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Tote essen keinen Döner

Titel: Tote essen keinen Döner
Autoren: dtv
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selbst. Ansonsten können wir die Leiche ja immer noch irgendwie verschwinden lassen.«
    »Wenn wir schon dabei sind, lasst ihn uns auch aufessen. Viel schlimmer als Opa Weißbrot kann der doch nicht schmecken«, sagt Mehmet.
    »Kommt, wir stecken ihn in die Tiefkühltruhe. Wir können die Leiche ja nicht hier rumliegen lassen«, rufe ich.
    »Osman, du kannst mir doch keine Leiche in die Tiefkühltruhe legen, das ist doch ekelhaft«, sagt Eminanim.
    »Hast recht, am besten, wir verstauen ihn zuerst in einer anständigen Plastiktüte, dann kann er nichts einsauen.«
    »Und bekommt auch keinen Gefrierbrand«, gibt Mehmet wieder einen seiner überflüssigen Kommentare ab.
    Eminanim kommt mit einer Plastikplane an, die ich für die Malerarbeiten gekauft habe. Mehmet und ich rollen die Leiche ordentlich ein und stecken sie in die Tiefkühltruhe. Und die beiden Hammelköpfe packen wir als Tarnung obendrauf.
    Mit angewidertem Gesicht und Tränen in den Augen wischt Eminanim die Spuren vom Fußboden weg.
    »So, jetzt können wir nach oben gehen. Aber lasst euch ja nichts anmerken«, sage ich, während ich das Licht im Keller ausmache und die Treppen erklimme.
    »Oh, es hört sich so an, als wären die Möbelpacker mit ihrer Arbeit schon fertig«, wundert sich Mehmet auf dem Flur.
    »Ich habe denen vorhin gesagt, die können mit der Schow aufhören und nach Hause gehen. Und Abdullah-Ibrahim ist zum Glück auch schon weg«, sagt Eminanim.
    |25| »Da seid ihr ja endlich! Keine Angst, Frau Weißbrot ist schon gegangen«, empfängt uns Zeynep oben.
    »Wer zum Teufel ist das denn jetzt?«, flippe ich aus.
    Nun ja, so bin ich halt. Wenn ich Stress habe, reagiere ich leicht reizbar. In der letzten Zeit hatte ich auch relativ selten Leichen im Keller. Ich vermute, dass meine Reizbarkeit ein bisschen damit zusammenhängt.
    »Mensch, Papa, Frau Weißbrot ist doch die ältere Dame von oben, deren Alten wir vorhin runtergeschlungen haben. Ein bisschen blöd hat sie schon geguckt. Ich glaube, sie hat geahnt, dass ihr Alois etwas abgenommen hat. Ich hab ihr gesagt, dass es bei älteren Menschen häufiger vorkommt, dass der Knochenschwund erst nach dem Tod einsetzt«, ruft Nermin aus dem Badezimmer.
    »Hauptsache, die Leiche ist weg«, sage ich.
    »Osman, so wie es aussieht, wirst du als Erster den Mord ausplaudern«, zischt mir meine Frau vorwurfsvoll ins Ohr.
    »Ich wollte nur die Reaktionen von Zeynep und Nermin testen, wenn sie das Wort ›Leiche‹ hören«, flüstere ich oberschlau zurück.
    »Du spinnst ja wohl!«, schimpft sie und zerrt mich ins Schlafzimmer oder vielmehr in den Raum, der mal unser Schlafzimmer werden soll.
    »Osman, wie kannst du nur so was denken? Unsere Töchter haben mit dem Mord nichts zu tun, hast du verstanden!«
    »Frau, mit Mördern kenne ich mich ganz gut aus – ich habe genügend Krimis gesehen! Eins ist doch klar: Am Ende ist immer derjenige der Mörder, bei dem man es am allerwenigsten vermutet. Was meinst du wohl, warum ich |26| vorhin im Keller Mehmet sein Alibi einigermaßen abgenommen habe? Denkst du, weil er gesagt hat, dass er den Mann nicht umgebracht hat? Nein, ganz im Gegenteil, eigentlich weil er wie der leibhaftige Mörder aussieht. Zum Schluss, am Ende des Films, sind die wahren Mörder immer diejenigen, die völlig harmlos aussehen – so wie deine Töchter.«
    »Halloo, Osman, komm zu dir! Wir sind hier nicht im Fernsehen. Das ist nicht ›Derrick‹, was hier abläuft. Wir haben im Keller eine richtige, echte Leiche! Ich werde noch verrückt!«
    »Ich auch, Eminanim, hoffentlich ist das alles nur ein böser Traum. Kneif mich mal   … Auaaa, bist du bescheuert! Schau dir das an, das wird ein riesengroßer blauer Fleck. Die Polizei wird denken, dass ich mich vorher mit Adolf geprügelt habe.«
    »Ach, Osman, zum Schluss bleibt es sowieso an mir hängen.«
    »Also, Eminanim, wenn überhaupt, dann bist du bestenfalls Mörderin dritten Grades. Vorher haben ihn ein paar Leute in die Zange genommen und ihm jeden zweiten Knochen gebrochen. Und dann hat ein anderer ihm drei Kugeln in den Kopf geschossen. Von mir aus hast du ihn zum Schluss noch mit der Kellertür erschlagen. Aber das ist unwichtig, weil du es ja nicht absichtlich getan hast und dieser Adolf schon längst tot war. Verstehst du, was ich sagen will? Das Einzige, was sie dir vorwerfen können, ist: fahrlässiges Erschlagen einer toten Leiche im Affekt. Vermutlich nicht mal das. Denn in keinem meiner Krimis habe ich jemals von so
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