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Topchter der Köingin Tess 1

Topchter der Köingin Tess 1

Titel: Topchter der Köingin Tess 1
Autoren: cook
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selten vorkam. Sie suchten die Küste wie auch die Berge heim und konnten angeblich die Kranken heilen, Regen bringen, um eine Dürre zu beenden, oder auch herumstreifende Ziegenherden ins Verderben locken. Ich hatte nur ein Mal ein Punta-Fell gesehen, trocken und staubig und rissig vom Alter. Sie mieden Menschen so sehr, dass man sich inzwischen fragte, ob es überhaupt noch welche gab.
    Ich stand auf und strich mit beiden Händen über mein weißes Leinenkleid. Es wäre ja nicht meine Schuld, falls Garrett und ich uns auf den Fluren über den Weg laufen sollten. »Sehe ich gut aus?«, fragte ich unsicher.
    Heather musterte mich von Kopf bis Fuß und schüttelte bekümmert den Kopf. Ich schlug die Augen nieder und machte ein langes Gesicht. Ich mochte noch so groß sein, meine Aussprache noch so höfisch kultiviert klingen, ich war einfach nicht richtig gebaut. Meine Kurven waren zu flach, der Rest meiner Figur unter den vielen Ellen Stoff dafür allzu gestählt dank meiner vielen Nachmittage im Sattel. Das war mir früher nicht so wichtig erschienen. Jetzt schon.
    Einen Herzschlag lang herrschte Schweigen, dann merkte Heather offensichtlich, was sie angerichtet hatte, und beeilte sich, meinen Rock erneut aufzuschütteln. »Ach, Euer Haar sieht ganz bezaubernd aus«, verkündete sie, und ihr Gesicht färbte sich rot. »Ich habe noch nie so lange Locken gesehen, und dann dieses prachtvolle, satte Braun, wie frisch gepflügte Erde … genau wie Eure Augen. Ihr seht – hübsch aus. Prinzessinnenhübsch.«
    Ich lächelte dünn. Ich war nicht hässlich, aber wir wussten beide, dass nicht ich es war, die den Wachen ein sehnsüchtiges Seufzen entlockte, wenn wir gemeinsam durch den Palast streiften.
    »Jetzt braucht Ihr nur noch Euer Diadem«, sagte Heather und wandte sich meinem Toilettentisch zu.
    Ein leiser, gequälter Laut entschlüpfte mir, doch ich sagte nichts und hielt den Blick fest auf mein Spiegelbild gerichtet.
    »Tess!«, jammerte Heather, und ihre Schultern sackten herab. »Der Himmel steh Euch bei, doch nicht schon wieder? Ach, Ihr würdet Eure Füße verlieren, wenn Ihr nicht darauf stehen müsstet.«
    »Ich habe es nicht verloren, sondern Garretts Messer dafür eingetauscht«, rechtfertigte ich mich. »Könntest du dich zum Schmied schleichen und mir ein neues holen? Ich wäre dir sehr dankbar.«
    Meine Stimme klang ganz vernünftig und verriet nichts von meiner plötzlichen Besorgnis, was Mutter dazu sagen würde, wenn sie dahinterkäme. Vorhin war mir der Handel als gute Idee erschienen, und es war meine Krone, ertränkt noch mal. Ich hatte es satt, mir vorschreiben zu lassen, was ich tun durfte und was nicht. Man sollte doch meinen, dass eine Prinzessin ihre eigenen Entscheidungen treffen durfte, aber nein, ich hatte nie etwas zu sagen. Immer musste ich mich dem beugen, was sich gehörte, was man von mir erwartete. Und ich hatte es so satt. Meine Gedanken schweiften zu dem Bild von Garrett, das in meinem Empfangszimmer hing. Oh, so satt.
    Heather stand erwartungsvoll da, die Hände in die Hüften gestemmt. Sie durfte den Palast eigentlich nur in Begleitung verlassen, also würde ich ihr den Ausflug versüßen müssen, damit sie das Risiko einging. »Ich werde allen sagen, dass du in meinem Privatgemach mit eiligen Näharbeiten beschäftigt bist«, bot ich ihr an. Ich erinnerte mich, dass sie am Morgen unablässig von ihrem neuesten Verehrer erzählt und sich beklagt hatte, wie lange sie ihn nicht mehr gesehen hätte. Allein. In der herrlichen Frühlingsluft. Das Ganze war von viel Zwinkern, Nicken und Seufzen begleitet gewesen.
    Meine Schultern sanken herab. Wenn ich schon meinem Begehren nicht nachgeben konnte, dann wenigstens sie. Und vielleicht würde sie mir morgen früh davon erzählen. »Lass dir so viel Zeit, wie du willst«, fügte ich hinzu. »Ich kann mich heute Abend allein auskleiden.«
    Das konnte ich nicht – jedenfalls nicht, ohne mir dabei wehzutun –, aber ich wusste, dass ich gewonnen hatte, als ihr ein Laut der Vorfreude entschlüpfte. »Die ganze Nacht?«, fragte sie nach. »Und Ihr werdet niemandem sagen, dass ich weg bin?«
    Ich nickte und war erleichtert darüber, dass Garretts Messer mich nun doch keine Strafpredigt von meiner Mutter kosten würde – nur einen Abend würde ich opfern müssen, um die Knöpfe wieder an mein Kleid zu nähen, die ich zweifellos abreißen würde, wenn ich mich heute Abend auszuziehen versuchte.
    »Ach, Schweinsfedern, abgemacht!«, sagte sie,
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