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Tödliches Farbenspiel

Tödliches Farbenspiel

Titel: Tödliches Farbenspiel
Autoren: Marcia Muller
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können gern was
davon haben.«
    »Wunderbar. Ich komme gleich vorbei.«
    Ich lud die Lampe in meinen Wagen,
vergewisserte mich, daß ich die Pistole in der Tasche hatte, und fuhr zur
Valencia Street. Charlie erwartete mich vor der Tür und reichte mir den
Kanister mit dem Petroleum durchs Wagenfenster. »Aber seien Sie vorsichtig
damit«, ermahnte er mich. »Nicht, daß Sie mir in Flammen aufgehen.«
    »Ich geb schon acht. Vielen Dank,
Charlie.«
    »Lassen Sie sich bald mal blicken und
erzählen Sie mir einen Schwank aus Ihrem aufregenden Leben.«
    In der Steiner Street war nirgends ein
Polizeifahrzeug zu sehen. Wenn die Polizei von San Francisco mit der Aufnahme
an einem Tatort fertig war, dann restlos. Ich parkte trotzdem ein paar hundert
Meter entfernt und schlich, die Lampe und das Petroleum schleppend, durch die
Schatten. Die Fenster in den alten Häusern waren dunkel. Um so besser für meine
Zwecke.
    Die Haustür der Queen-Anne-Villa war
versiegelt und abgeschlossen. Ich setzte meine Lasten ab und sah mich um. Alte
Fenster schlossen oftmals nicht richtig. Ich versuchte mein Glück bei dem
Fenster neben der Veranda, und siehe da, es ließ sich mit einiger Mühe
hochschieben. Nachdem ich die Lampe und das Petroleum hineingehievt hatte,
stieg ich selbst ein. Ich schloß das Fenster und blieb lauschend stehen.
Nirgends war ein Laut zu hören.
    Mit meiner kleinen Taschenlampe in der
Hand tastete ich mich zur Treppe und stieg leise zu dem Turmzimmer hinauf, das
Richard Wintringhams Arbeitszimmer und der Schauplatz seines Todes gewesen war.
Flüchtig leuchtete ich es aus. Es war ein rechteckiger Raum mit einer bauchigen
Ausbuchtung an der Turmseite. Die drei Fenster hatten keine Vorhänge. Abgesehen
von einigen Kisten mit Büchern war das Zimmer leer. Ich schob die Kisten in die
Turmecke, stellte die Lampe darauf und füllte sie so, wie David Wintringham es
mir am Nachmittag gezeigt hatte.
    Ein Teil des Petroleums lief mir über
die Finger, und die Lampe füllte sich nur langsam. Ich konnte nur hoffen, daß
ich alles richtig machte. Schließlich stellte ich den kleinen Kanister nieder
und nahm die eingesteckten Streichhölzer aus meiner Tasche. Mit den ersten drei
klappte es nicht, aber beim vierten Versuch gelang es.
    Die Lampe flammte auf. Ich betrachtete
fasziniert die satten, glühenden Farben des Glases. Das Auge der Katze
leuchtete, die Zähne blitzten in einem, wie mir scheinen wollte,
verschwörerischen Grinsen.
    Würde der Mörder das Licht bemerken und
heraufkommen, um zu sehen, was es damit auf sich hatte? Wie lange würde es
dauern?
    Ich ging zur anderen Seite des Zimmers
hinüber und kauerte mich, den Rücken zur Wand, die Hand an der Pistole, tief in
den Schatten. Es war kalt hier oben. In meinem Magen lag ein Bleiklumpen, und
es kribbelte mich in allen Gliedern vor Erregung.
    Um ruhig zu werden, begann ich, die
Fakten durchzugehen. Ein alter Mann, der das Leben all jener, die mit ihm in
engerer Berührung waren, beherrschen wollte, hatte hier einen gewaltsamen Tod
gefunden. Warum?
    Weil er einmal zu herrschsüchtig
gewesen war.
    Der Täter hatte versucht, das
Verbrechen durch Vortäuschung eines Einbruchs in einem anderen Licht erscheinen
zu lassen, und eine Weile war ihm das auch gelungen. Bis wann?
    Bis ein Arbeiter die gestohlenen
Gegenstände gefunden und an einen Trödler verkauft hatte. Wo sie entdeckt und
dann reproduziert wurden.
    So daß ein zweiter Mensch sterben
mußte.
    Und ein dritter.
    Sie alle waren von der Hand jenes
Menschen gestorben, der diese Gegenstände mit solcher Behutsamkeit in den Kamin
gestellt und ihn dann wieder zugemauert hatte. Wer war das gewesen?
    Jemand, der auf Ordnung achtete.
    Jemand, der Geld hatte und somit
anfällig für Frenchs Erpressungsversuch.
    Jemand, der vor drei Jahren Zugang zu
dem Raum mit dem Kamin gehabt hatte...
    Ich hörte Schritte. Ich entsicherte die
Pistole.
    Die Schritte kamen die Treppe herauf,
den Flur entlang. Vor der Tür hielten sie an.
    Der Mörder stand schwer atmend in der
Dunkelheit des Flurs.
    »Kommen Sie doch herein, Paul«, sagte
ich.

25
     
    Paul Collins trat ins Zimmer. Sein
rundes Mondgesicht leuchtete weiß im Licht der Lampe. Ich blieb im Schatten
neben dem hohen offenen Kamin.
    »Wer ist da?« Er beschattete die Augen
gegen das Licht und tastete mit einem ausgestreckten Arm vorwärts in Richtung
der Lampe.
    Ich antwortete nicht.
    »Wer ist da?« wiederholte Collins. »Ich
sah das Licht und wollte nachsehen, was hier los ist.
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