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Toedlicher Hinterhalt

Toedlicher Hinterhalt

Titel: Toedlicher Hinterhalt
Autoren: Suzanne Brockmann
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und sahen zu, wie die Sea Breeze immer kleiner wurde.
    Und draußen auf dem Boot verstand es Charles endlich. Er begriff, warum Cybele für ihn, Joe und die Kämpfende Fünfundfünfzigste ihre Leben geopfert hatte.
    Und er konnte ihr endlich vergeben.
    Sie war des Lebens müde geworden, weil sie dermaßen gelitten hatte. Es war nicht so, als hätte sie ihn nicht geliebt, oh doch, das hatte sie, das wusste er nun. Aber wenn sie damals nicht losgelaufen wäre, hätte Charles sein Leben für sie geopfert. Und Cybele wäre erneut selbst mit gebrochenem Herzen zurückgeblieben. Sie hatte ihn so sehr geliebt, dass sie nicht ohne ihn leben wollte.
    Sie war eine erstaunliche Frau gewesen, die einen Helden in ihm gesehen hatte, und in ihrer Gegenwart wäre er auch zu einem geworden.
    Charles steuerte mit dem Bug des Boots auf den fernen Horizont zu. Zum ersten Mal seit Jahren fühlte er sich im Reinen mit sich selbst, denn er wusste, dass es ihm vor seinem Tod noch ein letztes Mal gelungen war, der Mann zu sein, den Cybele Desjardins geliebt hatte.
    Auf dem Rasen zwischen dem Baldwin’s Bridge Hotel und dem Jachthafen, ganz in der Nähe der Statue zum Andenken an die Männer, die im Zweiten Weltkrieg ihr Leben gelassen hatten, hielt Tom Kelly fest in den Armen.
    Auf dem Kai stand ein tropfnasser Joe und salutierte dem weit entfernten Boot, während Lieutenant Alyssa Locke neben ihm den Kopf senkte.
    Die Explosion geschah zwar in der Ferne, doch der Knall war noch laut genug, um jeden im Hafen und auf dem Rasen vor dem Hotel hochschauen und hinaus aufs Meer blicken zu lassen.
    Einige Sekunden lang herrschte Stille, ein Moment des Schweigens.
    Dann nahm das Leben wieder seinen Lauf.
    Lachen.
    Rufe von Kindern.
    Ein Eiswagen näherte sich klingelnd.
    Tom blieb mit Kelly eine Zeit lang einfach stehen und ließ sie in die Gesichter jener Menschen blicken, denen ihr Vater heute das Leben gerettet hatte.

22
    15. August
    Tom verließ die Nachbesprechung in Washington gerade rechtzeitig, um noch das Ende der Zeremonie zu Ehren der Fünfundfünfzigsten mitzuerleben.
    Die Feierlichkeiten hatten wie geplant stattgefunden – unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen zwar, aber ohne dass die meisten der Teilnehmenden etwas von der Tragödie ahnten, die sich am Tag zuvor ereignet hatte.
    Die Regierung der Vereinigten Staaten verfolgte damit die Strategie, wenig über Terrorattentate bekannt werden zu lassen. Denn selbst wenn solche Anschläge schiefgingen, waren die Terroristen meist auf eine entsprechende Medienberichterstattung aus. Deshalb gab es den Grundsatz, dies zu verhindern.
    Tom kümmerte es nicht, dass nie jemand von seinem Einsatz erfahren würde – niemand außer Admiral Chip Crowley. Und Rear Admiral Tucker, der vor Crowleys Mitarbeiterstab eine nicht sonderlich aufrichtig klingende Entschuldigung vorgebracht hatte.
    Während Tom vom Rand der Menge aus zusah, betrat Kelly die Bühne und nahm huldvoll eine besondere Auszeichnung entgegen, die ihr Vater im Namen der britischen, französischen und amerikanischen Regierung für seine Dienste im Krieg erhielt.
    Kurz danach endete die Veranstaltung.
    Tom versuchte, sich durch die Menschenmassen zu Kelly durchzukämpfen, traf jedoch nur auf Mallory und David.
    »Wie geht es Sam?«, erkundigte sich Mal.
    »Er wurde schon von der Intensivstation auf eine normale verlegt und geht den Krankenschwestern tierisch auf die Nerven«, berichtete Tom. »Wie geht es dir ? Es kommt ja nicht jeden Tag vor, dass jemand einem eine Waffe an den Kopf hält und droht, abzudrücken.«
    »Ich bin okay«, gab sie zurück. »Vielleicht noch ein bisschen zittrig.« Sie lachte. »Noch ziemlich zittrig. Wenn du Locke siehst, dann dank ihr bitte dafür, dass sie mir das Leben gerettet hat.«
    »Ja«, meinte David. »Bitte.« Tom sah zu, wie David Mal an sich zog, als hielte er es nicht aus, sie nicht festzuhalten.
    Deshalb musste er einfach fragen. »Und, was werdet ihr zwei im September machen?«
    »Ich werde zur Abendschule gehen«, teilte Mal ihm mit. »Das mit der Navy lass ich lieber bleiben – nimm’s mir nicht übel, Tommy, aber das ist nicht so mein Ding.«
    »Wir dachten uns, Mal könnte versuchen, in Boston einen Job als Assistentin eines Fotografen zu bekommen«, fügte David hinzu.
    »David wohnt in einer großen WG mit sechs Zimmern, und sie suchen ständig neue Mitbewohner, ich würde also nicht wirklich mit ihm allein zusammenleben. Und ich wäre nah genug an Zuhause, falls Angela mich
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