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Tödliche Feindschaft

Tödliche Feindschaft

Titel: Tödliche Feindschaft
Autoren: Berndt Guben
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trügen sie den Krieg mit sich.«
    Maradsche blickte nachdenklich in die Ferne. Ob wohl jener Weiße, den sie einst so freundlich beherbergt hatten, diese Männer nach hier geschickt hatte? Es fiel Maradsche schwer, daran zu
    glauben; denn jener Weiße hatte doch versichert, daß er alles in seiner Macht stehende tun
würde, um jedes Übel vom Dschaggaland fernzuhalten.
»Wie schnell marschieren sie?« fragte er.
    »Obwohl sie auf jenen Zebras sitzen, scheinen sie nur langsam voranzukommen. Ich habe sie mehrere Stunden lang beobachtet. Du oder ich, wir laufen viermal so schnell wie sie.« Maradsche ballte die Fäuste.
    »Wieviel Tage werden sie noch brauchen, um hierher zu kommen?« »Vielleicht zwei oder drei«, sagte der Läufer.
    »Höre«, erwiderte Maradsche, »du bleibst hier in der Hütte auf Posten. Ich glaube, ich kann mich nicht damit aufhalten, mir den Zug der Fremden noch selbst anzusehen. Ich muß eilen, um den König zu benachrichtigen.«
    Sie legten einander die Hände auf die Schultern, was einem Abschiedsgruß gleichkam. Dann setzte sich Maradsche in nördlicher Richtung in Bewegung.

    6

    Ugawambi saß auf seinem ruhig dahinschreitenden Pferd. Diesmal hielt er die Perücke in der Hand. Nervös zupfte er Haar um Haar aus der künstlichen Haut. Ihm war alles andere als wohl zumute. Je weiter sich die Sklavenhändler Imi Bejs dem Dschaggaland näherten, um so mehr plagte ihn sein Gewissen. Was würde wohl der fremde Massa dazu sagen, wenn er von seinem, Ugawambis, Verrat erfuhr? Und war es nicht wirklich ein schrecklicher Gedanke, diesen grimmigen Haufen auf die friedlichen Eingeborenen loszulassen?
    Außerdem hatte es sich mittlerweile unter den übrigen herumgesprochen, daß es Imi Bej gelungen war, Abu Sef auf betrügerische Art abzuschieben. Was dem Satan von Sansibar aber mit Abu Sef gelungen war, würde mit Ugawambi noch viel einfacher sein. Der lange, dürre Neger glaubte nicht mehr daran, daß er wirklich von dem geizigen Araber an einem etwaigen Gewinn beteiligt werden würde. Auf der langen Reise hatte Ugawambi die Erfahrung machen müssen, daß Imi Bej eine Ausgeburt der Hölle war. Ein Reiter drängte sich neben ihn. »Du sollst zum Bej kommen«, sagte er.
    Ugawambi nickte, stülpte seine Perücke aufs Haupt und folgte dem Befehl. Imi Bej lächelte freundlich. »Nun, Ugawambi, sind wir nicht bald an Ort und Stelle?«
    Der Neger blickte starr geradeaus. Bisher war es ihm gelungen, den Zug zu verzögern. Immer wieder hatte er so getan, als sei er sich nicht ganz im klaren über die Richtung. Aber auch er wußte, daß es nicht leicht sein würde, Imi Bej tagelang an der Nase herumzuführen. Er erwiderte :
    »Von hier aus werden wir noch etwa eine Woche brauchen, Imi Bej. Es kostet mich viel Zeit und Anstrengung, mich jeweils über den Standort zu orientieren, an dem wir uns befinden.« Imi Bejs Lächeln blieb; aber es wurde drohend.
    »Höre, Ugawambi, wenn du mich glauben machen willst, daß du die richtige Straße nicht mehr findest, so kannst du dir immer schon ein Stück Erde aussuchen, in dem dein Kopf begraben wird, den ich dir mit einer Machete vom Halse trennen werde. Deinen Rumpf lassen wir den Geiern zum Fraß. Nun, also?«
    Ugawambi blieb trotz der Drohung tapfer. Seine Stärke lag im Angriff. Und so schrie er denn Imi Bej wutentbrannt an:
    »Wage es nicht noch einmal, in solchem Ton mit mir, deinem Partner, zu sprechen! Entweder, du gehst den Weg, den ich dir zeige, oder du wirst das Ziel nie erreichen. Ich bin nicht von dir, sondern du bist von mir abhängig ! Und wenn du mir den Kopf abschlägst, werde ich nicht ungerächt bleiben, denn es wird euch ohne mich nicht gelingen, jemals lebend die Küste wiederzusehen!«
    Er zog sein Pferd nach links, ritt einen Bogen — und schloß sich wieder am Ende des Zuges an. Imi Bej knirschte wütend mit den Zähnen. Was konnte er dem verdammten Schwarzen schon anhaben? Es blieb ihm nichts weiter übrig, als sich auf seine Führung zu verlassen. Imi Bej wußte genauso gut wie Ugawambi, daß sie ohne ihn verloren waren.

    7

    Michel und Ojo hatten die erste Terrasse des Kilimandscharogebirges erreicht. Völlig erschöpft und abgerissen hingen sie mehr auf ihren Pferden, als sie saßen. Trotz aller Müdigkeit achteten sie jedoch streng darauf, daß der Gang der Tiere gleichmäßig war. Zwischen den Bäuchen der Tiere, an den Sattelgurten befestigt, schwankte die primitive Trage, auf der Tschams fieberheißer Körper lag.
    Michel hatte die
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