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Toedliche Traeume

Toedliche Traeume

Titel: Toedliche Traeume
Autoren: Iris Johansen
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Ich habe Ihnen gesagt, Boch hat es eilig. Es ist Ihre Schuld, nicht meine.«
    Ihre Schuld. Einen Augenblick lang war sie vor Schreck wie gelähmt, doch dann gewann die Wut die Oberhand. »Reden Sie keinen Schwachsinn, Sie sind der Mistkerl. Was würde es schaden, noch etwas zu warten?«
    »Werden Sie nicht unverschämt, das kann ich nicht leiden.« Er wandte sich an Boch. »Schicken Sie ein paar Männer aufs Schiff, um die Fässer zu holen. Wie viele Fässer befinden sich noch auf der Constanza?«
    »Acht.« Boch war bereits unterwegs. »Sie werden in zwei Stunden auf der Insel sein.«
    »Hervorragend.« Sanborne schaute Boch einen Moment lang nach, dann sagte er zu Sophie: »Ich kann Ihnen nur raten zu beten, dass Bochs Kunde das REM-4 in seiner jetzigen Form für zu gefährlich hält. Wenn nicht, habe ich keinerlei Verwendung mehr für Ihre Dienste. Ihre Arroganz geht mir allmählich auf die Nerven.« Er öffnete die Haustür. »Und an Ihrer Stelle würde ich Boch gegenüber nicht so frech werden, wie Sie es sich eben mir gegenüber erlaubt haben. Der Mann ist ziemlich cholerisch, er könnte sich zu Maßnahmen hinreißen lassen, die für Sie tödliche Auswirkungen haben. Dann würde ich natürlich Franks anrufen und ihm den Auftrag erteilen, Ihren Sohn zu töten, weil er mir nicht mehr von Nutzen ist.«
    Wütend und frustriert sah sie, wie Sanborne im Haus verschwand. Warum hatte der Hurensohn nicht einen Tag länger warten können, ehe er Boch gegenüber kapitulierte? Zwei Stunden …
    Sie wirbelte herum, sprang die Stufen der Veranda hinunter und machte sich auf den Weg zur Aufbereitungsanlage. Zwei Stunden. Sie musste die Katastrophe unbedingt verhindern. Das durfte nicht geschehen. Sie machte einen Bogen um den Wachmann und aktivierte den Sender.
    »Ihr könnt nicht länger warten«, flüsterte sie. »In zwei Stunden wird der Inhalt der Fässer ins Trinkwassersystem gegeben. Ich gehe jetzt in die Aufbereitungsanlage.« Der Wachmann hatte sie fast eingeholt, deshalb wagte sie nicht, noch mehr zu sagen.
    O Gott. Zwei Stunden …

19
    »ENTNEHMEN SIE IHRE Proben.« Boch beaufsichtigte seine Männer, die die Fässer am Rand des Tanks abstellten. »Ich gebe Ihnen zwanzig Minuten.«
    »Wie überaus großzügig.« Sophie nahm den Behälter mit den leeren Reagenzgläsern und ging auf die acht Fässer zu, die gerade vom Schiff herbeigeschafft worden waren. In welchem mochte die Pistole stecken, die Royd ihr zukommen lassen wollte? Was, wenn in keinem der Fässer eine Pistole steckte? Was, wenn es Royd in der kurzen Zeit, seit sie ihn am Morgen darum gebeten hatte, nicht geschafft hatte, aufs Schiff zu gelangen? Und woher zum Teufel sollte sie wissen, ob der verdammte Sender überhaupt funktionierte?
    Sie musste ihm vertrauen. Trotz aller Widrigkeiten hatte Royd ihr den Sender zukommen lassen, dann würde er auch dafür sorgen, dass es funktionierte. Und ganz bestimmt hatte er es auch geschafft, eine Pistole in einem der Fässer zu verstecken.
    Ich würde für dich sterben.
    Himmelherrgott, sie musste endlich aufhören, alles, was Royd tat, zu hinterfragen. Sie hätte das Schicksal ihres Sohnes niemals in seine Hände gelegt, wenn ihr Instinkt ihr nicht gesagt hätte, dass Michael bei ihm in Sicherheit war. Und dennoch konnte sie, seit sie auf der Insel war, nicht aufhören, sich Sorgen zu machen und an Royd zu zweifeln. Royd würde sie im Kampf gegen diesen Wahnsinn niemals alleinlassen. Er hatte gesagt, er kommt, also tut er das auch.
    Sie musste ihm einfach vertrauen.
    Sie trat an das erste Fass, nahm den Deckel ab und füllte ein Reagenzglas.
    Nichts sonst in dem Fass.
    Sie stellte das Reagenzglas in den Transportbehälter und nahm sich das nächste Fass vor. Ganz langsam, sagte sie sich. Sie würde sich viel Zeit lassen.
    Keine Waffe.
    Sie nahm sich das dritte Fass vor. Füllte das Reagenzglas. Wieder nichts.
    Als sie den Deckel des fünften Fasses anhob, entdeckte sie die Pistole sofort. Sie war mit schwarzer Plastikfolie wasserdicht verpackt und an der Innenwand des Fasses befestigt. Sophie atmete erleichtert auf.
    Sie drehte sich so, dass sie Boch den Rücken zuwandte. Gott sei Dank beachtete er sie nicht, sondern bellte den Männern, die dabei waren, die Fässer aufzustellen, Befehle zu. Sie füllte das Reagenzglas, nahm die Pistole aus dem Fass und ließ sie auf den Betonboden zwischen den Fässern fallen. Dann stellte sie den Behälter mit den Reagenzgläsern davor und ging zum nächsten Fass.
    »Los,
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