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Topchter der Köingin Tess 1

Topchter der Köingin Tess 1

Titel: Topchter der Köingin Tess 1
Autoren: cook
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nicht begegnete. Ich fand, dass Kavenlow seine Aufgabe, mich zu beschützen, viel zu ernst nahm. Zwar hatten Garretts und meine Großeltern Krieg gegeneinander geführt, doch König Edmund hatte viel mehr zu gewinnen, wenn sein zweiter Sohn in meine Familie einheiratete. So durfte er hoffen, von der Prophezeiung vom Roten Mond zu profitieren, statt von ihr ins Verderben gestürzt zu werden. Unsere Ehe war vor fast einem Jahr arrangiert worden, aber Garrett und ich sollten uns erst in einem Monat kennenlernen, zum Sommerfest, und dann im kommenden Winter zur Jahreswende heiraten. Dass er etwas zu früh erschienen war, störte mich nicht im Geringsten.
    Heather presste die Lippen zusammen, nahm mir die Bürste ab und bearbeitete mühsam meine vom frischen Wind zerzausten und verknoteten Locken. »Es gefällt mir nicht, wenn Ihr hinab in die Straßen geht. Eines Tages kommt Ihr noch tot nach Hause«, sagte sie und riss kräftig an meinem Haar. »Und was wird dann aus mir? Nicht für viel Geld würde ich je wieder mit Euch in die Stadt gehen.«
    »Das ist schon Jahre her«, protestierte ich. »Heather, begrabe es und such dir ein neues Pferd, auf dem du herumreiten kannst.«
    Ein Hauch Rot breitete sich über ihre Wangen, die nie der Sonne ausgesetzt wurden, und sie riss noch grober an meinem Haar. Um ehrlich zu sein, war ich damals wirklich nur knapp davongekommen. Die umstehenden Händler und die Bewohner des Städtchens hatten spontan zurückgeschlagen und den Angreifer vor meinen und Heathers entsetzten Augen zu Tode gesteinigt. Kavenlow war furchtbar wütend gewesen, weil er die Leute nicht davon hatte abhalten können. Mein Volk hatte in seinem Zorn nichts übrig gelassen, was er hätte befragen können. Kavenlow war noch tagelang ärgerlich im Palast herumgestapft. Und zwei Tage später hatte er begonnen, mich heimlich gegen das Gift in meinen Pfeilnadeln zu immunisieren, als Ergänzung zu meinem wachsenden Geschick im Umgang mit Peitsche und Messer.
    »Ihr hättet mich hinunterschicken sollen«, sagte sie und zupfte und zerrte an meinen Locken. »Ich weiß doch, was Euch gefällt.«
    Ich nahm ihr die Bürste ab, ehe sie mir das Haar noch ganz vom Kopf riss. »Ich habe etwas für Garrett gekauft.«
    »Ach ja, richtig.« Ihre blauen Augen blitzten anzüglich. »Was habt Ihr ihm denn gekauft? Zwei hübsche Prinzenjuwelen?« Sie riss in gespielter Unschuld die Augen auf und schüttelte meinen frischen Unterrock aus. »Ach, nicht? Wahrscheinlich hat er schon ein Paar. Dann vielleicht ein schrecklich großes, langes Schwert? Nein? Das hat er also auch schon.« Sie kicherte fröhlich.
    »Ein Messer«, sagte ich und grinste ebenso breit. Heather hätte schon vor Jahren heiraten sollen, und an Anträgen hatte es weiß Gott nicht gemangelt, aber dann hätte sie mir nicht mehr dienen dürfen, bis ich selbst verheiratet war. Und das Leben an meiner Seite war viel zu angenehm, als dass sie es so leicht aufgeben würde. Von dem ansehnlichen Lohn der Palastdienerschaft ganz abgesehen.
    »Ein Messer?«, wiederholte Heather. Sie spielte mit den Spitzen ihres Haars und kräuselte die Lippen zu einem Schmollmund, der meistens dafür sorgte, dass sie vom Küchenjungen bekam, was immer sie wollte.
    Ich nickte. »Es hat einmal einem Wüstenkönig gehört. Willst du es sehen?« Ich griff nach meinem Münzbeutel auf der Kommode, holte das Messer heraus und legte es ihr in die offene Hand. »Sei vorsichtig«, warnte ich sie. »Es ist unglaublich scharf. Die Zigeunerin, von der ich es gekauft habe, hat mir versehentlich damit in den Finger geschnitten. Siehst du?«
    Heather musterte pflichtbewusst den winzigen Schnitt, als ich ihr meine Hand hinhielt. »Kavenlow hat sie dafür mit der flachen Seite seines Schwerts geschlagen«, sagte ich, und ein eigenartig entrücktes Gefühl überkam mich. »Er hat ihren Wagen niedergebrannt und ihr Pferd geschlachtet. Sie hatte … blaue Augen. Hast du jemals eine Zigeunerin mit blauen Augen gesehen?«
    Heather blieb der Mund offen stehen. »Kavenlow?«, flüsterte sie. »Er hat sie geschlagen?«
    »Das war vielleicht ein Schauspiel«, sagte ich langsam und glaubte, Rauch zu riechen. Ich fühlte mich ganz seltsam und fuhr zusammen, als Heather meine Hand nahm und meinen Finger genauer betrachtete.
    »Schoh, Tess!«, rief sie leise aus. »Warum habt Ihr mir das nicht gleich erzählt?«
    Verwirrt entzog ich ihr meine Hand. »Ich weiß nicht.« Mit gerunzelter Stirn wandte ich mich meinem Spiegel zu.
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