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Tohuwabohu

Tohuwabohu

Titel: Tohuwabohu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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zu überreden, ihn so zu töten, wie es sich gehört, so fand Kommandant van Heerden es fast genauso schwierig, die Chirurgen am Piemburger Krankenhaus dazu zu überreden, die Operation zu unternehmen, die er zur Rettung seines Lebens brauchte. Sie erhoben stur völlig nichtssagende Einwände, und besonders irritierend fand der Kommandant ihr Beharren darauf, daß mit seinem Herzen alles in Ordnung sei. Als er diese Schwierigkeit aus der Welt geschafft hatte, indem er ihnen drohte, sie wegen Mordversuchs zu belangen, wenn sie seiner Diagnose nicht zustimmten, brachten sie eine weitere Stunde damit hin, die ethischen Probleme zu erörtern, die sich daraus ergaben, daß das Herz eines Mörders in den Körper eines Menschen verpflanzt werden sollte, der, wie sie ausführten, so offenkundig nichtblutrünstig sei. Der Kommandant beruhigte sie hierüber sehr schnell, und erst, als sie die technischen Probleme der Feststellung des Gewebetyps und der Gefäßabstoßung aufs Tapet brachten und zu erklären versuchten, wie unwahrscheinlich es sei, daß das Gewebe des Verurteilten sich mit dem eines reinblütigen Afrikaanders wie Kommandant van Heerden vertrüge, erst da ging ihm der Hut hoch.
    »Wollen Sie mir etwa erzählen, daß ich kein Mensch bin?« schrie der Kommandant Dr. Erasmus an, der das Transplantationsteam leitete. »Wollen Sie mir etwa erzählen, ich wär ein Scheiß Pavian?«
    »Ich habe nichts Derartiges gesagt«, protestierte Dr. Erasmus. »Sie verstehen offenbar nicht recht. Jeder Mensch hat einen anderen Gewebetyp, und ihrer ist vielleicht nicht der gleiche Typ wie der des Spenders.«
    »Sie behaupten wohl, ich hätte Niggerblut in mir«, tobte der Kommandant. »Sie meinen, ich könnte das Herz eines Engländers nicht bekommen, weil ich ’n halber Kaffer wär. Ist es das, was Sie damit sagen wollen?«
    »Nichts dergleichen will ich damit sagen. Es gibt absolut keinen Grund, weshalb Sie nicht das Herz eines Kaffern haben sollten«, sagte Dr. Erasmus verzweifelt. Er fand Kommandant van Heerdens Herumgetobe absolut enervierend.
    »Da haben wir’s. Sie haben’s eben gesagt. Sie haben gesagt, ich könnte das Herz eines Kaffern haben«, schrie der Kommandant.
    »Ich meinte nicht, daß Sie notwendigerweise eins haben müßten. Es gibt keinen Grund, warum das Herz eines Schwarzen nicht in den Körper eines Weißen eingesetzt werden sollte, genausowenig wie es irgendeinen Grund gibt, weshalb die Organe eines Weißen nicht einem Schwarzen übertragen werden sollten.«
    Eine derart flagrante Verletzung der Grundgedanken der Apartheid war Kommandant van Heerden sein Leben lang noch nicht zu Ohren gekommen.
    »Dafür gibt es jeden verfluchten Grund«, brüllte er, »warum die Organe eines Weißen nicht in einen Schwarzen reingesteckt werden sollten. Keinem Weißen ist es erlaubt, irgendeinen Körperteil in einen Schwarzen zu stecken. Das ist gegen das Rassendingsbumsgesetz.«
    Dr. Erasmus hatte noch nie was von einem Bumsgesetz gehört, aber er nahm an, das sei der Polizeijargon für das Sittengesetz.
    »Sie mißverstehen mich«, sagte er. »Ich meinte nicht die Geschlechtsorgane.«
    »Da fangen Sie ja schon wieder davon an«, schnauzte der Kommandant. »Ich zeige Sie an wegen Anstachelung zur Homosexualität zwischen den Rassen, wenn Sie nicht sofort den Mund halten.«
    Dr. Erasmus wurde still.
    »Beruhigen Sie sich doch, Kommandant«, sagte er besänftigend, »um Gottes willen, beruhigen Sie sich doch! Sie schaden sich nur, wenn Sie so weitermachen.«
    »Ich werde Ihnen gleich mal schaden, Sie Scheißkerl«, schrie der Kommandant, der keine Lust hatte, sich von jedem Ekel von Arzt herumkommandieren zu lassen, das ihm erzählte, er hätte Niggerblut in seinem Körper. »Ich kenne Ihre Sorte. Sie sind ein Feind Südafrikas, das sind Sie. Sie sind ein Scheiß Kommunist. Ich laß Sie aufgrund des Terroristenerlasses einbuchten, und dann sehen wir sehr bald, wie Ihnen Organverpflanzungen gefallen.«
    »Um Ihrer Gesundheit willen, hören Sie bitte auf zu schreien«, bat der Doktor.
    »Meine Gesundheit? Sie reden von meiner Gesundheit? Um Ihre Gesundheit sollten Sie sich Sorgen machen, wenn Sie nicht tun, was ich Ihnen sage«, donnerte der Kommandant, bevor ihm bewußt wurde, was wohl Dr. Erasmus eben gemeint hatte. Mit einer gewaltigen Willensanstrengung beruhigte er sich. Jetzt hatte er nicht mehr den leisesten Zweifel, daß sein Herz ausgewechselt werden mußte. Dr. Erasmus hatte es eben wortreich zugegeben.
    Mit ruhiger

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