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Tom Thorne 05 - In der Stunde des Todes

Titel: Tom Thorne 05 - In der Stunde des Todes
Autoren: Mark Billingham
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nach Hause?«
    »Er nimmt heute Vormittag den Zug Richtung Norden. Wenn sie mit der Autopsie anfangen, ist er wahrscheinlich schon zu Hause.«
    »Da wird es keine großen Überraschungen geben.«
    Sie lehnten sich beide zurück, als ihnen ohne höfliches Geplänkel der Tee gebracht wurde. Der Dicke knallte ihnen das in Papierservietten gewickelte Besteck auf den Tisch. Dann legte er mit Nachdruck vor jeden von ihnen eine laminierte Speisekarte, bevor er den Aschenbecher vom Nebentisch leerte.
    »Haben Sie Hunger?«, fragte Holland.
    Sein Gegenüber blickte von der Speisekarte auf. »Nicht wirklich. Ich hatte heute schon eine riesige Portion geräucherten Lachs und Rührei.« Er wandte sich wieder der Speisekarte zu. »Klar habe ich einen Riesenkohldampf.«
    »Okay …«
    »Hoffentlich haben Sie Ihre Kreditkarte dabei. Das könnte teuer werden.«
    Holland griff nach seiner Tasse. Er hielt sie an sein Kinn und ließ die Wärme in sein Gesicht hochsteigen. Durch den Dampf hindurch musterte er die zerzauste Gestalt ihm gegenüber. »Ich kann mich immer noch nicht daran gewöhnen«, sagte er.
    »An was?«
    »An das hier. An Sie.«
    »Sie können sich nicht daran gewöhnen?«
    »Sie wissen schon, was ich meine. Ich hab Sie mir einfach nie so vorgestellt. Sie waren der Letzte … Sie sind der Letzte …«
    Tom Thorne legte die Speisekarte weg und verschränkte seine schmutzigen Hände darauf. Er hatte sich entschieden.
    »Die Dinge ändern sich«, sagte er und fixierte Holland.

Zweites Kapitel
    Eine Menge Dinge hatten sich geändert …
    Zum Beispiel, wie jetzt alles hieß. Als er wieder zu arbeiten anfing, kam es Thorne vor, als hätten sie in der kurzen Zeit seiner Abwesenheit beschlossen, so gut wie alle Namen zu ändern. Die Serious Crime Group, in der Thorne als Detective Inspector in einem der neun Major Investigation Teams im Murder Command (West) arbeitete, war nun Teil des Specialist Crime Directorate. Ein lachhafterer Name war ihnen wohl nicht eingefallen. Directorate. Das war doch zum Brüllen. Glaubten diese Sesselfurzer, die diese Dinge entschieden, sie änderten mit dem Namen auch nur das Geringste an dem, was tatsächlich getan wurde?
    Directorate, Gruppe, Pool, Squad, Team, Einheit – Aufgebot, Trupp, wie auch immer.
    Da waren einfach ein paar Leute unterschiedlichen Talents, die sich mehr oder weniger verzweifelt damit abmühten, Mörder zu fassen. Solche, die getötet hatten, und solche, die es noch tun würden.
    Das Specialist Crime Directorate. Thorne fiel eine Stellenanzeige einer bekannten Supermarktkette ein, in der ein Mitarbeiter für die »Ressourcenkoordination« gesucht wurde. Irgendeiner also, der die Regale füllen sollte.
    Selbstverständlich war auch die Organisation nicht mehr dieselbe, als Thorne zurückkam. Jedes Major Investigation Team der Murder Squad bestand jetzt aus drei Detective Inspectors, die jeweils einem kleineren Basisteam vorstanden und dementsprechend mehr Papierkram und Verwaltungsarbeit um die Ohren hatten und entsprechend länger hinter ihrem Schreibtisch saßen. Und die in ihrem Team die Arbeitsmoral hochhielten und den Ausfall durch Krankheit niedrig und die dafür sorgten, dass die Einsätze innerhalb der notwendigen Budget- und Zeitgrenzen stattfanden und so weiter und so fort …
    »Natürlich muss das erledigt werden, und zwar ordentlich, aber es müssen doch Prioritäten gesetzt werden. Oder? Verflucht, ich hab zwei arabische Kinder, die durch Kopfschüsse getötet wurden, und so einen Irren, dem es wahnsinnig Spaß macht, Leuten eine messerscharfe Fahrradspeiche in den Rücken zu rammen. Aber mir sind die Hände gebunden, ich kann nicht raus und was dagegen unternehmen.«
    »Moment mal …«
    »Kaum setze ich auch nur einen Fuß vor die Tür, mosert einer meiner so genannten Kollegen rum, weil er jetzt meinen Papierkram miterledigen muss. Dabei will ich nur meine Arbeit machen, verstehst du? Vor allem jetzt. Du verstehst das doch? Ich bin nur ein Bulle, das ist alles. Nichts daran ist kompliziert. Ich bin weder eine Ressource noch ein Coach oder ein Scheiß-Mordpräventionsinstrument …«
    »Tom …«
    »Glaubst du, der Typ, der diese zwei Kinder abgeknallt hat, sitzt zu Hause über seinem Papierkram? Füllt dieser Irre vielleicht Formulare aus? Fertigt einen ausgefeilten Bericht, nein, mehrere Exemplare eines ausgefeilten Berichts darüber an, wie viele verschiedene Fahrradspeichen er benutzte, welche Kosten ihm dadurch entstanden und wie lange er dazu
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