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Tote Hunde beißen nicht: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)

Tote Hunde beißen nicht: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)

Titel: Tote Hunde beißen nicht: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)
Autoren: Dietrich Faber
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wieder aufs Sofa und begleiten den sympathischen Blutspritzer-Forensiker ein weiteres Mal dabei, wie er seinem durch ein grauenhaftes Kindheitserlebnis ausgelösten, nicht mehr zu stillenden Drang nachgeht, Menschen für einen guten Zweck zu ermorden.
    Gut und Böse sind nun mal nicht wie zwei weit voneinander entfernte Pole, sie vermischen sich eben manchmal.
    «Es ist trotzdem nicht richtig», sage ich, um noch ein bisschen Restpädagogik walten zu lassen. «Selbstjustiz ist nie gut.»
    Dann drückt Melina die Pausetaste.
    «Bei Mama war das ja auch so ähnlich, oder?»
    Ich nicke.
    «Das war doch ein Arschloch, der Typ», fährt sie fort. «Er hat sie bedrängt, und vorher hatte sie Angst um mich. Er hatte es also verdient, der Wichser.»
    «Nein, stopp, Melina. Mama hätte das nicht tun dürfen. Sie wollte das auch nicht. Sie hatte die Nerven verloren. Trotzdem war es auch ein bisschen Notwehr. Aber leider nur ein kleines bisschen. Vor allem fühlt sie sich selber schuldig. Sonst wäre sie ja nicht freiwillig ins Gefängnis gegangen.»
    Melina nickt traurig.
    «Es ist eben kompliziert», sage ich. «Ein Täter kann auch ein Opfer sein und ein Opfer ein Täter. Zum Beispiel dieser Fichtenau, der den Opa entführt hatte. Der war auch ein bisschen ein Opfer.»
    «Wieso?»
    «Er wurde jahrelang als Jugendlicher von diesem Jochen Gruber bedroht und misshandelt. Der hat sogar Zigaretten auf ihm ausgedrückt.»
    «Oh, fuck! Ist das der, der grad erschossen wurde?»
    «Genau.»
    «Dann kann ich verstehen, dass dieser Typi den abgeknallt hat.»
    «Der war es aber nicht», erwidere ich. «Und noch mal: Es ist nie in Ordnung, einen Menschen umzubringen.»
    «Also, wenn man mir so was antun würde oder meiner besten Freundin oder was weiß ich, von mir aus auch dir oder Mama, oder wenn ich mir vorstelle, wenn meinem Kind später so was passieren sollte, dann wüsste ich echt net, ob ich mich da unter Kontrolle habe.»
    Danach schweigen wir eine Weile.
    «So, wie Mama sich auch nicht unter Kontrolle hatte», fügt Melina noch an, bevor Dexter weitermordet. Melina hat mich allerdings auf eine Idee gebracht, die mich so sehr ablenkt, dass ich von der laufenden Folge kaum mehr etwas mitbekomme. Inzwischen bin ich so müde, dass mir Einschlafen zu anstrengend erscheint.
    Daher lalle ich müdigkeitsbesoffen in den Abspann der Folge  8 Melina eine betont lässig formulierte Frage zu:
    «Und, Melina, was machen die Guys? Gibt’s da was Neues?»
    Melina dreht sich zu mir um und präsentiert einen ihrer vernichtendsten Gesichtsausdrücke.
    «Was macht wer bitte? Häh? Guys? Wer sagt denn so was?»
    «Sagt ihr nicht so zu Jungs?»
    «Oh Gott!»
    Melina verdreht die Augen bis unter die Stirn.
    «Keine Ahnung, was die machen, keine Ahnung, was du meinst, sollte dich aber irgendwas zu interessieren haben, wirst du’s schon rechtzeitig erfahren, keine Angst!»
    Dem ist nichts hinzuzufügen.
    Als Melina wenig später in ihr Kellerzimmer geht, um den Tag schlafend zu verbringen, entscheide ich mich, noch an diesem Morgen zu Maik Fichtenaus Eltern zu fahren und sie persönlich über die Verhaftung ihres Sohnes zu informieren. Bisher haben sie nur einen knappen Anruf erhalten.
     
    Wieder kommen mir Horrorschockerfilme in den Sinn, die ich nie gesehen habe, als ich die abgedunkelte Stube der Fichtenaus betrete. Es herrscht dieselbe Trostlosigkeit wie bei meinem letzten Besuch, nur dass es diesmal noch stärker nach Altmännerschweiß riecht. Richard Fichtenau, der recht schnell als Auslöser ausgemacht werden kann, deutet stumm zu dem traurigen Sofa, auf dem ich schon das letzte Mal sitzen durfte.
    «Warte Se mal», sagt er und verlässt die Stube. Dann passiert nichts. Ich sitze da und warte. Die Augenlider werden schwerer und schwerer, und während ich auf den gekreuzigten Jesus an der Wand blicke, nicke ich im Ticken einer Wanduhr ein. Dann macht es «Kuckuck», ich erschrecke und denke erst, es sei Jesus gewesen, doch es war glücklicherweise der kleine Holzvogel, der aus der Kuckucksuhr nebenan schaut. Kuckuck, kuckuck.
    Nun endlich röcheln die Fichtenaus heran.
    «So, was soll der Maik denn nun wieder gemacht haben?», hustet mich Irmtraud Fichtenau zur Begrüßung an.
    «Guten Morgen, Frau Fichtenau.»
    Ich berichte, wann und wo wir ihren Sohn verhaftet haben und dass er sich seitdem in Untersuchungshaft in Gießen befände.
    Dann sage ich: «Wir wissen noch nicht genau, für welche Vergehen er angeklagt wird. Er hat vermutlich, und
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