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Tödliche Märchen

Tödliche Märchen

Titel: Tödliche Märchen
Autoren: Jason Dark
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schrie: »Na, erkennt ihr ihn? Das Märchen heißt doch Rumpelstilzchen. In der Geschichte ist es in den Boden gefahren, weil es so zornig war. Andere sagen auch, der Teufel hätte es geholt. Vielleicht, ich weiß es selbst nicht genau. Vielleicht hat der Teufel es jetzt wieder freigegeben, um das zu vollenden, was es in der Geschichte nicht geschafft hat.« Die Worte waren boshaft und haßerfüllt ausgestoßen worden. Grandma Gardener wollte Tod und Vernichtung, das war sie der Hölle schuldig. Und der Zwerg sprang.
    Er hüpfte wie ein Gummiball hoch. Weshalb er sich gerade Jason ausgesucht hatte, wußte wohl nur die Märchentante, aber der Junge stand bei seiner Mutter.
    Ruth reagierte schneller.
    Sie hätte sich gern eine zweite Waffe gewünscht oder zumindest ein Ersatzmagazin, so sah sie sich gezwungen, die Pistole als Schlagwaffe zu benutzen.
    Bevor der Zwerg zubeißen konnte, rammte sie die Hand nach unten. Der Waffenlauf traf den breiten Schädel, sie hörte ein Knacken, als würde etwas aufspringen, aber sie hatte ihn nicht bewußtlos geschlagen oder gar tödlich getroffen.
    Er fiel zu Boden, überrollte sich und sprang sofort wieder hoch.
    »Lauft!« schrie sie den Kindern zu. »Verdammt, so lauft doch endlich weg!«
    Sie blieben jedoch und sahen, wie Ruth Finley gegen dieses kleine Monstrum kämpfte.
    Es sprang sie an.
    Sehr schnell war der Zwerg. Das Maul hatte er soweit aufgerissen, daß sein gesamter Kopf fast nur mehr aus zwei Kieferhälften bestand. Zwischen den beiden Zahnreihen hingen giftgrüne Schleimfäden. Die kleinen Arme waren vorgestreckt. Dabei wirkten die Hände wie kleine Krallen aus Metallnägeln.
    Ruth duckte sich.
    Sie dankte jetzt ihrem Trainer, der sie gelehrt hatte, sich zu bewegen. Er hatte ihr auch den Kampfsport Judo beigebracht und sie in die Anfänge des Karate eingeführt.
    Diese Kenntnisse wandte sie jetzt an. Durch die schnelle Drehung war das Monstrum an ihr vorbeigesprungen. Bevor es wieder auf den Boden tickte, schlug sie mit der Handkante zu.
    Ruth traf genau.
    Die gekrümmte Kante hämmerte auf den Rücken des Monstrums. Es war kein weicher Körper, unter der grünroten Kleidung schien sich eine Haut aus Panzerstahl zu befinden.
    Ruths Hand schmerzte. Sie hörte den Zwerg böse lachen. Er krabbelte über den Boden, geriet dabei in Nicoles Nähe und hob seinen großen Kopf an, um sich das nächste Opfer anzusehen.
    Was Nicole dazu veranlaßte, ihm einen Tritt zu geben, hätte sie sicher selbst nicht sagen können. Es war der Reflex, und sie trat so hart zu, daß sich der Zwerg überschlug.
    »Das hast du nicht umsonst gemacht!« kreischte die Gardener. »Dafür wird er dich zerreißen!« Auch sie wollte in den Kampf eingreifen, doch Ruth war schneller.
    Sie warf sich auf die Frau zu, rammte beide Fäuste gegen deren Brust und stieß sie so hart zurück, daß sie rücklings auf die Sitzfläche des Schaukelstuhls fiel und Ruth über sie.
    Sie suchte den Hals der Mordperson, fand ihn auch und spürte, als sie ihre Hände darum legte, nur mehr die dünnen, harten Knochen. Dafür hörte sie aber das Lachen aus dem offenen Maul dringen, und dann den gellenden Schrei.
    »Mummmmmy!«
    Es war Jason gewesen.
    Augenblicklich ließ Ruth die Gardener los, schwang sich hoch und drehte sich um. Jason bot ein Bild des Grauens!
    Er stand unbeweglich auf der Stelle, aber auf seiner rechten Schulter hockte der Zwerg und war bereit, ihm den Hals durchzubeißen…
    ***
    Meine Überraschung war so groß, daß ich nicht einmal vor dem Feuer zurückzuckte. Es hatte mich eingerahmt, ich hörte das Fauchen der Flammen, die aber ebenso schnell zusammenfielen, wie sie aufgezuckt waren.
    Abgelöst wurden sie von zwei Gestalten aus der Märchenszene. Neben mir stand ein Wolf.
    Kein Werwolf, ein normaler. Er sah aschgrau aus und wirkte wie ein kinderfressender Killer.
    Und so war er auch in dem Märchen »Der Wolf und die sieben Geislein« beschrieben worden. Rechts von mir hielt sich die Bestie auf. Links stand eine andere Gestalt.
    Eine böse, alte Vettel. Mager, und das Gesicht geschnitten wie bei einem Geier. Sie war in violette Kleidung gehüllt, die ihren dürren Körper wie ein Tuch umflatterte.
    In der rechten Hand hielt sie etwas, das aussah wie eine Spitze, aber keine war, dafür eine Nadel.
    Und mit einer vergifteten Nadel hatte sich Dornröschen gestochen, bevor es hundert Jahre schlief.
    Was mir hier gezeigt wurde, waren zur Tatsache gewordene Märchen, gesteuert durch die Kräfte der
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