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Tom Thorne 05 - In der Stunde des Todes

Titel: Tom Thorne 05 - In der Stunde des Todes
Autoren: Mark Billingham
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zustande zu bringen. Und noch mehr Kraft, schlagfertig zu antworten: »Ich hab nur einen Blumenkasten …«
    Nun kochte die Wut aufs Neue hoch, machte dann aber schnell einer perversen Freude über den nächsten lächerlichen Euphemismus Platz. »»Urlaub zum Gärtnern««, sagte er. »Wie nett. Wie scheißfreundlich.«
    Andererseits ergab es durchaus einen Sinn. Man konnte es ja schlecht als das bezeichnen, was es war: ein sinnloser, aus dem Arm geschüttelter Hilfsjob, um einen Problemfall loszuwerden. Eine Nervensäge, die man nicht so einfach feuern konnte. Gärtnern klang so viel besser als kaputt. So viel besser als besoffen, traumatisiert oder durchgeknallt.
    Hendricks schlenderte in die Küche. »Ich finde, du solltest das Angebot annehmen.«
     
    Am nächsten Tag merkte Thorne, wie sehr sich seine Position verschlechtert hatte.
    »Ich hab mich ins Aus manövriert, richtig?«
    Russell Brigstocke blickte auf seinen Schreibtisch, rückte sein Dienstbuch zurecht. »Wir finden was für Sie, was Sie nicht vollends in den Wahnsinn treibt.«
    Thorne zeigte scherzhaft drohend auf seinen Detective Inspector. »Das rate ich Ihnen.«
    Schwer zu sagen, wer von ihnen peinlicher berührt war, als die Tränen kamen. Plötzlich waren sie da. Thorne wischte sich schnell mit dem Handrücken über die Augen und drosch den Metallpapierkorb durch Russell Brigstockes Büro.
    »Scheiße …«
     
    Scotland Yard.
    Vielleicht der berühmteste Ort in der Geschichte der Verbrechensbekämpfung. Ein Synonym für schlaue Köpfe und modernste Technologien. Der Ort, an dem Rätsel gelöst und komplexen Verbrechen auf den Grund gegangen wird.
    Der Ort, an dem Thorne nun seit drei Wochen in einer Art Abstellkammer saß und langsam verrückt wurde. Sich den Kopf darüber zermarterte, auf wie viele Arten man sich umbringen konnte, wenn man dazu nur die übliche Büroausrüstung benutzte.
    Verständlicherweise hatte er geglaubt, die Demographischen Grundlagen für die Mitarbeiterwerbung könnten nicht so langweilig sein, wie der Titel nahe legte. Womit er sich irrte. Die ersten paar Tage waren gar nicht so übel. Man hatte ihm beigebracht, wie die Software funktionierte, mit deren Hilfe er mehrere hundert Seiten eines Forschungsberichts in ein präsentationsfähiges Dokument mit Balken- und Kuchendiagrammen verwandeln sollte. Sein Ausbilder war genauso interessant, wie Thorne sich ihn vorgestellt hatte. Aber immerhin hatte er jemanden, mit dem er reden konnte.
    Auf sich selbst gestellt entdeckte Thorne dann schnell, wie sich die Zeit am besten rumbringen ließ, aber ebenso schnell kam man ihm auf die Schliche. Es dauerte nicht lange, und jemand fand heraus, dass die Webseiten, auf denen Thorne surfte, sehr wenig mit der Rekrutierung ethnischer Minderheiten oder der Frage zu tun hatten, warum mehr Hundeausbilder aus dem Südwesten des Landes kamen. Ohne Vorwarnung wurde ihm von einem Tag auf den anderen der Internetzugang gesperrt, und seither blieb Thorne außer der Arbeit nichts anderes, als die Zeitung auswendig zu lernen und sich Selbstmordmethoden auszudenken.
    Er dachte gerade darüber nach, sich mit tausenden von Artikelausschnitten umzubringen, als ein Gesicht hinter der Tür auftauchte. Es war schmaler geworden und lächelte nervös. Vier Wochen waren vergangen, seit Thorne den Mann zuletzt gesehen hatte, der zumindest zum Teil dafür verantwortlich war, dass man ihn hierher verfrachtet hatte. Russell Brigstocke hatte Anlass genug, in Deckung zu gehen.
    Er hob die Hand und ergriff das Wort, bevor Thorne Gelegenheit hatte, etwas zu sagen. »Tut mir Leid, ich lad Sie zum Essen ein.«
    Thorne tat so, als denke er darüber nach. »Inklusive Bier?«
    Brigstocke verzog das Gesicht. »Ich mach gerade so eine Scheißdiät, aber weil’s Sie sind, okay.«
    »Was machen wir dann noch hier?«
     
    Thorne hatte nicht mal darauf geachtet, wie die Kneipe hieß, in die sie gingen. Sie verließen Scotland Yard, liefen Richtung Parliament Square und entschieden sich für das erste Pub, an dem sie vorbeikamen. Das Essen war unterste Schublade – Chili con Carne, das an manchen Stellen am Teller festgebacken, an anderen dafür noch kalt war –, aber immerhin gab es Stella vom Faß.
    Eine Bedienung räumte das Geschirr weg, als Brigstocke eine weitere Runde Getränke brachte.
    »Und womit hab ich das verdient?«, fragte Thorne.
    Brigstocke setzte sich und beugte sich zu seinem Glas. Nippte an dem Mineralwasser. »Muss doch keinen besonderen Grund geben.
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