Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tom Thorne 07 - Das Blut der Opfer

Titel: Tom Thorne 07 - Das Blut der Opfer
Autoren: Mark Billingham
Vom Netzwerk:
nicht weiter um die Angebote in dem Maklerbüro. Er ging rasch, hielt sich dabei nahe am Fenster.
    Am Restaurant angekommen, sah er hinein und erschrak. Arkan Zarif schaute ihm direkt ins Gesicht, als hätte er auf ihn gewartet. Doch dann merkte er, dass das das nur ein Lichteffekt war. In Wirklichkeit schaute Zarif nur vor sich hin.
    Thorne wartete, bis sein Atem sich beruhigt hatte, und legte den Kopf an die Scheibe. Dann klopfte er. Der Alte kniff die Augen zusammen und riss sie nach fünf, zehn Sekunden weit auf, als er begriff, wen er vor sich hatte.
    Thorne spürte, wie die Wut in ihm aufstieg, weil Zarif ihn nicht sofort erkannt hatte.
    Zarif ging zur Tür und sperrte auf. Er bat Thorne mit einem Lächeln herein. Mit einem Blick auf die Uhr sagte er: »Sie müssen sehr hungrig sein.«
    Das Lokal war nicht groß: ein paar Nischen und eine Handvoll Tische, wobei die Stühle bereits auf die Tische hochgestellt waren. Die Sammlung diverser Lampen aus Glas, Metall und Keramik, die von der Holzdecke baumelte, war bereits ausgeschaltet. Nur noch die Lampe hinter der kleinen Theke war an, und von der Treppe am anderen Ende des Raums, die hinunter in die Küche führte, kam etwas Licht.
    Zarif ging langsam zu einem der Nischentische, auf dem er eine Flasche und ein Glas stehen hatte. Er zwängte sich hinter den Tisch und rutschte über die vinylbezogene Bank. Aus den Lautsprechern über der Bar drang leise Musik: eine Frauenstimme, Flöten und Tablas. Vielleicht auch eine Zither …
    Thorne nahm ihm gegenüber Platz. Er spreizte die Beine, um nicht Zarifs Beine unter dem Tisch zu berühren.
    »Kein Essen mehr«, sagte Zarif. »Wir haben schon geschlossen.«
    »Das ist kein Problem.«
    Zarif hatte zugenommen, seit Thorne ihn das letzte Mal gesehen hatte, wirkte aber immer noch eher wie ein Kleiderschrank als wie ein Fettkloß. Seine Schultern waren hochgezogen, und er ging etwas gebückt. Das weiße Hemd, das er in die graue Hose gesteckt trug, spannte über dem Bauch. Die Ärmel waren hochgerollt. Aus dem Halsausschnitt des weißen Leibchens, an dem er die obersten Knöpfe nicht zugeknöpft hatte, quollen schwarze und graue Haare.
    Seine Haare waren grauer geworden, aber immer noch voll und mit Öl nach hinten gestrichen. Die Wangen waren mit weißen Stoppeln bedeckt, und auch der Schnauzbart wurde zunehmend weiß. Aber die Augen waren noch genauso strahlend grün, wie Thorne sie in Erinnerung hatte. Er griff nach der Flasche. »Raki«, sagte er. »Löwenmilch. Möchten Sie ein Glas?«
    Thorne griff in seine Jackentasche. »Nicht umsonst. Das möchte ich nicht.« Er zog seine Brieftasche heraus und entnahm ihr eine Fünf-Pfund-Note.
    Zarif holte ein Glas von der Bar und schenkte ihm ein. »Die Kasse ist zu, geht nur umsonst.«
    Schulterzuckend ließ Thorne sein Geld auf dem Tisch zwischen Essig- und Ölfläschchen stecken.
    Zarif stieß mit seinem Glas an Thornes Glas und sagte: »Şerefiniz.«
    Thorne schwieg, aber er erinnerte sich an den Trinkspruch. Es bedeutete »Auf Ihre Ehre«. Der Raki war klar und schmeckte wie Hustensaft, aber das war unwichtig.
    »Immer wieder stoße ich am Ende einer Ermittlung auf Sie«, sagte Thorne. »Das ist so, als wäre da dieser entsetzliche Gestank in der Wohnung, und man sucht alles ab, weil man nicht weiß, woher er kommt, und dann findet man das tote Ding hinter dem Schrank.«
    Zarif hob das Glas an die Lippen und trank schnell, als handelte es sich um einen Espresso. »Ist das hier eine Polizeisache oder persönlich?«
    »Es ist eine Mordsache.«
    »Beim letzten Mal hab ich gedacht, es geht um beides. Weil Sie wie ein Hund zugebissen und gezerrt haben. Erinnern Sie sich, wie wir hier saßen und über Namen geredet haben?« Er hob die Hand und schrieb mit dickem Finger in die Luft. »Thorne. Stachlig und schwer loszuwerden.« Er sprach mit starkem Akzent und suchte häufig nach den Wörtern. Aber Thorne wusste, dass er seine Sprachschwierigkeiten nach Bedarf einsetzte.
    »Sie haben mir auch erzählt, was Ihr Name bedeutet«, sagte Thorne. »Dass Arkan nicht nur ›edles Blut‹ bedeutet, sondern auch ›Arsch‹.« Zarif wiegte den Kopf. »Das war damals, als Sie auf netter Opa machten. Bevor ich Sie besser kennenlernte.«
    »Was wollen Sie von mir?«
    »Sie sind ein sehr guter Geschäftsmann, ohne Frage. Ich verstehe, warum Sie es so weit gebracht haben.«
    Zarif breitete die Arme aus und sah sich um.
    »Das meine ich nicht«, fuhr Thorne ihn an. »Halten Sie mich nicht für
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher