Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tödliche Küsse

Tödliche Küsse

Titel: Tödliche Küsse
Autoren: J. D. Robb
Vom Netzwerk:
wäre sie unablässig monotonen Aufzählungen sämtlicher New Yorker Attraktionen, gleichförmigen Erzählungen über die Geschichte und die Tradition des Broadway sowie begeisterten Lobesreden auf die herrlichen Museen, die zahllosen luxuriösen Geschäfte und vor allem auf die Souvenirshops des Fremdenverkehrsbüros ausgesetzt gewesen.
    Da die Route der Touristenschiffe direkt über ihr Apartment hinwegführte, hatte sie dieses jämmerliche Schauspiel bereits endlose Male miterleben müssen, und sie hatte einfach keine Lust, sich nochmals erklären zu lassen, wie bequem man über die Gleitbänder von den glitzernden Modeboutiquen in der Fünften zum Madison Square Garden kam, oder dass man unbedingt einmal über den neuen Hochweg auf dem Empire State Building spazieren müsse, um sich die Stadt in aller Ruhe von oben anzusehen.
    Während eines kurzen Staus in der Zweiundfünfzigsten blickte sie grübelnd auf ein Werbeplakat, auf dem ein attraktiver Mann und eine attraktive Frau einander leidenschaftlichen küssten und jedes Mal, wenn sie Luft holen mussten, freudestrahlend erklärten, der Austausch dieser Zärtlichkeit würde durch »Gebirgsbach-Atemfrisch« noch um ein Vielfaches versüßt.
    Die Fahrzeuge standen dicht gedrängt hintereinander, und ein paar Taxifahrer riefen sich einfallsreiche Beleidigungen zu. Der Pilot eines überfüllten Maxibusses lehnte anscheinend auf seiner kreischenden Hupe, was zahlreiche Fußgänger die Köpfe oder die Fäuste schütteln ließ.
    Ein Hovercraft der Verkehrspolizei glitt im Tiefflug über das Gedränge, und aus seinem Lautsprecher hallte die Standardwarnung, Ruhe zu bewahren oder mit einem Strafmandat belegt zu werden. Im Schneckentempo ging es schließlich weiter, doch der Lärm und die schlechte Laune der Verkehrsteilnehmer nahmen noch lange nicht ab.
    Je weiter sie sich von der Stadtmitte entfernte, umso ruhiger wurde es. Hier draußen lebten die Reichen und Privilegierten. Die Wege waren sauberer und breiter, hier und da ragten aus den parkähnlichen Gärten die Wipfel prachtvoller, frühlingsgrüner Bäume in die Luft. Vereinzelte private Fahrzeuge oder Flieger glitten oder schwebten beinahe lautlos durch die Straßen, die wenigen Fußgänger trugen Schuhe aus allerfeinstem Leder und maßgeschneiderte Garderobe aus edelstem Tuch. Eve überholte einen Hundesitter, der mit der ruhigen, selbstbewussten Gangart eines erfahrenen Droiden ein Paar elegante goldene Jagdhunde an der Leine führte und, immer wenn die beiden schnuppern wollten, geduldig stehen blieb.
    Als sie das Tor zu Roarkes Anwesen erreichte, blieb sie abwartend im Wagen sitzen, bis das Empfangsprogramm sie identifizierte und schließlich gnädig einließ. Die Bäume auf der ausgedehnten leuchtend grünen Rasenfläche standen bereits in voller Blüte, und, eingehüllt in ein Meer aus strahlendem Weiß und Rosa, dunklem Rot und tiefem Blau, fuhr sie den langen Weg zu seinem Haus hinauf.
    Das Gebäude ragte hoch in den sich verdunkelnden Himmel, und das letzte Licht der Sonne ließ die breiten Fensterfronten funkeln und tauchte die alte Steinfassade in ein warmes, weiches Grau. Es war Monate her, seit sie das Haus zum ersten Mal gesehen hatte, doch nach wie vor hatte sie sich an die üppige Pracht und den schlichten, unverfälschten Reichtum, den es verströmte, nicht gewöhnt. Immer noch fragte sie sich, was sie überhaupt hier machte – hier, bei diesem Mann.
    Sie ließ ihren Wagen am Fuß der Granittreppe stehen und stieg eilig die Stufen hinauf. Sie würde nicht klopfen. Aus Stolz und auch aus Bosheit. Roarkes Butler empfand kalte Verachtung für niedere Wesen ihrer Art und machte sich noch nicht einmal die Mühe, seine Gefühle zu verbergen, wenn er auf sie traf.
    Wie erwartet, erschien Summerset bei ihrem Eintreten sofort in der Eingangshalle und verzog missbilligend sein hageres, längliches Gesicht.
    »Lieutenant.« Sein Blick machte ihr deutlich, dass sie immer noch dieselben Kleider trug, in denen sie am Morgen aufgebrochen war, und dass sie inzwischen reichlich mitgenommen wirkten. »Wir wussten nicht, wann oder besser ob Sie überhaupt zurückkommen würden.«
    »Ach, wussten wir das nicht?« Sie zuckte mit den Schultern, und da sie wusste, dass er es als Zumutung empfände, schälte sie sich aus ihrer verbeulten, nassen Lederjacke und drückte sie ihm in die Hand. »Ist Roarke da?«
    »Er führt gerade ein interplanetarisches Gespräch.«
    »Mit dem Olympus Resort?«
    Summerset spitzte seine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher