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Tödlicher Mittsommer

Tödlicher Mittsommer

Titel: Tödlicher Mittsommer
Autoren: Viveca Sten
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Erschöpfung und Austrocknung sterben. Das war gar nicht so ungewöhnlich.
    Der andere war ein Mann in den Fünfzigern, Krister Berggren, angestellt beim staatlichen Spirituosenhandel »Systembolaget«. Sein Arbeitgeber hatte die Polizei Anfang April informiert, nachdem Berggren zehn Tage lang nicht zur Arbeit erschienen war. Er wurde seit Ostern vermisst, dem letzten Wochenende im März. Krister Berggren war mittelgroß und hatte dunkelblondes Haar. Er arbeitete seit 1971 beim Systembolaget, hatte also direkt nach der Schule dort angefangen, wenn Thomas richtig rechnete.
    Er holte sein Handy hervor und wählte die Nummer von Carina, der erstaunlich hübschen Tochter des Alten, die als Bürohilfe in der Polizeidienststelle Nacka jobbte, während sie sich auf die Aufnahme an der Polizeihochschule vorbereitete.
    »Carina, Thomas hier. Würdest du bitte in der Gerichtsmedizin anrufen und Bescheid sagen, dass die Leiche, die sie hereinkriegen, vermutlich zur Beschreibung eines gewissen Krister Berggren aus Bandhagen passt, der seit ein paar Monaten vermisst wird.«
    Thomas gab ihr Berggrens Personenkennnummer und seine Adresse durch.
    »Und außerdem kannst du gleich mal nachforschen, wer in dem Fall zu benachrichtigen ist. Dann haben wir das auch erledigt. Wenn wir Glück haben, finden sie vielleicht bei der Entkleidung der Leiche einen Führerschein oder Personalausweis.«
    Er verstummte und ließ den Blick über den Bildschirm mit der Beschreibung Krister Berggrens wandern. Durchs Fenster hörte er das Lachen von Kindern, die auf dem Fahrrad vorbeifuhren. Eine weitere Erinnerung daran, dass Sommer war und er bald nach Harö hinausfahren konnte, dem einzigen Ort, wo er so etwas wie Frieden gefunden hatte, seit Emily tot war. Plötzlich sehnte er sich danach, allein auf dem Bootssteg zu sitzen, ohne dass irgendwer irgendwas von ihm wollte.
    »Es wäre schön, wenn wir den Fall schnell und einfach aufklären könnten«, sagte er zu Carina. »Es wird wirklich langsam Zeit, Urlaub zu machen.«

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Kapitel 7
Donnerstag, erste Woche
Kapitel 7
    Als Thomas am Donnerstagmorgen in seine Dienststelle kam, war Carina bereits da. Sie übergab ihm den Bericht, der von den Gerichtsmedizinern abgezeichnet gerade eingetroffen war.
    »Thomas, der Obduktionsbericht ist eben gekommen. Der Tote von Sandhamn ist tatsächlich Krister Berggren, genau wie du vermutet hattest. Seine Brieftasche steckte in der Jacke, und man konnte noch lesen, was auf dem Führerschein stand, obwohl er so lange im Wasser gelegen hatte.«
    Während Thomas den Bericht durchlas, betrachtete Carina ihn verstohlen. Schon seit ihrem ersten Tag auf dem Polizeirevier hatte sie ihn immer wieder heimlich angesehen. Da war etwas an ihm, das sie anzog, ohne dass sie genau sagen konnte, was es war.
    Er hatte blondes Haar, dick wie eine Pferdemähne. Es war sehr kurz geschnitten, und sie ahnte, dass es wohl wuchs, wie es wollte, wenn man es nicht bändigte. Er hatte etwas von einem Naturburschen an sich, man konnte sehen, dass er sich gerne draußen aufhielt. Um seine Augen waren Unmengen kleiner Fältchen vom jahrelangen Blinzeln in der Sonne. Er war durchtrainiert und außerdem sehr groß. Sie selbst war ein ganzes Stück kleiner als Thomas.
    Ihm wurde nachgesagt, ein fähiger Polizist zu sein, einfühlsam und gerecht. Ein untadeliger Kollege, mit dem man gern zusammenarbeitete. Seine sympathische Art machte ihn beliebt, obwohl er eine gewisse Distanz zu seinem Umfeld wahrte. Niemand kam so richtig an ihn heran.
    Nach allem, was Carina zu Ohren gekommen war, hatte er vor gut einem Jahr seine kleine Tochter verloren. Danach war die Ehe zerbrochen und geschieden worden. Man munkelte, das Mädchen sei den plötzlichen Kindstod gestorben, aber niemand wusste etwas Genaues.
    Lange Zeit war er sehr deprimiert gewesen, aber seit Kurzem begannen die Lebensgeister wieder zurückzukehren. Zumindest, wenn man dem Klatsch im Büro glauben durfte.
    Carina war im vergangenen Jahr mit niemandem enger zusammen gewesen, hatte nur hin und wieder eine lockere Verabredung gehabt. Mit Typen in ihrem Alter, die sie langweilten. Thomas, der auf die Vierzig zuging, war da etwas ganz anderes. Er sah nicht nur gut aus, er war auch ein erwachsener Mann, kein unreifer Junge. Außerdem hatte er etwas an sich, das sie im Innersten berührte, ohne dass sie es näher benennen konnte. Vielleicht war es gerade die Traurigkeit, die unter der Oberfläche lag. Oder die Tatsache, dass er sie kaum zu
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