Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Toedliche Worte

Toedliche Worte

Titel: Toedliche Worte
Autoren: Val McDermid
Vom Netzwerk:
durften. Sie hoffte, dass es ihm nicht allzu viel ausmachen würde, dass sie einst den gleichen Dienstgrad gehabt hatten. »Kevin«, begrüßte sie ihn. »Gut, Sie zu sehen.«
    Seine blasse, mit Sommersprossen übersäte Haut wurde rot. »Willkommen in Bradfield«, sagte er.
    Die anderen drängelten sich jetzt um ihn herum. »Gut, Sie zu sehen, Chefin«, sagte eine weibliche Stimme hinter ihr. Carol drehte sich halb um und sah, wie die schmächtige DC Paula McIntyre zu ihr herauflächelte. Paula hatte am Rande der Ermittlergruppe mitgearbeitet, die den Psychopathen dingfest gemacht hatte, von dem vier junge Männer in der Stadt abgeschlachtet worden waren. Sie war damals nur als Helferin vorübergehend zur Kripo versetzt worden, aber Carol hatte ihren genauen Blick für Einzelheiten und ihre Einfühlsamkeit im Umgang mit Zeugen erkannt. Seit damals hatte sie sich, wie Brandon sagte, einen Namen als eine der besten Verhörspezialistinnen der Kripo in dieser Stadt gemacht. Carol wusste genau, wie wichtig das bei Ermittlungen zu einem Mordfall sein konnte, wo alles unter Zeitdruck ablief. Wenn jemand die Leute dazu bringen konnte, sich an alles zu erinnern, was sie wussten, half das Zeit in einer Phase zu sparen, in der dies Leben retten konnte.
    Paula schob einen dunkelhäutigen Mann nach vorn, der neben ihr stand. »Das ist DC Evans«, sagte sie. »Sam, DCI Jordan.«
    Carol streckte ihm die Hand entgegen. Evans schien zu zögern und schaute ihr nicht in die Augen, als er ihr die Hand schüttelte. Carol sah ihn kurz prüfend an. Er war kaum größer als sie, musste also gerade eben die vorgeschriebene Körpergröße haben. Sein kraus gelocktes Haar war kurz geschnitten, und seine Züge glichen eher denen eines Weißen als dem Gesicht eines Afrikaners. Seine Haut war wie brauner Zucker, und ein struppiges Spitzbärtchen verlieh ihm ein reiferes Aussehen, das nicht zu seinem faltenlosen jungen Gesicht passte. Sie rief sich Brandons Beschreibung des jungen Kollegen ins Gedächtnis. »Ein ganz Stiller. Aber er hat keine Angst, sich zu Wort zu melden, wenn er etwas zu sagen hat. Er ist klug und hat die tolle Gabe, zahllose Informationen zu sammeln und daraus vernünftige Schlüsse ziehen zu können. Er will ganz hoch hinaus, obwohl er das gut verbirgt. Aber das heißt, er wird bei der Arbeit für Sie aufs Ganze gehen.« Es sah so aus, als würde sie sich auf Brandons Worte verlassen müssen.
    Eine Person, DC Stacey Chen, stand mit einem schwachen Lächeln auf dem unbewegten Gesicht am Rand der Gruppe. Sie war die unbekannte Größe. Heutzutage brauchte man bei jeder wichtigeren Ermittlung einen Beamten, der sich mit den Datensystemen auskannte und die anfallende Informationsflut bewältigen konnte. Carol hatte Brandon gebeten, ihr jemanden dafür zu empfehlen, und innerhalb von vierundzwanzig Stunden hatte er Stacey genannt. »Sie hat einen Magister in Informatik, kennt die Systeme in- und auswendig und ist ein Arbeitstier. Sie ist eher eine Einzelgängerin, weiß aber trotzdem, wie wichtig die Arbeit im Team ist«, sagte er. »Und sie ist ehrgeizig.«
    Carol wusste noch gut, wie man sich dabei fühlte. In Berlin war ihr Ehrgeiz zusammen mit ihrer Selbstachtung zwar auf der Strecke geblieben, aber sie erinnerte sich noch, wie brennend sie sich gewünscht hatte, einen Schritt weiter auf der Leiter nach oben zu tun. Carol ging an Evans vorbei und gab Stacey die Hand. »Hi. Sie müssen Stacey sein. Ich freue mich, Sie im Team zu haben.«
    Staceys braune Augen hielten Carols Blick stand. »Ich bin dankbar für die Chance«, sagte sie mit starkem Londoner Akzent.
    Carol ließ den Blick durch den Raum schweifen. »Einer fehlt noch«, sagte sie.
    »Ach ja«, sagte Merrick. »DS Chris Devine. Wir haben gestern eine Nachricht bekommen. Bei ihrer Mutter ist gerade Krebs im Endstadium festgestellt worden. Sie hat gebeten, bis auf weiteres bei der Metropolitan Police in London bleiben zu dürfen. Der Chef hat seine Zustimmung gegeben.«
    Carol schüttelte leicht genervt den Kopf. »Prima. Wir sind schon unterbesetzt, bevor wir anfangen.« Sie sah sich um und betrachtete zum ersten Mal den Raum. Ein halbes Dutzend Schreibtische, jeder mit einem Computer ausgestattet. Tafeln und Schwarze Bretter an einer Wand, daneben ein Overheadprojektor. Eine Karte von Bradfield in großem Maßstab nahm fast den ganzen Platz neben der Tür ein. Die Stabjalousien vor der Fensterfront auf der gegenüberliegenden Seite gaben keinen Blick auf die Stadt
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher