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Tore nach Thulien 2 : Dämmerung (German Edition)

Tore nach Thulien 2 : Dämmerung (German Edition)

Titel: Tore nach Thulien 2 : Dämmerung (German Edition)
Autoren: Jörg Kohlmeyer
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dessen Front mit einer dunklen, ledernen Schürze fest überzogen war. Die Schürze war verdreckt, und den Flecken nach zu urteilen, diente sie offensichtlich dem Schutz der Kleidung vor Blut oder anderen Körperflüssigkeiten der Patienten. Sie zeigte deutliche Abnutzungserscheinungen und die kleinen, in regelmäßigen Abständen angebrachten Messingnieten hielten sie mehr schlecht als recht am Überwurf. Die meisten waren bereits vom Grünspan befallen und nur noch eine Hand voll schimmerte im ursprünglichen Glanz des Metalls. An den Füßen trug der Medikus gewickelte Stoffgamaschen und Sandalen. Die waren im Vergleich zum Rest seiner Gewandung in einem noch recht ansehnlichen Zustand. Taris schob dies auf den Umstand, dass der Medikus aufgrund seines hohen Alters nicht mehr allzu gut zu Fuß unterwegs war. Die Haltung des Heilers gab ihm Recht. Leicht nach vorne gebeugt stand er da und sah zu Taris. Sein Brustkorb hob und senkte sich in rascher Folge. Er musste den Weg von der Garnison bis zum Tor in großer Hast zurückgelegt haben. Vermutlich hatte ihn die Wache zur Eile angehalten.
          >> Gut das Ihr da seid, Eirik! Seht bitte in den Wagen und macht Euch selbst ein Bild von der Situation! << Taris ging einen Schritt zurück und zog die Plane des Wagens etwas beiseite.
          Eirik sah ihm dabei leicht irritiert zu und zögerte. Als er jedoch merkte, dass Taris nicht daran dachte, die Plane wieder loszulassen, schnaufte er noch einmal ausgiebig und trat dann mit einem Seufzen an den Wagen. >> Ich hoffe es lohnt sich, Taris. Euer übereifriger Rekrut hier hat mich fast dazu gebracht, dass ich mir selbst das Herz aus dem Brustkorb keuche. << Schmunzelnd, und sich ein Stöhnen dabei nicht verkneifen könnend, beugte sich Eirik über den Rand des Wagens.
          Taris beobachtete ihn genau und rechnete eigentlich mit einer Reaktion, ähnlich der des Wachmanns, doch die blieb aus. Er konnte sogar hören, wie der Feldscher damit begann, mit sich selbst zu reden. Dem Medikus schien der Gestank und der Anblick im Innern des Wagens nichts auszumachen, eher im Gegenteil, Taris hatte das Gefühl, dass Eirik gerade erst so richtig mit der Untersuchung begann. Neugierig zwang er sich selbst noch einmal einen Blick in den Wagen zu werfen, und noch immer verschlug ihm das Bild die Sprache. Die Frau und die Tochter des Kutschers saßen, die Füße ausgestreckt und die Oberkörper an der Wand lehnend, in ihren eigenen Exkrementen auf dem Boden. Ihre Haut war unnatürlich weiß verfärbt, und selbst die Augen, in denen man ein goldenes Braun oder strahlendes Blau erwarten würde, waren komplett mit milchigem Weiß gefüllt. Sie sahen aus, als hätte die beiden jemand von oben bis unten mit Mehl bestäubt, und wäre die Situation nicht so grotesk und schrecklich zugleich gewesen, Taris hätte keine andere Erklärung dafür gehabt. Einzig die Haare schienen von der unheimlichen Verwandlung verschont geblieben zu sein, bildeten sie mit ihrem tiefen Schwarz doch einen markanten Kontrast zum Rest der Körper.
          >> Die beiden sind tot, soviel ist sicher << , stellte Eirik nach einiger Zeit nüchtern fest und hob dabei eines der Augenlieder der Frau etwas an. Was auch immer er sich davon erhoffte, er fand es nicht. Im nächsten Moment nahm er die Hand wieder zurück und schüttelte nur den Kopf.
          >> Soweit war ich auch schon, Eirik. Sagt mir etwas, dass ich noch nicht weiß. <<
          >> Das wird schwer, mir fällt nicht wirklich etwas ein. <<
          >> Ist das eine Krankheit oder gar eine Seuche? <<
    Eirik zog die Schultern in einer ratlos wirkenden Geste nach oben. Er schien sich ernsthaft auf die Sache zu konzentrieren, doch hatte Taris das Gefühl, dass auch der Medikus nicht weiter wusste. >> Es könnte eine Krankheit gewesen sein, ja. << , räumte Eirik dann ein, beschwichtigte jedoch sofort, als er Taris erschrockenen Blick sah. >> Macht Euch dahingehend aber keine Sorgen. Ich denke nicht, dass die Leichname noch ansteckend sind oder es überhaupt jemals waren. <<
          >> Wie kommt Ihr darauf? << , wollte Taris wissen, der von der Harmlosigkeit der beiden Toten noch nicht wirklich überzeugt war.
          Eirik deutete auf den Kutscher am anderen Ende des Wagens. >> Er lebt noch. Es ist anzunehmen, dass die Reise der Familie länger als nur ein paar Tage gedauert, und sich der Zustand der beiden Frauen erst am Ende eingestellt hat. Wäre die Krankheit, oder was auch
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