schultern.
    «Tja, so ist das nun mal in unserer Gesellschaft, nicht wahr? Die Menschen haben eben keine Zeit mehr. Und schon gar nicht für uns Tie…, äh, also für
die
Tiere. Und genau das ist der Grund, warum unsere Tierheime so voll sind.»
    Der jungen Familie scheint es inzwischen zu blöd zu sein, darauf etwas zu erwidern, und sie stampft grußlos von dannen, während Irmgard einmal mehr aufs Bitterste von den Menschen enttäuscht mit dem Kopf schüttelt.
     
    Ich komme recht schnell zur Sache und berichte ihr nach einer kurzen Begrüßung in knappen Worten von dem Tötungsdelikt an Jochen Gruber. Ich entscheide mich für das förmlichere «Sie», obwohl man sich unter den Hundebesitzern im Bad Salzhausener Umland wie bei SPD und Gewerkschaften ganz allgemein genossenhaft duzt.
    «War das der Mörder?», fragt sie.
    «Was meinen Sie mit Mörder? Er ist das Opfer», sage ich bestimmt.
    «Wie man’s nimmt», entgegnet sie kühl. «Jedenfalls ist das der Mensch, der Bummo so grausam abgeschlachtet hat.»
    Ich bleibe stumm.
    «Gruber hat nichts anderes verdient als einen Schuss in den Kopf. Basta!»
    In diesem Moment springt ein rumänischer Schäferhund an mir hoch und zieht seine nasse Zunge über mein Gesicht.
    Gleichermaßen verängstigt wie verärgert drücke ich ihn von mir weg.
    Irmgard lacht. «Ach, der Stanislav, das ist einer, haha … Er scheint dich zu mögen. Die meisten Männer knurrt er an.»
    Ich bin mir nicht sicher, ob mir diese Variante nicht lieber gewesen wäre.
    «Frau Böhning, wo waren Sie am Donnerstag zwischen sechs und sieben Uhr?»
    «Das ist wieder typisch. Da setzt man sich leidenschaftlich für verwahrloste Tiere ein, und schon wird man in die Kriminellenecke abgeschoben.»
    Ich wiederhole meine Frage, während ich Stanislav nicht aus den Augen lasse. Ich fürchte, dass eine zweite Liebesattacke kurz bevorsteht.
    «Wo ich da war?», fragt Irmgard höhnisch.
    «Ja.»
    «Was denkst du denn?»
    «Wie, was denke ich denn?»
    «Na, was denkst du denn, wo ich am frühem Morgen bin, wenn ich 26  Hunde zu betreuen habe? Draußen! Gehst du denn morgens nicht mit Berlusconi und Charlie raus?»
    «Doch, klar, aber das ist jetzt nicht …»
    «Wie lange denn?»
    «Keine Ahnung, so ’ne halbe Stunde ungefähr.»
    «Waaaas, nur eine halbe Stunde?», ruft sie entsetzt aus. «Das ist viiiel zu wenig. Gerade der junge Charlie braucht viiiiel mehr Auslauf. Mindestens vier Stunden am Tag.»
    Wieder kehre ich zu meiner Ausgangsfrage zurück und bekomme zur Antwort, dass sie natürlich mit den Hunden draußen gewesen sei. Ja, alleine. Kein Alibi also. Ohne Zweifel traue ich Irmgard Böhning diese Tat zu. Verrückt genug ist sie.
    Ich möchte gerade gehen, greife schon nach der Scheunentür, da drehe ich mich noch einmal um und frage ganz beiläufig im Stil von Inspector Columbo: «Ach, eins noch: Woher wussten Sie, dass es ein Kopfschuss war? Ich jedenfalls habe es Ihnen nicht erzählt.»
    Kurz ist Irmgard irritiert, dann antwortet sie: «Von Egon, der hat mir das erzählt.»
    «Hmm», mache ich und werde zum Abschied von einer ungarischen Dogge ins Bein gerammelt.

Kapitel 28
    I ch kann nicht schlafen. Bin komplett übernächtigt, doch ich komme einfach nicht zur Ruhe. Jedes Mal, wenn sich so etwas wie Bettschwere anbahnt, schrecke ich aufgeregt hoch, als würde mir mein Unterbewusstsein verbieten, einzuschlafen. Immer wieder zischen mir Bilder aus den Stunden im Keller durch den Kopf. Die Angst um meinen Vater, die Angst um mich, die Schüsse auf Burgholtz, der tote Hund, Fichtenaus Geschrei, es lässt mich heute Nacht einfach nicht los.
    So liege ich wach, versuche zu lesen, scheitere aber daran, mich auf den Text zu konzentrieren. Ich stehe auf, gehe pinkeln, obwohl ich nicht muss, und höre unten im Wohnzimmer den Fernseher laufen. Melina, die die Vorzüge von Schulferien auskostet und zur Zeit niemals vor drei Uhr schlafen geht, tags darauf allerdings vor ein Uhr
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