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Töte, wenn du kannst!: Kriminalroman (German Edition)

Töte, wenn du kannst!: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Töte, wenn du kannst!: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Susanne Mischke
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deine Podcasts angehört.«
    »Interessierst du dich für Literatur?«
    »Geht so«, sagte Selma. »Ich mag deine Stimme. Sie ist dunkelrot.«
    »Dunkelrot«, sagte er.
    »Ja. Manchmal auch kobaltblau. Nur wenn du lügst, ist sie hellrot.«
    »Das hörst du?«
    »Das sehe ich. So innen drin. Bei mir sind ein paar Synapsen nicht ganz richtig verschaltet. Ich sehe Töne und ich höre oder spüre Farben. Ich kann’s nicht so gut erklären, das kapiert niemand, der das nicht hat.«
    »Synästhesie«, sagte Leander. »Das ist eine Gabe, keine Krankheit. Manche Künstler haben diese Fähigkeit.«
    »Ich weiß«, sagte Selma. Und dachte: Warum erzähle ich es ausgerechnet ihm? Wo ich doch sonst auch nicht damit hausieren gehe?
    »Das ist sicher praktisch bei Verhören. Du bist quasi ein wandelnder Lügendetektor.«
    »Es funktioniert nicht immer. Und auf der Dienststelle weiß niemand davon. Die halten mich eh schon für einen Freak.«
    »Wieso denn?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht wegen der schwarzen Klamotten. Aber ich trage sie doch nur, weil Schwarz tonlos ist, verstehst du?«
    »Ich glaub schon«, sagte Leander. »Ich hatte das auch maldass ich Töne sehen konnte und Bilder hören.«
    »Echt?«
    »Ja. Als Student auf einem LSD -Trip. Es war ziemlichverwirrend. Aber auch irgendwie«
    »Geil?«, schlug Selma vor.
    »Ja«, sagte er. »Was ist mit Weiß?«
    »Auch leise, aber nicht so wie Schwarz. Außerdem will ich nicht rumlaufen wie eine Krankenschwester oder Braut.«
    Er lächelte.
    »Und ich klinge also dunkelrot.«
    »Ja.«
    »Und du?«
    »Bei mir selbst sehe ich nichts.«
    Es war zwei Uhr, als sie die Brücke nach Smögen passierten.
    »Ich war schon mal hier«, sagte Leander. »Garnelen essen in Kungshamn. Glaubst du, dass Lucie hier ist?«
    »Vielleicht. Es ist ein guter Ort, um ein Kind zu verstecken.«
    »Na ja. Nicht gerade das, was man sich unter einer einsamen Insel vorstellt«, zweifelte Leander.
    »Einen Baum versteckt man am besten im Wald«, entgegnete Selma. »Von den Feriengästen kennt keiner den anderen. Und wenn ihr das Haus schon länger gehört, dann war sie vielleicht schon einmal mit dem Kind dort, mit ihrem eigenen. Dann denken die einheimischen Nachbarn automatisch, dass es immer noch ihres ist, genau wie Frau Tjäder.«
    Leander nickte.
    »Das Haus liegt an der Westküste«, sagte Selma. »Vielleicht ist es da ruhiger.«
    »Was ist mit dem Navi?«, fragte Leander.
    »Es gibt keine Adresse.«
    »Wie wollen wir es dann finden?«
    »Leif Hakeröd hat es mir netterweise erklärt«, sagte Selma. »Ich schlage vor, wir warten, bis es hell wird. Sonst machen wir noch den Abgang über ein paar Felsen.«
    »Gut«, sagte Leander.
    Selma fuhr aus dem Ort hinaus, am Friedhof vorbei, und stellte den Wagen auf einem leeren Parkplatz ab. Ein Weg führte von hier aus hinunter zu einem Badeplatz, wie ein Schild verkündete. Leander machte sich an der Rückbank zu schaffen, während Selma mit der Taschenlampe die unmittelbare Umgebung ableuchtete und dabei eine Zigarette rauchte. Dann saßen sie im Heck des Wagens und das Radio lief. Classic Rock in kraftvollen Farben. Leander öffnete den Energy-Drink und hielt ihr die Flasche hin. Selma trank. Der Himmel hatte aufgeklart, Sterne funkelten. Leander starrte nach oben und dann schüttelte er den Kopf.
    »Was ist?«
    »Ich komm mir vor wieach, ich weiß nicht. Es ist alles so irre.«
    »Ich möchte dich was fragen«, sagte Selma.
    »Ja«, sagte Leander.
    »Seh ich aus wie ein Vogel?«
    »Nur von der Seite«, sagte Leander und lachte. Ein freundliches, hellbraunes Lachen.
    »Was für ein Vogel?«, fragte Selma.
    »Ein Rabe«, sagte er. »Definitiv.«
    »Wegen meiner Haare?«
    »Nein«, sagte Leander. »Einfach so.«
    »Ein Rabe«, wiederholte Selma.
    »Raben sind schön. Geheimnisvoll, klug und scheu. Und ein wenig furchteinflößend, aber daran ist nur Poe schuld.«
    Selma lächelte, und dann strichen seine langen Finger durch ihr Haar, zeichneten die Kontur ihres Gesichts nach und verharrten in der Halsbeuge.
    Selma bekam am ganzen Körper Gänsehaut.
    »Drehst du uns eine?«, fragte er.
    »Klar«, sagte Selma.
    Sie zogen abwechselnd an der Zigarette zu Smoke on the Water . Aus der Stereoanlage, nicht aus ihrem Kopf. Dann küssten sie sich. Kurz, tastend. Dann länger.
    »Und da ist wirklich Koks im Handschuhfach?«, fragte Selma.
    Forsberg erwachte im Morgengrauen und wusste im ersten Moment nicht, wo er war. Vor allen Dingen irritierte ihn dieser warme
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