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Tödliche Recherche

Tödliche Recherche

Titel: Tödliche Recherche
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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erkennen war nichts.
    Was soll’s, dachte sich Bahn, auf ein Neues, versuch’ ich es halt mit zwanzig Minuten. Ist ja für Thea. Er freute sich schon darauf, ihr das Bild bringen zu können.
    Bahn schaltete das Belichtungsgerät mit einem Blick auf seine Armbanduhr wieder ein und ging in die Redaktion zurück, um dort die lange Wartezeit zu überbrücken.
    Mit seinen Gedanken war er bei Thea, als das Telefon klingelte. Ausgerechnet jetzt wollte ihn Gisela sprechen. Sie wollte hier und heute von ihm eine klare Entscheidung, um sich dann selbst zu entscheiden. Doch Bahn wand sich, er bat um Bedenkzeit und seine Freundin darum, in sein Haus zurückzukommen.
    Gisela legte auf, ohne darauf zu antworten. Bahn ärgerte sich über seine Bitte. Warum habe ich sie bloß zurückholen wollen, fragte er sich im nachhinein.
    Beim Blick auf seine Uhr erschrak er. Fast dreißig Minuten hatte das Telefonat gedauert. Das Bild!
    Bahn stürzte ins Labor, als käme es jetzt noch auf Sekunden an, und schaltete die Belichtung ab. Das Bild wird wohl nur schwarz sein, vermutete er, während er das Fotopapier in der Entwicklerschale leicht schaukelte.
    Doch Bahn täuschte sich. Wenn auch unscharf, so bildeten sich langsam zwei Figuren heraus. Immer deutlicher wurden sie in der linken Bildhälfte und in der Mitte erkennbar.
    Es waren, so hatte es den Anschein, Walter und sein ständiger Schatten Kurreck.
    Und es gab eine dritte Person! Zwar nur schräg von hinten sichtbar, aber vielleicht doch identifizierbar. Bahn atmete tief durch, als er glaubte, rechts außen auf dem Papierabzug die Umrisse von Taschen erkennen zu können.
    Taschen war der dritte Mann, mußte der dritte Mann sein. Bahn sah zwar nur einen Hinterkopf und einen angedeuteten Körper. Aber es konnte, es mußte Taschen sein. Das Bild war an der rechte Seite nicht besser zu entwickeln.
    Der dritte Mann nahm, so glaubte Bahn in der Bildmitte zu erkennen, aus der Hand von Walter etwas entgegen, vermutlich einen Briefumschlag. Kurreck schaute dabei interessiert und zufrieden zu.
    Bahn schüttelte sich. Er wollte es nicht glauben. War dies das, was Schramm meinte, als er von einem Erfolg für Walter sprach, der ohne die „lahme Schwester“ nicht möglich gewesen wäre? War dies das, was Walter als alle möglichen Mittel betrachtete, die zur Verfügung stehen? Hatte Walter die Eminenz geschmiert? Das ist es gewesen! Davon war Bahn überzeugt.
    Zugleich war er verwirrt. Was soll ich tun?, fragte er sich. Was ist zu tun?
    Er wollte Küpper anrufen. Doch der war nicht im Büro und auch nicht zu Hause. Vermutlich hatte er endlich einmal Zeit, seine Mutter zu besuchen, schmunzelte Bahn trotz seiner Erregung.
    Schramms Witwe wollte er nicht informieren. Das kann ich immer noch, meinte er.
    Er legte eine weiteres Blatt Fotopapier in das Entwicklergerät, setzte sich in dem dunklen Raum auf einen Stuhl und dachte nach. Eine halbe Stunde später hatte Bahn einen zweiten Abzug der unglaublichen Szene hergestellt.
    Hastig räumte er das Labor auf und steckte Abzüge und Negativ ein. Unruhig fuhr er nach Hause, legte sich ins Bett und versuchte zu schlafen. Gedanken schwirrten Bahn durch den Kopf, Bilder zeigten sich vor seinen Augen.
    Was ist Realität, was ist Phantasie? Bahn konnte nicht mehr unterscheiden. Er fand nur schwer zu einem unruhigen Schlaf, der von skurrilen, assoziativen Träumen begleitet wurde und aus dem er mehrmals schweißgebadet aufwachte.
    Freitag, 15. November
    War die Stimmung in der Redaktion in den vergangenen Tagen schon unerträglich gewesen, so gab es jetzt einen neuen historischen Tiefstand. Die Dürener Nachrichten hatten der DZ und dem DTB einen Artikel vorgesetzt, der verdrängte, daß der schwere Unfall vom Donnerstagmorgen exklusiv im Tageblatt bebildert war.
    Einen ausgesprochenen Politskandal wollte die DN in Düren ausgegraben haben.
    „Wo blieb das Geld aus der SPD-Parteikasse?“, titelten die Nachrichten bei ihrem lokalen Aufmacher. Er war bereits in den Lokalnachrichten von Radio Rur am frühen Morgen aufgegriffen worden und hatte damit auch die DTB-Redakteure schön am Frühstückstisch in Unruhe versetzt.
    Interessiert las der übermüdete Bahn den Bericht, den Krupp geschrieben hatte. Krupp schrieb von Differenzen in der Buchführung der Genossen, von fehlenden Belegen, von falschen Abbuchungen in der Parteikasse. Krupp hatte es geschickt gemacht. Er stellte keinen Behauptungen auf, sondern ließ einen „Kenner der internen SPD-Verhältnisse“
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