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Tödliche Ernte

Tödliche Ernte

Titel: Tödliche Ernte
Autoren: Vicky Stiefel
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Spurensicherung sowie das Büro ihres Sergeants in andere Räumlichkeiten im Haus ausweichen, ein ewiger Zankapfel zwischen mir und meinem Kumpel Rob Kranak, besagtem Sergeant.
    Das mgap ist eine private, gemeinnützige Organisation. Unser Wunsch ist es, den Betroffenen beizustehen, wenn der Tod in Form von Mord sie unerwartet trifft. Wir helfen ihnen dabei, die emotionale Verwirrung zu bewältigen, genauso wie wir ihnen in rechtlichen Angelegenheiten, vor Gericht, gegenüber der Presse und der Polizei beistehen.
    Die Sitzung mit Blessing, Arlo und Christy war nicht untypisch. Das Gleiche galt für die Art, wie Chesa und Blessing aneinandergeraten waren. Wenn ein Mord geschieht, folgen Wut, Verwirrung und Angst.
    Es gibt weniger als dreißig amtliche Berater für Angehörige von Mordopfern in den Vereinigten Staaten, und ich bin stolz darauf, eine von ihnen zu sein.
    Ein Schatten, dann tauchte eine Frau im Türrahmen auf. Eine Hand hatte sie am Gürtel eingehakt. Diese Haltung: verschränkte Arme, ein Bein vorgestreckt. Aus jeder Pore drang Aggressivität. Wieder starrte Chesa mich grimmig an. Ich wollte aufspringen, aber …
    »Ich war eine rauchen«, sagte Chesa.
    »Ich hab nach dir Ausschau gehalten«, sagte ich und zwang mich, gelassen zu bleiben. »Konnte dich aber nicht finden. Komm doch rein.«
    Sie setzte sich auf den Stuhl mir gegenüber. »Dieser Blessing ist ja ganz schön ausgerastet.«
    Ich nickte. »Da war er nicht der Einzige, falls du verstehst, was ich meine.«
    »Der Punkt geht an dich.« Kopfschüttelnd vergrub sie die Hände in den Taschen ihrer Jeans. »Du hast mich nicht sofort erkannt. Oh Mann, ich hätte dich überall wiedererkannt.«
    »Wie alt warst du, als wir uns das letzte Mal gesehen haben? Dreizehn? Das ist zwanzig Jahre her.«
    »Länger.«
    Pfeif auf das Gelassensein. Ich sprang auf, um sie zu umarmen, spürte, wie sie sich versteifte und dann entspannte. Sie drückte mich kräftig an sich.
    »Es tut so gut, dich zu sehen, aber … das mit deiner Schwester tut mir leid. Was ist passiert?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung. Della war diejenige, die mir erzählt hat, dass du hier bist. Hat sie mich nicht erwähnt?«
    Wer war Della? Dann erinnerte ich mich an letzten August, an die bemerkenswerte Frau mit den Tigeraugen, die Della Charles geheißen hatte. Sie war mit aufgerissenen Augen hereingekommen, hatte etwas von einem toten Freund gefaselt. Augenscheinlich hatte sie irgendwas genommen. »Ich fürchte, von dir hat sie nicht geredet.«
    Chesas Kopf fuhr herum, als hätte ich sie soeben geschlagen. »Dabei konnte sie gar nicht mehr damit aufhören, von dir zu reden. Als wärst du eine ganz große Nummer oder so.«
    »Glaub mir, das bin ich nicht.« Ich drückte ihren Arm. »Ich wusste gar nicht, dass du eine Schwester hast.«
    »Es gibt da ’ne Menge, was ich dir nicht erzählt habe, als wir noch in der Schule waren.«
    »Zu viel«, sagte ich. »Wieso bist du irgendwann nicht mehr in Lexington in die Schule gegangen? Ich hab versucht, dich zu finden, was mir nicht gelungen ist.«
    »Ja. Ja … ich weiß. Ich hab mitgekriegt, dass du in meiner Gegend nach mir gesucht hast. Das Förderprogramm für Schwarze war ja gut, aber die Schule in Roxbury war auch nicht schlecht, weißt du?«
    »Ich hab dich vermisst. Und jetzt … erzähl mir von Della.«
    »Ihr hübscher Knackarsch ist hopsgegangen, verflucht noch mal!«
    Wieder kochte Chesas Wut hoch, und ihr schmerzlicher Aufschrei ging mir durch und durch. »Das tut mir so leid. War es Mord?«
    »Ich will verflucht sein, wenn ich das weiß. Sie liegt bei irgend so einem Bestattungsunternehmer in unserem alten Viertel. Ich war heute Morgen drüben. Hat keiner aufgemacht, als ich geklopft habe. Auch nicht, als ich gerufen habe. Hat mir ganz schön Angst gemacht.« Sie zuckte die Achseln. »Ich dachte, vielleicht könntest du …«
    Ich hatte einige Fallprotokolle in den Computer einzugeben, die Budgetkalkulation schrie förmlich nach mir und auch eine Cocktailparty um vier, wo ich Spenden eintreiben wollte.
    Ich drückte ihre Hand. »Fahren wir.«
    Das weiße, eingeschossige Beerdigungsunternehmen stand eingekeilt zwischen zwei höheren Gebäuden aus Ziegelstein da. Die leuchtend bunten Häuser auf der anderen Straßenseite schienen geradewegs aus einem Dorf auf Cape Cod zu stammen.
    Wir schritten unter einem roten Vordach entlang, auf das der Name bestattungsunternehmen mcardle gemalt war. Ein Rinnsal war entlang der Türdichtung
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