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Tödliche Küsse

Tödliche Küsse

Titel: Tödliche Küsse
Autoren: J. D. Robb
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J. Morse empfand sie nicht einmal ein Mindestmaß an Sympathie. »Was ich Ihnen zu sagen hätte, würden Sie nicht hören wollen.«
    Sein Mondgesicht teilte sich zu einem Lächeln. »Nun kommen Sie schon, Dallas, die Öffentlichkeit hat ein Recht auf Informationen. Das ist Ihnen doch klar.«
    »Ich habe Ihnen nichts zu sagen.«
    »Nichts? Wollen Sie wirklich, dass ich auf Sendung gehe und erkläre, Lieutenant Eve Dallas, eine der besten Polizistinnen von ganz New York, stünde bezüglich des Mordes an einer der angesehensten, prominentesten und herausragendsten Figuren der Stadt mit leeren Händen da? Ich könnte es tun, Dallas«, sagte er und schnalzte mit der Zunge. »Ich könnte es natürlich tun, aber das sähe nicht sehr gut aus.«
    »Sie glauben also, es würde mich interessieren, was man von mir denkt.« Ihr Lächeln war dünn und laserscharf, und ihr Finger schwebte bereits über dem Aus-Knopf. »Dann lassen Sie mich Ihnen sagen, dass dies ein grober Irrtum ist.«
    »Vielleicht ist es Ihnen persönlich ja egal, aber die Sache würde auf Ihre gesamte Abteilung zurückfallen.« Er flatterte mit seinen langen, mädchenhaften Wimpern. »Und auf Commander Whitney, der sich dafür eingesetzt hat, Ihnen die Leitung der Ermittlungen in diesem Fall zu übertragen. Außerdem sollten wir auch Roarke nicht vergessen.«
    Ihr Finger zuckte, doch dann zog sie ihn zurück. »Commander Whitney und auch ich räumen der Aufklärung des Mordes an Cicely Towers höchste Priorität ein.«
    »Das werde ich zitieren.«
    Dieser verfluchte kleine Bastard. »Und zwischen meiner Arbeit als Polizistin und meiner Verbindung zu Roarke gibt es keinerlei Zusammenhang.«
    »He, Braunauge, alles, was Sie betrifft, betrifft auch Ihren Macker und vice versa. Und wissen Sie, die Tatsache, dass Ihr Typ geschäftlich mit der Verstorbenen, deren Ex-Mann und deren neuem Partner zu tun hatte, macht diesen Zusammenhang sehr deutlich.«
    Sie ballte frustriert die Fäuste. »Roarke hat geschäftlich mit jeder Menge Leute zu tun. Davon abgesehen wusste ich gar nicht, dass Sie wieder für die Klatschspalte arbeiten, C. J.«
    Diese Bemerkung wischte das selbstgefällige Grinsen aus seinem Gesicht. C. J. Morse hasste nichts mehr, als wenn er an seine Vergangenheit als Klatschreporter erinnert wurde. Vor allem nun, da er sich endlich ins Politikressort hinaufgedienert hatte. »Ich habe jede Menge Beziehungen, Dallas.«
    »Ja, und außerdem haben Sie einen Pickel mitten auf der Stirn, den ich an Ihrer Stelle sofort behandeln lassen würde.« Mit diesem billigen, doch befriedigenden Satz warf Eve den Schleimer aus der Leitung, sprang von ihrem Stuhl, stapfte in ihrem kleinen Zimmer auf und ab. Sie stopfte die Hände in die Hosentaschen, zog sie dann aber wieder heraus. Verdammt, warum musste Roarkes Name in Verbindung mit dem Fall auftauchen? Wie eng waren seine geschäftlichen Beziehungen zu Towers und den beiden Männern gewesen?
    Eve setzte sich wieder an den Schreibtisch und runzelte beim Anblick der dort verstreuten Berichte nachdenklich die Stirn. Sie musste es herausfinden, und zwar möglichst schnell.
    Wenigstens wusste sie, dass er dieses Mal für den Zeitpunkt des Mordes ein lupenreines Alibi besaß. In dem Augenblick, in dem jemand Cicely Towers die Gurgel durchgeschnitten hatte, hatte Roarke die jetzige Ermittlungsleiterin durch Sonne und Mond gefickt.

2
    E ve wäre lieber in ihre Wohnung gefahren, die sie, obgleich sie beinahe jede Nacht bei Roarke verbrachte, weiterhin behielt. Dort hätte sie grübeln, nachdenken, schlafen und den letzten Tag im Leben von Cicely Towers durchgehen können. Stattdessen fuhr sie abermals zu ihm.
    Sie war so müde, dass sie ihren Wagen nicht selbst durch den spätabendlichen Verkehr lenkte, sondern sich der automatischen Steuerung überließ. Etwas zu essen wäre das Erste, was sie brauchte, dachte sie erschöpft, und falls sie dann noch zehn Minuten stehlen könnte, um einen klaren Kopf zu kriegen, wäre sie sicher wieder ein völlig neuer Mensch.
    Der Frühling hatte beschlossen, endlich herauszukommen, und draußen wehte eine derart verführerische milde Brise, dass Eve trotz des Dröhnens der Autos, des Summens der Maxibusse, des Nörgelns der Fußgänger und des schwirrenden Luftverkehrs ihre Fenster öffnete.
    Um das Bellen der Fremdenführer in den Touristen-Luftschiffen nicht mit anhören zu müssen, fuhr sie Richtung Zehnte. Der Weg durch die City und die Park Avenue hinauf war deutlich kürzer, doch dann
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