Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Top Secret 1 - Der Agent (German Edition)

Top Secret 1 - Der Agent (German Edition)

Titel: Top Secret 1 - Der Agent (German Edition)
Autoren: Robert Muchamore
Vom Netzwerk:
James enger als früher. Überall waren Graffitis aufgesprüht und es stank nach Hundepisse. James kümmerte es nicht. Er verdiente es, an einem kalten Ort zu sein, der nach Hund roch. Um seine Hände zu wärmen, rieb er sie aneinander, und er erinnerte sich an die Zeit, als er noch klein war.
    Damals war seine Mutter noch längst nicht so dick gewesen. Ihr Gesicht war mit einem irren Grinsen am Ende des Tunnels erschienen, und mit tiefer Stimme hatte sie gesagt: Ich komm dich fressen, James! Das war cool, denn die Röhre hatte ein klasse Echo, wenn man darin saß.
    James probierte es aus: »Ich bin ein Vollidiot!«
    Das Echo stimmte ihm zu. Er zog sich die Kapuze über und schloss den Reißverschluss, sodass sein Gesicht halb verdeckt war.

    Nach einer halben Stunde Grübeln wusste James, dass er zwei Möglichkeiten hatte: Er konnte den Rest seines Lebens in dieser Röhre verbringen oder nach Hause gehen und sich umbringen lassen.
    James betrat die Diele der Wohnung und warf einen Blick auf das Mobiltelefon auf dem Tisch unter der Garderobe.
    12 ANRUFE IN ABWESENHEIT
UNBEKANNTE NUMMER
    Anscheinend hatte die Schule versucht, seine Mutter zu erreichen, sie war aber nicht ans Telefon gegangen. James dankte Gott, wunderte sich jedoch, warum sie nicht abgehoben hatte. Dann sah er Onkel Rons Jacke am Haken hängen.
    Onkel Ron war aufgetaucht, als James noch ein Kleinkind war. Es war, als hätte man einen lauten, stinkenden Teppich in der Wohnung. Ron rauchte, trank und verließ das Haus nur, um in die Kneipe zu gehen. Einmal hatte er auch einen Job gehabt, aber nur vierzehn Tage lang.
    James hatte Ron immer für einen Idioten gehalten und seine Mutter stimmte ihm schließlich zu und warf Ron hinaus. Allerdings erst nachdem sie ihn geheiratet und seine Tochter geboren hatte. Selbst jetzt hatte James’ Mutter noch etwas für Ron übrig. Sie waren nie geschieden worden. Alle paar Wochen tauchte Ron auf, angeblich um seine Tochter Lauren zu sehen. Er kam jedoch meist, wenn Lauren in der Schule war und er Geld brauchte.
    James ging ins Wohnzimmer. Gwen, seine Mutter, hing auf dem Sofa, ihre Füße auf einem Hocker. Das linke Bein war bandagiert. Ron saß im Lehnstuhl, die Füße in den löchrigen Socken auf dem Couchtisch. Beide waren betrunken.
    »Mum, du sollst doch nicht trinken, wenn du deine Medikamente nimmst«, sagte James und vergaß vor lauter Ärger seine eigenen Probleme.
    Ron richtete sich auf und nahm einen Zug an seiner Zigarette.
    »Hi, Jamieboy, Daddy ist zu Hause«, grinste er.
    Ron und James starrten einander an.
    »Du bist nicht mein Vater, Ron«, sagte James.
    »Nein«, antwortete Ron. »Dein Vater ist getürmt, als er deine hässliche Visage gesehen hat.«
    Vor Ron wollte James eigentlich nichts von der Schule erzählen, doch die Wahrheit nagte an ihm.
    »Mum, in der Schule ist was passiert. Ein Unfall.«
    »Hast dir wieder in die Hosen gemacht, was?«, kicherte Ron.
    James ging nicht darauf ein.
    »Hör zu, James, Liebling«, lallte Gwen undeutlich. »Egal was für Schwierigkeiten du hast, wir reden später drüber. Geh und hol deine Schwester von der Schule ab. Ich hab ein bisschen zu viel getrunken und kann nicht mehr fahren.«
    »Es tut mir Leid, Mum, aber es ist wirklich ernst. Ich hab...«
    »Geh einfach deine Schwester abholen, James«, jaulte seine Mutter. »Mir dröhnt der Schädel.«
    »Lauren ist alt genug, um allein nach Hause zu kommen«, widersprach James.
    »Ist sie nicht«, warf Ron ein. »Tu, was man dir sagt! Wenn du mich fragst, braucht der Junge mal einen Stiefel im Hintern.«
    »Wie viel Geld braucht er diesmal?«, fragte James sarkastisch.
    Gwen wedelte mit der Hand vor ihrem Gesicht. Sie hatte genug von den beiden.
    »Könnt ihr beide nicht zwei Minuten in einem Raum verbringen, ohne euch zu streiten? James, geh an meinen Geldbeutel und bring uns auf dem Heimweg etwas zum Abendessen mit. Ich koche heute nicht.«
    »Aber...«
    »Geh jetzt, James, bevor ich die Geduld verliere.«
    James konnte es nicht erwarten, bis er alt genug war, um Onkel Ron zu verprügeln. Wenn er nicht da war, war seine Mutter O.K.
    Er fand ihren Geldbeutel in der Küche. Eigentlich war ein Zehner genug für das Abendessen, doch er nahm zwei Zwanziger. Ron würde ohnehin alles stehlen, was da war, bevor er ging, deshalb würde James nicht beschuldigt werden. Es fühlte sich gut an, vierzig Mäuse in die Schuluniformhosen zu stecken. Gwen ließ nie etwas herumliegen, was James oder Ron nicht stehlen durften. Die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher