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Tödlicher Kick

Tödlicher Kick

Titel: Tödlicher Kick
Autoren: Lucie Flebbe
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nicht besonders groß und ein wenig düster. Neben dem Pflegebett, einem altmodischen Kleiderschrank und dem dazu passenden Sideboard gab es noch einen leer geräumten Tisch mit einer dünnen Holzplatte. Die Stühle fehlten. Es war erst ein paar Wochen her, seit ich Danners Vater hier das erste Mal begegnet war.
    Danner wandte sich ab, trat an den Kleiderschrank und griff mit einer Armbewegung sämtliche auf Bügeln hängende Hemden und Strickjacken. Er warf sie auf das Bett.
    »Das hätte ich fast vergessen.« Der mollige Pfleger, der uns in das Zimmer geführt hatte, kam noch einmal herein. »Das hier haben wir ganz hinten im Schrank gefunden. Ihr Vater muss es schon kurz nach seinem Einzug, als er noch hin und wieder wache Momente hatte, dort versteckt haben.« Der Pfleger trat an das Sideboard unter dem Fenster und nahm einen Schuhkarton aus einer Schublade. »Ich denke, das ist für Sie.«
    Danner zögerte einen Augenblick, bevor er zugriff.
    In altmodischer, krakeliger Schrift stand etwas auf den Pappdeckel des Kartons gekritzelt. Mit Kugelschreiber. Schief und zittrig.
    Für Ben.
    Danner starrte die Kiste an, als hätte der Pfleger ihm eine Giftschlange in die Hand gedrückt.
    »Was soll das?«, fragte er mich.
    Ich zuckte die Schultern. »Detektivregel Nummer sechs: Nimm den Deckel ab, wenn du wissen willst, was in der Kiste ist.«
    Danner stellte den Karton auf den Wäschehaufen auf dem Bett und öffnete ihn behutsam.
    Darin lagen nur zwei Dinge: das zerknickte Foto eines vielleicht Vierjährigen mit herausgestreckter Zunge und schulterlangen blonden Locken. Und das verstaubte Modell eines knallroten Triumph Spitfire.
    »Was für ein blödes Arschloch«, flüsterte Danner.
    45.
    » VfL Bochum , wir glauben an dich.«
    Die Ostkurve sang sich warm. Danner drückte mir das obligatorische Brötchen mit Bratwurst und Senf in die Hand und einen Kuss auf den Mund.
    Staschek und Molle prosteten sich mit Bierbechern zu.
    Ich erinnerte mich noch gut an den feierlichen Moment, in dem Molle den Artikel in der Tageszeitung entdeckt hatte, der ganz Bochum neue Hoffnung gemacht hatte.
    PEINLICHE PANNE MIT ELEKTRONISCHEM BALL: IST DER AUFSTIEG DOCH NOCH MÖGLICH?
    Eine peinliche Panne beim Einsatz der elektronischen Bälle, die seit Anfang der Saison in der Zweiten Bundesliga in Gebrauch sind, gab es beim Relegationsspiel des VfL Bochum gegen Schalke. Drei der zwölf Bälle, die bei dem Spiel benutzt wurden, fehlte im Innern die elektromagnetische Spule, die es ermöglicht, das Überqueren der Torlinie zu registrieren. Laut Meinung der Sachverständigen gibt es Hinweise, die auf eine Manipulation hindeuten.
    Dass dies überhaupt entdeckt wurde, ist Zeugwart Hartmut Zupp zu verdanken.
    »Mir ist ein Gewichtsunterschied der einzelnen Bälle aufgefallen«, berichtet Zupp, der die Bälle daraufhin überprüfen ließ.
    Ich hatte überlegt, ob die Bälle mit den orangefarbenen Applikationen, die Zeugwart Zupp zusammen mit Dietmar Wöhler in die Fankneipe geschleppt hatte, irgendeine Bedeutung für diese plötzliche Wendung haben konnten.
    Damit sind im Relegationsspiel möglicherweise zwei entscheidende Tore nicht gegeben worden. Aus diesem Grund wurde gestern am grünen Tisch entschieden, das Spiel zu wiederholen. Der Aufstieg ist wieder möglich.
    Allerdings sitzt der Schock über den gewaltsamen Tod des Mannschaftskollegen Mongabadhi bei den Bochumer Spielern noch tief.
    »Die Mannschaft steht unter Schock«, bestätigt Kapitän Timo Gutschenk. »Aber wir wissen natürlich, dass sich Oran nichts mehr gewünscht hätte als den Aufstieg.«
    Der Anpfiff holte mich aus meinen Gedanken zurück ins Stadion. Die Ostkurve schien entschlossen, die Gegner einfach vom Platz zu brüllen.
    Goldstein und Stani waren verhaftet worden.
    Und Serkan war wunderbarerweise zu sich gekommen. Sein Herz hatte offenbar bis kurz vor unseren Erste-Hilfe-Maßnahmen noch gearbeitet, denn er hatte keinen Hirnschaden davongetragen.
    Esmeralda und Curly jedoch waren verschwunden. Und so sehr ich mir Curly auch im bunten Wickelrock auf einem Bahnhof in Südfrankreich vorstellen wollte, drängte sich mir immer wieder der Gedanke auf, wie sie nun freiwillig und selbstbestimmt im Bordell von Esmeraldas und Stanis kleiner Schwester Daria anschaffte.
    Für Esmeraldas Kunden hingegen war die Gefahr, als Bordellkunden enttarnt zu werden, gebannt. Sie hatten nichts zu befürchten.
    »Die Polizeipräsidentin besteht ausdrücklich auf Wahrung der
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