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Tödliche Unschuld

Tödliche Unschuld

Titel: Tödliche Unschuld
Autoren: J. D. Robb
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weshalb hätten Sie ein unnötiges Risiko eingehen sollen? Schließlich hatten Sie den Bürgermeister ja schon die ganze Zeit benutzt.
    Ich kenne mich mit Politik nicht aus, aber trotzdem habe ich eine ungefähre Vorstellung davon, wie es vermutlich abgelaufen ist.«
    Eve trat an ihren Schreibtisch und nahm lässig auf der Kante Platz. »Sie sind scharf auf seinen Posten. Wahrscheinlich wollen Sie sogar noch mehr als seinen Job, aber New Yorker Bürgermeisterin ist schon mal ein guter Anfang. Er ist ziemlich beliebt. Eventuell wird er erneut gewählt, und es wäre absolut ätzend, noch ein paar Jahre länger brav die Stellvertreterin zu spielen, während Sie doch lieber selbst die Chefin sind.«
    »Denken Sie das wirklich?«
    »Ich denke, Sie sahen eine Möglichkeit, ihn nicht nur aus dem Weg zu räumen, sondern ihn darüber hinaus für ihre eigenen Zwecke zu benutzen. Durch die Affäre um Nick Greene hat er es Ihnen netterweise ziemlich leicht gemacht.«
    »Bürgermeister Peachtrees sexuelle Neigungen sollten seine Privatsache sein.«
    »Die Betonung liegt auf sollten, denn, wie sich gezeigt hat, ist das hehre Theorie. Aber kehren wir noch ein Stückchen weiter in die Vergangenheit zurück. Sie haben sich ständig mit den aktuellen Geschehnissen befasst. Haben die Lokalnachrichten und Meinungsumfragen verfolgt. Haben auf diesem Weg erfahren, dass man dort draußen schamlos Kinder - das heißt zukünftige Wähler - ausbeutet und missbraucht. Und deren Eltern, andere Eltern, andere Bürger, aktuelle Wähler sind beunruhigt, desillusioniert oder schlicht und einfach angekotzt. Jemand musste etwas tun, und Sie waren genau die Richtige für diesen Job. Sie haben die Kontrolle über viele Dinge. Sie haben jede Menge Macht. Sie sind ausgebildete Juristin. Sie wissen, dass ein Teil von diesem Abschaum nie bezahlen wird. Also haben Sie einen Weg gefunden, um ihn zahlen zu lassen. Sie haben was erreicht.«
    Ein Lächeln huschte über Francos Gesicht, und in ihren Augen leuchtete Stolz und, wie Eve registrierte, Arroganz. »Glauben Sie etwa allen Ernstes, Sie könnten irgendwas davon beweisen?«
    »Ich habe Dukes.« Eve zuckte mit den Schultern. »Ich habe die Reinheitssucher ausgehoben. Dass Sie mir entwischen, ist nach über vierzig Festnahmen und einem insgesamt erfolgreich abgeschlossenen Fall nicht weiter schlimm.«
    »Dann spielen Sie dieses Szenario also nur spaßeshalber durch?«
    »Hier sind nur Sie und ich. Betrachten Sie es also einfach als Unterhaltung unter Frauen. Als harmloses Geplauder nach Ende des Spiels.«
    »Wenn’s sein muss …« Franco nickte. »Aber fahren Sie erst mal fort.«
    »Irgendwann geriet dann alles außer Kontrolle, aber Sie hatten noch einen Trumpf in der Hand. Sie haben die Geschichte an die Medien durchsickern lassen. Sie haben den Bürgermeister den Leuten zum Fraß vorgeworfen. Haben ihn zwar verteidigt, sich dabei aber nicht allzu weit aus dem Fenster gehängt. Falls er verurteilt wird, werden Sie den Verlust eines Mannes betrauern, der sich von seiner Macht und seinem eigenen verdrehten Pflichtgefühl korrumpieren lassen hat. Falls er freigesprochen wird, werden Sie das Gericht in den höchsten Tönen dafür loben, dass es die Unschuld eines Mannes bewiesen hat. So oder so werden Sie in seine Fußstapfen treten und die Stadt regieren. Vielleicht, ja vielleicht ging es Ihnen teilweise um das, was Sie als Gerechtigkeit empfinden. Vor allem aber ging es Ihnen um Politik.«
    »Sie irren sich.« Franco trat vor den AutoChef und nahm sich die zweite Tasse Kaffee, die Eve bei ihrem Eintreten aufgebrüht hatte. »Aber da wir unter uns sind und da ich Sie respektiere, werde ich nicht so weit gehen zu behaupten, dass das alles totaler Blödsinn ist. Die Reinheitssucher waren eine Lösung für die Plage, von der diese Stadt befallen ist.
    Sie könnten auch in Zukunft eine Lösung sein.«
    Sie legte ihren Kopf leicht schrägt. »Wir hätten jemanden wie Sie gebrauchen können.
    Es war also kein Zufall, dass ich darauf gedrängt habe, Sie den Medien als Ansprechpartnerin zur Verfügung zu stellen. Ihre Auftritte haben jedes Mal eine große Wirkung, Dallas. Mit Ihrer Leidenschaft, Ihren Fähigkeiten, Ihrer pausenlosen Präsenz hätten Sie die Story so lange am Leben erhalten, wie ich es gebraucht hätte. Ich glaube, bereits als wir uns zum ersten Mal in Tibbles Büro begegnet sind, ist mir bewusst geworden, dass Sie nicht lockerlassen würden, als bis der Fall gelöst ist. Das musste ich
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