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Tödliche Seilschaft: Roman (German Edition)

Tödliche Seilschaft: Roman (German Edition)

Titel: Tödliche Seilschaft: Roman (German Edition)
Autoren: Barbara Traber
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Beziehung, sondern wolle frei
bleiben? Sie schämte sich ein bisschen. Das lange Alleinsein in Grindelwald hatte
ihr offensichtlich nicht gut getan. Es fiel ihr schwer, ihn schon wieder gehen zu
lassen, als er sie zum Abschied fest umarmte und küsste. Zärtlich – oder leidenschaftlich?
Das hätte sie später nicht mehr sagen können, sie war zu sehr durcheinander vor
Freude und gleichzeitig vor Schmerz über die erneute Trennung, stand fassungslos
da, als er sich abrupt von ihr löste, ins Auto stieg und wegfuhr.
    Sie versuchte,
zu winken, sah kaum mehr etwas vor lauter Tränen, aus denen ein Heulkrampf wurde,
der ihren Körper schüttelte. Als wäre es ein endgültiger Abschied, dabei … in wenigen
Wochen sei er zurück, hatte er versprochen. Für längere Zeit – für immer?
    Knapp 24
Stunden hatte Alex in der Schweiz verbracht, und schon war er wieder verschwunden,
und sie wusste einen Moment nicht, ob sie alles nur geträumt hatte. Doch der Goldring
steckte an ihrem Finger, er glänzte ganz neu, der Brillant funkelte, und sie besaß
nun ein Pfand, ein Liebespfand und konnte es allen triumphierend zeigen. »Seht,
ich bin verlobt, Alex hat mich rasch besucht, der Verrückte, er ist einfach von
Rom bis in die Schweiz durchgefahren, typisch für ihn, und er wird bald für immer
kommen, und wir werden heiraten …«
    Immer mit
Dir ! Genau das hatte sie hören wollen, es passte perfekt in ihr Bild einer
einzigartigen Liebesgeschichte mit Happyend, und Alex schien trotz allem auch eine
– zugegeben meist verborgene – romantische Seite zu haben. Wie sonst hätte er seine
Hütte »Lara« getauft? Sie war bereit, wieder mit mehr Geduld und Verständnis für
seine besondere berufliche Situation auf ihn zu warten. Nein, nichts konnte sie
beide mehr auseinander bringen, selbst eine weitere monatelange Trennung nicht.
     
    Es dauerte sehr lange, bis Eva etwas
von Alex hörte und er auf ihre Briefe antwortete. Ja, natürlich verstand sie, dass
ihm wenig Zeit zum Schreiben blieb, da er häufig unterwegs war. Merkwürdig nur,
dass seine Antworten immer knapper und seltener wurden – wie ein Bergbächlein, das
während einer längeren trockenen Periode allmählich zu versiegen drohte.
    »Was ist
los mit Dir? Wie geht es Dir? Bitte lass mich wissen, was Dich beschäftigt. Wir
werden uns sonst durch die lange Trennung entfremden, befürchte ich. Ich möchte
Anteil nehmen an Deinem Leben, auch wenn Du weit weg bist. Bitte melde Dich bald,
ich vermisse Dich …«, schrieb sie ihm.
    Wieder wartete
sie wochenlang auf eine Luftpostbrief-Antwort aus Saudi-Arabien. Warten, unerträgliches
Warten auf ein Lebenszeichen. Mehrmals überlegte sie, ob sie Alex’ Mutter nach Rom
schreiben und sich bei ihr erkundigen sollte, ob sie etwas gehört habe. Sicher hätte
er dies jedoch als Einmischung hinter seinem Rücken aufgefasst, und womöglich wusste
seine Mutter noch weniger Bescheid als sie, wie es dem Sohn ging.
    Sie nahm
oft den Ring vom Finger, las die Inschrift, versuchte, sich Alex’ Gesicht, seine
Stimme, seine Gesten ins Gedächtnis zu rufen. Er schien so weit weg zu sein, unerreichbar,
und das Herz tat ihr weh.
    Endlich
ein Luftpostbrief in der vertrauten Handschrift an sie adressiert. Sie riss ihn
ungeduldig auf, begann zu lesen, aber die Wörter verschwammen vor ihren Augen. Nein,
nein, das war nicht möglich, bitte nicht, sagte sie beschwörend zu sich, denn ihr
wurde fast schlecht, und sie musste den kurzen Text mehrmals lesen, um ihn zu erfassen.
    Alex schrieb,
er sei krank, ernsthaft krank – und wolle sie auf keinen Fall damit belasten. Er
müsse sich jetzt erst einmal auskurieren, was wohl längere Zeit beanspruchen werde,
und er wolle ihr die Zukunft nicht verbauen, es sei besser, wenn er sich nicht fest
binde. Auf eine Ehe müsse er vermutlich aus gesundheitlichen Gründen verzichten
… »Ich möchte nicht, dass Du auf mich wartest!«
    »Nein, das kann nicht wahr sein!«, rief Eva vor Schreck laut aus, und
ihre erste Sorge galt Alex. Was war das für eine mysteriöse Krankheit, die er erwähnte?
Und weshalb sollte dies ein Grund sein, auf eine Beziehung zu verzichten? Warum
redete er in Rätseln, als wäre sie nicht der Mensch, der ihm am nächsten stand?
Da sie erst vor kurzem erlebt hatte, wie schnell man aus lauter Einsamkeit und Sehnsucht
in einen depressiven Zustand geraten konnte, versuchte sie einmal mehr, Verständnis
für ihren Verlobten aufzubringen. Sie musste ihm antworten, sofort, ihm versichern,
es
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