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Tokio Killer 06 - Letzte Vergeltung

Tokio Killer 06 - Letzte Vergeltung

Titel: Tokio Killer 06 - Letzte Vergeltung
Autoren: Barry Eisler
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Dach aus Holz und roten Ziegeln, umgeben von Farnen und Bambusbäumen. Es war der mit Abstand größte Supermarkt im Ort, und Dox kaufte gern hier ein, wenn er mehr brauchte als nur ein paar Kleinigkeiten. Vor dem Gebäude stand das übliche Aufgebot an Motorrädern, Fahrrädern und Autos. Ein kleiner Hund, einer von unzähligen, die in Ubud herumstreunten, lag im Schatten unter der Markise am Eingang und schonte seine Kräfte in der zunehmenden Tropenhitze.
    In Innern des Ladens gingen einige Mütter mit ihren Kindern durch die engen Gänge, kauften fürs Abendessen ein oder vielleicht etwas Süßes, um die Kleinen bei Laune zu halten. Dox, der keine Termine hatte, ließ sich Zeit, schlenderte eine halbe Stunde gemächlich durch den Laden und lud seinen kleinen Einkaufswagen voll. Als er fertig war, ging er zur Kasse, wo eine hübsche junge Frau arbeitete, die er als Wan kannte.
    »Wie geht es Ihnen heute, Mr Dox?«, fragte die Kassiererin mit einem wunderschönen Bali-Lächeln.
    Dox lächelte ebenfalls, aber bewusst ein wenig zurückhaltend. Wan war zum Anbeißen, keine Frage, doch ein vernünftiger Mann ließ lieber die Finger von Frauen, mit denen er regelmäßig Umgang hatte – er war schließlich Stammkunde hier im Laden. Außerdem fand er alles, was er in dieser Richtung begehrte, nur eine Stunde entfernt in Kuta und Sanur.
    »Gut, Wan, und Ihnen? Verkraften Sie die Hitze?«
    Die junge Frau lachte, und ihre Augen blitzten. »Ach, Mr Dox, es ist doch nicht heiß heute, das wissen Sie.«
    Er wischte sich übertrieben die Stirn. »Schätzchen, da sind Sie härter im Nehmen als ich.«
    Der Einkauf kostete ihn die kolossale Summe von vierhunderttausend Rupiah – um die vierzig Dollar. Er fragte sich, ob schon mal irgendwer eine Studie über die Perspektiven von Ländern angefertigt hatte, wo das Einkaufen von Lebensmitteln eine halbe Million in der jeweiligen Landeswährung kostete. Er bezweifelte, dass die vielen Nullen Anzeichen einer gesunden Volkswirtschaft waren.
    Er packte alles in den Rucksack, schlang ihn sich über die Schulter, verabschiedete sich von Wan und ging nach draußen.
    Ein Ausländer, ein großer blonder Bursche, schritt vor dem Gebäude auf und ab, nicht weit von der Stelle, wo Dox die Honda geparkt hatte. Er hielt ein Handy am Ohr, trug eine Sonnenbrille und sprach eine Sprache, die Dox nicht erkannte – nicht Deutsch, nicht Französisch, vielleicht Holländisch? Als er aufblickte und Dox sah, steckte er das Handy ein und lächelte.
    »Hallo, können Sie mir vielleicht helfen?«, sagte er mit einem leichten, schwer zu bestimmenden Akzent.
    »Kommt drauf an, was Sie wollen«, sagte Dox. Der Kerl wirkte wie der typische verirrte europäische Tourist – in der Gegend nicht unbedingt eine unbekannte Spezies –, aber trotzdem blickte Dox augenblicklich nach links und rechts. Die Umgebung zu überprüfen war ein angelernter Reflex, der sogleich ausgelöst wurde, wenn ein Fremder ihn ansprach. Es besteht die Gefahr, dass die Person, die sich nach dem Weg oder der Uhrzeit erkundigt oder um Feuer oder sonst was bittet, dich von ihren Komplizen ablenken soll, die sich in deinem toten Winkel nähern. Dox hatte nicht vor, sich auf diese Weise überrumpeln zu lassen.
    Links von Dox lehnte ein Typ mit Vollvisiermotorradhelm an der Mauer unter der Markise, ohne irgendwas Bestimmtes zu tun. Rechter Hand kam ein weiterer Typ mit Vollvisierhelm gemächlich in Dox’ Richtung geschlendert.
    Später würde er bewusst all die Faktoren aufzählen, die er unbewusst sofort entdeckt und eingeschätzt hatte. Er würde erklären können, was an diesem Bild nicht stimmte: die Positionen der Männer mit den Helmen in Relation zu dem großen Blonden; dass sie wartend an Stellen gestanden hatten, wo es keinen ersichtlichen Grund zu warten gab: dass sie in der Hitze Helme trugen, obwohl sie gar nicht auf ihren Motorrädern saßen; wie gleichmäßig und gezielt der Typ rechts von ihm die Entfernung verringerte.
    Doch vorerst äußerte sich sein Verstehen nur darin, dass ihm plötzlich heiß im Bauch wurde. Er kannte das Gefühl. Und er wusste vor allen Dingen, dass er dieses Gefühl nicht anzweifeln sollte. Ein einziges Wort – Scheiße! – schrillte in seinem Kopf los wie eine Hupe. Er ging in Kampfhaltung und griff nach dem Civilian.
    Der Blonde reagierte wesentlich schneller, als Dox ihm bei seiner Statur zugetraut hätte. Er machte einen großen Schritt nach vorn, drehte sich, und schon krachte sein rechter Fuß
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