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Toedlicher Wind

Toedlicher Wind

Titel: Toedlicher Wind
Autoren: Sonja Planitz
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„Entschuldigt bitte, habt ihr einen Keller? Oder ein
Mädchen mit roten Locken gesehen?“ fragte sie vorsichtig. Der alte Mann
schüttelte den Kopf und zeigte zur Tür. Verunsichert verließ Emily das Gasthaus
und sah bereits die ersten Tornados in der Ferne aufziehen. Sie schauderte und
starrte ihnen entgegen. Als sie endlich den Blick von den Stürmen lösen konnte,
fielen ihr Sallys Worte wieder ein, das edlere Viertel solle sie durchsuchen.
Erstaunt darüber, wie genau Sally geplant hatte, stellte sie fest, dass sich
das Gasthaus in genau diesem Viertel befand. Beziehungsweise es stand am
Ortsrand, das Viertel erstreckte sich vor ihr. Als die Leute fluchtartig damit
begannen, ihre Häuser zu verlassen konnte Emily ihre Angst spüren, als wären es
echte Menschen und keine Illusionen. Hilflos stand sie zwischen den flüchtenden
Menschen und den näherkommenden Tornados, Tränen liefen über ihr Gesicht. Sie
fiel auf die Knie und fing an zu weinen. Soviel Leid ertrug sie einfach nicht.
Verzweifelt hielt sie sich die Ohren zu, um das panische schreien der Menschen
nichtmehr hören zu müssen. Doch es drang immer weiter zu ihr durch, bis sie
irgendwann von der Panik um sich herum angesteckt wurde, aufsprang und mit den
Menschen mit rannte. Sie lief eine Weile zwischen ihnen, bis sie am Straßenrand
eine verletzte Frau sah, die sie verzweifelt anschaute. Emily löste sich aus
der Menge und lief zu ihr. Die am Boden sitzende Frau war mit einem
wunderschönen dunkelroten Kleid bekleidet und trug einen kleinen Hut auf ihr
Wunderschönes, wallendes blondes Haar gesteckt. Die Frau weinte und schaute Emily
aus großen blauen Augen an. „Hilf mir Mädchen“, bat die Frau. Emily schaute an
ihr herab und entdeckte das die Frau einen gebrochenen Fuß hatte. Sie konnte
wohl nicht mehr laufen und war jetzt gezwungen, hier auf ihr Ende zu warten.
„Wie soll ich euch denn helfen, ich werde euch leider nicht tragen können“,
fragte Emily. Die Frau hob eine Hand und zeigte in Richtung der Tornados. „Mein
Haus, es ist dort hinten, das große in Rot angestrichene! Meine beiden Kinder
sind noch dort drin! Bitte rette sie!“ antwortete die Frau schluchzend. Emily
schaute in die gezeigte Richtung. Sie entdeckte das rote Haus, aber die
Tornados hatten es schon so gut wie erreicht. Je näher die Tornados dem Ort
kamen, umso mehr schlossen sich die vielen kleinen zu großen Supertornados
zusammen. „Das schaffe ich doch nie“, sagte Emily mutlos. „Bitte Mädchen … wenn
ich schon sterben muss, dann bitte nicht ohne meine beiden kleinen! Außerdem
sind sie ganz alleine dort! Könntest du wirklich zwei kleine Kinder alleine
sterben lassen?“ Emily schluchzte. Natürlich konnte sie das nicht. „Ich
mach’s“, sagte sie dann knapp und lief wieder zurück. „Danke dir!“, rief die
blonde Frau ihr erleichtert nach. Emily lief weinend gegen den Wind an. Er war
inzwischen so stark, dass sie kaum mehr gegen ankam. Doch sie wollte unbedingt
das rote Haus erreichen, dessen Dach von dem starken Wind bereits abgedeckt
worden war. Auch von den anderen Häusern lösten sich erste Teile und es flogen
Sachen durch die Luft. Emily rannte weiter. Für sie existierte nur noch das
Haus mit den beiden Kindern darin. So sah sie auch den Dachziegel nicht, den
der Wind ihr mit voller Wucht gegen die Schläfe krachen ließ. Ein greller
Lichtblitz des Schmerzes folgte, dann sackte Emily in sich zusammen.
    Dascha blieb
gelassen vor einer der Hütten sitzen und wartete mit geschlossenen Augen auf
das Ende von Versuch Nummer eins. Sie hatte ihre Aufgabe gut erfüllt und musste
nun auf die Besprechung warten. Auch Sally ergab sich, nach erfolgloser suche
nach Emily, ihrem Schicksal und wartete in der Mitte des Dorfplatzes auf das
tödliche Finale der Szene, während sich Koko zitternd und schluchzend in einem
der Läden verkrochen hatte. Kyle war gerade mit dem letzten Raum der Schule
fertig, als diese über ihm einbrach.

Kapitel 8 : Zweiter Versuch
     
    Sally
erwachte wieder mit donnernden Kopfschmerzen. Auch dieses Mal hatte es sich
Freiya nicht nehmen lassen, sie mit dem Kopf auf einen Grabstein fallen zu
lassen. Sie rappelte sich auf, erhob sich und wollte grade Richtung Ortsmitte
loslaufen, als ihr ein Grabstein ins Auge fiel, der vorher noch nicht da war.
„Oh nein. Ich hab es mir ja gedacht“, sagte sie betroffen. Es war der Grabstein
von Emily. Also hatten sie einen Mitstreiter verloren und mussten das
Edelviertel neu absuchen. Andächtig
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