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Tödlicher Mittsommer

Tödlicher Mittsommer

Titel: Tödlicher Mittsommer
Autoren: Viveca Sten
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während sie den Dunst über dem Meer betrachtete, dort, wo die Sonne gerade untergegangen war.
    Der Abstand zwischen ihr und Henrik war groß.
    Nora merkte, wie sie sich unwillkürlich in ihr Schultertuch schmiegte, aber sie hatte kein Bedürfnis nach Nähe. Die Trauer und der Schock über Signes Tod waren zu frisch. Sie war immer noch ganz zerschlagen und matt von der Belastung, der ihr Körper ausgesetzt gewesen war, aber sie hatte sich geweigert, länger als unbedingt nötig im Krankenhaus zu bleiben. Sie hatte nur den einen Wunsch gehabt: zurück nach Sandhamn und die Kinder in die Arme schließen.
    Lange, ganz lange hatte sie die Jungs umarmt.
    Die Ärzte im Krankenhaus hatten gesagt, dass sie einen Schutzengel gehabt haben musste. Noch eine Stunde länger, und sie hätte vermutlich nicht überlebt. Jedenfalls nicht ohne bleibende Hirnschäden. Thomas und Henrik hatten sie in letzter Minute gefunden.
    Signe Brand hatte nicht so viel Glück gehabt. Nur eine Stunde, nachdem man sie ins Krankenhaus geflogen hatte, war sie gestorben.
    Die Polizei hatte die Brand’sche Villa untersucht und zwei Briefe von Signe gefunden. Auf dem Küchentisch, wo sie offensichtlich gefunden werden sollten. Der eine enthielt einen Bericht über das, wasgeschehen war. Der andere war ein Testament. Da Thomas über die Veranda ins Haus gekommen war, hatte er sie nicht entdeckt.
    Signe war davon ausgegangen, dass man Nora am darauffolgenden Tag finden würde. Dass die Gefangenschaft im Leuchtturm bei Nora einen lebensgefährlichen Insulinschock auslösen würde, hatte Signe nicht ahnen können.
    Thomas war gestern vorbeigekommen und hatte berichtet, dass es einen Zeugen gab, der mit Jonny Almhult auf der Finnlandfähre gesprochen hatte.
    Nora hatte am Steg gesessen, genau wie jetzt, und Thomas hatte sich in den Stuhl gegenüber gesetzt. Dünne Wolken verdeckten die Sonne, aber es war nicht kalt. Es ging auf fünf Uhr nachmittags zu.
    Der Zeuge, ein Mann in den Fünfzigern, war auf dem Schiff mit Jonny ins Gespräch gekommen, erzählte Thomas. Der Mann hatte zu Protokoll gegeben, dass Jonny sturzbetrunken gewesen war und etwas davon gelallt hatte, er sei aus Sandhamn abgehauen, weil er Ärger mit einer Braut gehabt habe. Er hatte mit ihr schlafen wollen, aber offenbar keinen hochgekriegt. Als sie sich darüber lustig machte, war er ausgerastet und hatte ihr mit der Faust ins Gesicht geschlagen.
    Nach dem, was der Mann der unzusammenhängenden Erzählung entnommen hatte, war die Frau daraufhin gestürzt und hatte sich den Kopf aufgeschlagen. Anschließend war sie weggerannt, aber weil sie am nächsten Morgen tot aufgefunden wurde, hatte Jonny Angst bekommen, dass die Polizei ihn wegen Totschlags einbuchten würde.
    Jonny war dann irgendwann aufs Achterdeck gegangen, wohl um frische Luft zu schnappen. Gut möglich, dass er einen letzten Blick auf Sandhamn hatte werfen wollen, als das Schiff die Insel passierte.
    Eine der Überwachungskameras hatte aufgenommen, wie er mühsam die Treppe zum Oberdeck hinauftorkelte. In seinem betrunkenen Zustand hatte er vermutlich das Gleichgewicht verloren und war über Bord gefallen.
    Sein Tod schien also ein tragischer Unfall zu sein. Jedenfalls ging die Polizei davon aus.
    Thomas berichtete außerdem, was sie erfahren hatten, nachdem Philip Fahlén endlich aus seiner Bewusstlosigkeit erwacht war, linksseitig gelähmt.
    In seinem elenden Zustand hatte er ohne Umschweife zugegeben,in großem Ausmaß Hehlerei betrieben zu haben. Drahtzieher der ganzen Sache sei Viking Strindberg gewesen, tatkräftig unterstützt von seiner Frau. Gemeinsam hatten sie jahrelang Wein und Schnaps aus dem Systembolaget geschmuggelt und mit den Diebstählen eine Unmenge Geld verdient.
    Sein Geständnis, zusammen mit der polizeilichen Überprüfung der Einzelverbindungsnachweise und den Erkenntnissen aus den abgehörten Telefonaten, hatte mehr als gereicht, damit auch Viking Strindberg und seine Frau Marianne die Karten auf den Tisch legten und ihre Täterschaft gestanden.
    »Wirklich Pech für Philip Fahlén und das Ehepaar Strindberg«, hatte Thomas die ganze Sache zusammengefasst. »Wäre Krister Berggrens Leiche nicht in der Nähe von Fahléns Sommerhaus angeschwemmt worden, wären wir ihnen wohl nie auf die Schliche gekommen.«
    Just in dem Moment hatte sein Handy geklingelt.
    Nachdem er sein Telefonat beendet hatte, lächelte er Nora verlegen an.
    »Das war Carina vom Revier«, sagte er, während er das Handy wieder in die
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