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Toskana Forever: Ein Reiseleiter erzählt

Toskana Forever: Ein Reiseleiter erzählt

Titel: Toskana Forever: Ein Reiseleiter erzählt
Autoren: Dario Castagno
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zweitens, ob du La Macia wieder sehen möchtest. Vielleicht könnten wir zusammen hingehen.«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, nini «, sagte er lächelnd, »die Fotografie kannst du behalten. Ich habe seit mehr als sechzig Jahren ein eigenes Bild in meinem Gedächtnis. Das in deiner Tasche vergilbt, aber meines verändert sich nicht.« Dann fügte er etwas melancholisch hinzu: »Aber ich glaube, ich würde gerne einmal dahin zurückkehren, bevor ich sterbe. Vielleicht ist die Zeit jetzt gekommen … wenn du so nett wärst und mitkommst. Am nächsten Donnerstag hat meine Frau Geburtstag, das wäre vielleicht ein guter Tag.«
    Ich war wegen dieser unerwarteten Zusage sehr aufgeregt. »Klar, Tonio, ich werde dich abholen. Hab keine Sorge.«
    Rebecca und Massimo arbeiteten jeden Tag fleißig, um das Gemälde rechtzeitig fertig zu stellen. Trotz der Eile leisteten sie gute Arbeit. Die Darstellung auf der Fotografie nahm jetzt die ganze vierte Wand des Zimmers ein.
    Wir kamen vor Sonnenuntergang beim Haus an. Tonio fasste Mut und beschloss, als Erster einzutreten. Als er das brennende Feuer sah und den gedeckten Tisch, war er sichtlich gerührt. »Genau wie vor all den Jahren … wenn ich vom Feld zurückkam.«
    Ich stellte ihm Massimo und Rebecca vor, und die beiden begleiteten ihn aufgeregt, um ihm das Geschenk zu zeigen, das sie für ihn gemalt hatten. Tonio stand da, sprachlos und ohne sich zu rühren, betrachtete er das Porträt seiner Familie. Dann schaute er uns in einer Art entrückter Zufriedenheit an und sagte:«Endlich sind wir wieder alle zu Hause.«
    Der Abend war denkwürdig. Wir verbrachten ihn mit einem Essen bei Kerzenschein, und dann rösteten wir Kastanien im Feuer, wie einst. Schließlich sagte Rebecca, dass die Zeit für ihr erstes Glas Wein gekommen sei. Also gingen wir zum Feuer und tranken auf unsere Gesundheit – jeder Einzelne von uns so verschieden und doch so eng mit den anderen verbunden – drei Generationen von chiantigiani, die ihr Glas vor dem Feuer erheben.

Vielen Dank
     
    Wie langweilig! Im Fernsehen lief nichts, und Cristina und ich saßen Daumen drehend auf dem Sofa und starrten Löcher in die Decke, an der da und dort Spinnweben zu sehen waren. Der Hund lag auf seiner Matte, auch er lustlos, träge und apathisch.
    »Warum fangen wir nicht mit unserem Buch an?«, fragte ich. »Ja, warum eigentlich nicht?«, antwortete Cristina achselzuckend. Wir hatten schon oft davon gesprochen, ein Buch über meine Erlebnisse als Reiseleiter zu schreiben, dieses Vorhaben aber bisher nie so richtig ernst genommen. An diesem Tag jedoch machten wir uns an die Arbeit und setzten uns fast zwei Jahre lang jeden Abend daran. Anfangs war es eher ein Zeitvertreib, aber allmählich nahm das Buch Gestalt an, und unsere Arbeit wurde ernsthafter. Allabendlich bohrte ich in meinen Erinnerungen und suchte nach Begebenheiten und Zwischenfällen, die irgendwie zum Werk passten und es erweiterten. Zuallererst möchte ich deshalb Cristina danken, weil sie neben ihrer täglichen Arbeit und ihrem Studium die Geduld aufbrachte, sich Abend für Abend vor den Computer zu setzen und darauf zu warten, dass meine Erinnerungen zu fließen begannen. Anfangs gab es lange Pausen, in denen mir gar nichts einfiel, doch im Laufe der Zeit erinnerte ich mich müheloser an die verschiedensten Vorfälle, und die Gesichter von längst vergessenen Kunden und alte Ausflugserlebnisse kehrten in mein Gedächtnis zurück. Diese Wiederentdeckungen waren erfreulich, gleichzeitig aber auch schmerzhaft, denn sie machten mir bewusst, wie viel Zeit seit meinem ersten Ausflug vergangen war.
    Cristinas Mitarbeit war ausschlaggebend. Ohne sie hätte ich diese Seiten nie geschrieben. Herzlichen Dank.
    Dank gilt auch meinem Freund Chuck, der den englischen Titel vorgeschlagen hat.
    Vielen Dank auch meinen bunt zusammengewürfelten Kunden, den eigentlichen Hauptpersonen dieses Buchs. Vorwiegend Amerikaner begleiten zu dürfen ist ein ganz besonderes Glück. Hätte ich in erster Linie mit Touristen anderer Nationen gearbeitet, hätte ich meinen Beruf wahrscheinlich schon längst an den Nagel gehängt. Es sind die Begeisterung und Herzlichkeit meiner amerikanischen Kunden, die mich dazu veranlassen, Jahr für Jahr und Kilometer um Kilometer weiterzumachen, ohne mich je zu langweilen.
    In den zwei Jahren, in denen wir an dem Buch schrieben, begleitete ich weiterhin täglich Gäste und hoffte dabei auf neue, interessante Begegnungen oder merkwürdige
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