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Tokio Killer 06 - Letzte Vergeltung

Tokio Killer 06 - Letzte Vergeltung

Titel: Tokio Killer 06 - Letzte Vergeltung
Autoren: Barry Eisler
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blöden Unsinn, den er verzapfte, einfach satt. Der Mann war ein Fehler gewesen, und wenn Hilger den nicht bald korrigierte, würden seine Männer ihm das zu Recht verübeln.
    »Meinst du?«, sagte Hilger sanft.
    »Ja, mein ich«, sagte Drano mit einem barschen Nicken. »Ein Mann, Nachtsichtbrille, kurz vor Sonnenaufgang, eine Kerosinbombe auf das Strohdach. Wir schnappen ihn uns, wenn er rausgerannt kommt.«
    »Und die Nachbarn gleich mit?«, fragte Hilger mit einem noch sanfteren, schon fast zärtlich klingenden Ton. »Die stürmen nämlich alle nach draußen, wenn sie sehen, dass es brennt. Und weißt du auch, in welche Richtung Dox rennen wird? Lass hören, damit wir uns an der richtigen Stelle auf die Lauer legen können. Ach ja, Polizei und Feuerwehr, die werden wohl auch aufkreuzen, das sollten wir in unserem Plan berücksichtigen. Und wenn so eine Ubud-Villa nachts in Flammen aufgeht, können wir uns darauf gefasst machen, dass das viel ungebetene und lang anhaltende Aufmerksamkeit erregt, wir wären dir also sehr verbunden, wenn du uns da irgendwelche Tipps geben könntest. Natürlich immer vorausgesetzt, du stolperst auf dem Weg zum Haus nicht über einen Sensor und kriegst den Kopf weggepustet. Aber in dem Fall parierst du die Kugel wahrscheinlich mit deinem Schwanz, nicht?«
    Der Mann zuckte die Achseln, zu dumm oder zu stolz, um seinen Fehler zuzugeben. »Manchmal muss man eben mal was riskieren«, sagte er.
    Die anderen Männer sahen Drano nicht mal an. Tatsächlich hatten sie ihr Misstrauen jetzt schon eine Weile durch Körpersprache zum Ausdruck gebracht, und Drano hatte das gemerkt. Genau aus diesem Grund stand er abseits – er wusste, dass er nicht willkommen war. Und die alberne Kritik war eigentlich bloß ein unsinniger Versuch, auf sich aufmerksam zu machen, um von einem Team akzeptiert zu werden, dem er gern angehören wollte.
    Auf einmal wurde Hilger klar, warum er den Männern Informationen vorenthielt, Informationen, die sie zur Planung der Operation brauchten. Weil er nämlich wusste, dass der Kerl unzuverlässig war. Und statt das Problem zu lösen, hatte er abgewartet und gehofft, es würde sich wundersamerweise von selbst regeln. Jetzt, wo er das erkannt hatte, war er insgeheim wütend auf seine eigene Schwäche. Aber okay, besser spät als nie. Der Mann musste weg.
    Er wandte sich an Demeere. »Wie viele Leute brauchen wir?«
    »Mindestens drei«, sagte Demeere ohne Zögern, und die prompte Antwort verriet Hilger, dass der massige Belgier bereits verstanden hatte. »Lieber vier. Am besten fünf.«
    Hilger nickte. »Schön. Dann sind wir gut aufgestellt.« Er warf einen Blick über Dranos Schulter. »Zieh die Vorhänge zu, ja?«, sagte er. »Die stehen an den Seiten auf, das sieht schlampig aus.«
    Drano drehte sich um und zog die Vorhänge gerade. Selbst ohne all die anderen Schwächen, die seine Untauglichkeit bewiesen hatten, hätte die Ahnungslosigkeit, die er jetzt an den Tag legte, bereits genügt.
    In den zwei Sekunden, in denen Drano ihm den Rücken zuwandte, griff Hilger mit der rechten Hand nach der SIG P232, die er für Notfälle in einem Beinholster stecken hatte, hob mit der linken ein Kissen vor die Mündung und drückte die Enden fest auf sein rechtes Handgelenk, damit die Pistole völlig umhüllt war. Er hob beide Arme und zielte auf Dranos Kopf.
    Drano drehte sich wieder um. Er sah das Kissen und wie Hilger es hielt. Ohne ihm Zeit zu lassen, die Information zu verarbeiten oder irgendwie zu reagieren, drückte Hilger ab. Ein gedämpfter Knall ertönte, und auf Dranos Stirn erschien ein kleines dunkles Loch. Sein Körper zuckte, als ob ihn irgendetwas erschreckt hätte, dann knickten seine Knie ein, und er fiel zu Boden.
    Der Schuss war laut gewesen, aber nicht übermäßig. Die P232, Kaliber.380, war kleiner als Hilgers Hauptwaffe, eine P226, Kaliber.357. Er hatte sich für die kleinere Zweitpistole gerade deshalb entschieden, weil sie nicht ganz so laut war. Und natürlich dämpfte das Kissen den Knall noch zusätzlich ab. Möglich, dass vielleicht irgendwer im Zimmer nebenan aufblickte und sich fragte, was er da eben gehört hatte, doch da nichts weiter passierte, widmete er sich wieder der Frau, mit der er zugange war, oder was immer ihn in dieses Hotel geführt hatte.
    Drano lag jetzt auf dem Rücken, die Beine unter dem Körper, Augen geöffnet. Ein kleines Blutrinnsal begann aus dem Loch in der Stirn über sein Gesicht zu laufen. Aber nicht viel. Hilger hatte sich
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