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Tokio Killer 06 - Letzte Vergeltung

Tokio Killer 06 - Letzte Vergeltung

Titel: Tokio Killer 06 - Letzte Vergeltung
Autoren: Barry Eisler
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eine andere Lösung lieber. Entscheidend ist, wir müssen ihn völlig überrumpeln. Ohne das Überraschungselement wird es nämlich fast unmöglich werden, ihn lebend und funktionstüchtig zu kidnappen. Im Nahkampf ist er nicht so gut wie Rain, aber glaubt mir, er ist trotzdem ganz schön gefährlich.«
    Pancho kniff die Augen zusammen. »Ist Rain denn so gut?«
    Hilger nickte. Er dachte daran, wie Rain ihn bis nach Hongkong verfolgt hatte. Hilger wusste, dass er nur mit viel Glück überlebt hatte. Das Erlebnis hatte ihm eine Heidenangst eingejagt, wie er zugeben musste, und selbst wenn er nicht noch andere sachliche Gründe hätte, würde er Rain schon allein deshalb für immer aus dem Weg räumen, sobald die anstehende Operation erledigt war.
    »Er kann doch nicht mehr der Jüngste sein«, sagte Guthrie. »Er ist Vietnamveteran, nicht?«
    Hilger nickte. »Er ist aber erst gegen Ende des Krieges nach Vietnam gekommen, mit siebzehn, somit ist er jung für jemanden, der dabei war. Und selbst wenn er seine besten Jahre hinter sich hat – kennt ihr irgendwen, der in dieser Branche als Einzelkämpfer, ohne den Schutz einer Organisation, so lange überlebt hat wie Rain?«
    Es wurde still im Raum.
    »Er hat aus einem ganz einfachen Grund so lange überlebt«, fuhr Hilger fort. »Und der hat nichts mit Glück zu tun. Kein Mensch hat so lange Glück. Er hat überlebt, weil er gut ist. Er ist besser als alle, die er getötet hat, und er hat viele getötet – mehr als wir alle zusammen. Also, ich rate euch eines: Denkt nicht, dass er alt ist oder langsam oder verbraucht oder ausgebrannt oder was auch immer. Das ist, was ihr denken sollt, wenn es nach ihm geht, damit ihr ihn unterschätzt. Falls ihr das tut, landet ihr am Ende bloß als Zahl in seiner Erfolgsstatistik.«
    »Wie Winters«, sagte Demeere.
    »Wie Winters«, sagte Hilger und blickte jeden von ihnen an. »Wir wollen keine Verluste mehr. Deshalb fassen wir uns ein paar Tage länger in Geduld. Drei von uns auf Motorrädern und einer im Van, so können wir die geeigneten Zugriffspunkte abdecken und alle rasch zur Stelle sein, sobald Dox irgendwo gesichtet wird. Wie Guthrie schon gesagt hat: Ubud ist nicht besonders groß.«
    Alle akzeptierten diese Strategie mit einem Nicken. Pancho schielte zu dem Toten auf dem Boden hinunter. »Soll ich den Van vorfahren?«
    Hilger nickte und sammelte die Überwachungsfotos ein. Sie standen alle auf.
    Guthrie sagte: »Was glaubst du, wo er am ehesten auftaucht?«
    Hilger betrachtete eines der Fotos. »Seht euch den Typen an. Wenn er nicht ein so guter Scharfschütze wäre, würde er wahrscheinlich als Football-Profi sein Geld verdienen. Wie viel isst so ein Kerl wohl am Tag?«
    Demeere schmunzelte und sagte: »Reichlich.«
    Hilger nickte. »Genau. Ich hab keine Ahnung, wie groß seine Lebensmittelvorräte sind, aber früher oder später muss er sich Nachschub besorgen. Und darauf warten wir.«

2
    DOX ERWACHTE MIT EINEM langen, wohligen Stöhnen. Er rekelte sich auf dem breiten Bett, wackelte mit den Zehen, genoss das Gefühl des Baumwolllakens an seinem Körper. Dem Winkel der Sonne nach zu urteilen, die durch die hauchdünnen Vorhänge fiel, musste es bereits nach sieben sein. Er hatte lange geschlafen. Aber wieso auch nicht? Er hatte zurzeit keinen Auftrag. Er hatte es verdient, sich zu entspannen. Dazu war Bali doch da. Mann, genau deshalb war er doch hergekommen. Deshalb hatte er sich diese Villa gebaut.
    Er stand auf und ging nackt über den Sisalteppich ins Bad, um zu pinkeln. Es war komisch: Als ihm die Idee mit diesem Haus gekommen war, hatte er es sich als das perfekte Liebesnest vorgestellt. Doch jetzt, wo er drin wohnte, merkte er, dass er sich schwertat, jemanden mit hierher zu bringen. In einem Haus, das er selbst gebaut hatte, mit einer Frau das Bett zu teilen wäre eine Form von Intimität, zu der er noch nicht bereit war. Genauer gesagt, er hatte noch keine Frau getroffen, mit der er sich diese Form von Intimität vorstellen konnte. Unter den vielen Frauen, die er gekannt und mit denen er was gehabt hatte, war jedenfalls noch keine gewesen. Klar, bei so einer wie Rains Freundin Delilah müsste ein Mann schon schwul sein oder im Koma liegen, um nicht auf sie zu stehen, aber schon das Eingeständnis, scharf auf die Frau deines Kumpels zu sein, war gefährlich. Und noch einen Schritt weiterzugehen wäre eine unverzeihliche Sünde, ganz zu schweigen davon, dass es ein Affront gegenüber einem Mann wäre, den du dir
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