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Toedliche Brautnacht - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Erster Roman

Toedliche Brautnacht - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Erster Roman

Titel: Toedliche Brautnacht - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Erster Roman
Autoren: Gordian Robert
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nackt, wie sie von ihrem Nachtlager hochgeschreckt waren, herausstürzten, fing man sie ein und fesselte und knebelte sie. Die Alten, die unbrauchbar waren, wurden gleich totgeschlagen, ebenso die ganz kleinen Kinder, die noch nicht laufen konnten und nur Umstände machten. Auch junge Männer, die sich zu heftig wehrten oder zu fliehen versuchten, wurden niedergemacht. Ein Sohn des Niklot kam so ums Leben. Die Knechte der Angreifer trieben derweil das Vieh von den Weiden, und aus den Hütten schleppten sie noch die Truhen mit den kostbaren Leinentüchern heraus, die bei den Wenden als Zahlungsmittel beim Tauschhandel dienen. Man mag sich die Schrecknisse nicht vorstellen, die sich im Feuerschein eines solchen brennenden Dorfes ereigneten. Die Anführer, die es nicht erwarten konnten, machten sich über die jungen Frauen her, vor den Augen ihrer Männer, über den Leichen ihrer Kinder. Im Morgengrauen trieb man die Unglücklichen fort – manchmal nur 20, aber manchmal auch 60, 80 auf einmal. An der Elbe warteten die Boote. Und ehe der Rauch, der über dem brennenden Dorf zum Himmel stieg, in benachbarten Weilern bemerkt wurde, war die Beute am anderen Ufer.
    So schilderten es Sparuna und Niklot.
    „Wir beide“, sagte Sparuna, der sehr erregt war bei dieser Erinnerung, „waren bei Ratibor, zu Gericht und Beratung … da Franken und Sachsen kommen in Dorf, machen Raubzug. Wir kehren zurück und was sehen? Trümmer und Tote. Ermordet auch unsere Frauen … nicht mehr jung, nicht zu brauchen. Aber Räuber finden nicht Topf mit Hacksilber, kleiner Schatz, in Wald vergraben. Ich grabe aus und nehme Topf und rudere über Fluss und gehe zu Graf Waratto und sage: ‚Hier, nimm … nimm alles! Aber gib meine Tochter wieder, einziges Kind, noch so klein, 6 Jahre alt.‘ Da lacht Graf Waratto und sagt: ‚Was soll mir das? Dein Silber reicht nicht mal für Gürtelbeschlag. Und deine Tochter ist lange fort. Kommt in sonniges Land, an prächtigen Hof, in großen Palast. Und wenn sie gewachsen ist, schläft sie in Bett von Seide und tanzt vor Emir von Cordoba. Lebt besser dort als bei dir in stinkender Hütte.‘ Ich sage zu Graf Waratto: ‚Du lügst! Sie ist noch hier, weil Händler Bromios kommt später. Kommt erst in Sommer, und es ist Frühling. Gib meine Tochter! Wo ist sie versteckt?‘ Da wird er wütend und schreit nach Männer von seine Gefolgschaft. Und Remmert ist bei ihm, früher Häuptling von Sachsengau, als großer Kaiser noch nicht ihr Herr. Der sagt: ‚Was soll er mit Topf voll Silber? Er kriegt Tochter nicht wieder … was braucht er noch Mitgift für sie?‘ Und reißt Topf aus mein Hand und sagt: ‚Hattest Glück, Filzhut, warst nicht zu Hause, dich Alten hätten wir sonst geröstet. Aber jetzt tun wir dir nichts mehr, weil du uns noch gebracht hast dein Silber.‘ Und die Männer prügeln mich trotzdem und stoßen mich in Burggraben.“
    „An diesem Beispiel sieht man“, bemerkte Odo, „dass es sich gelohnt hat, 30 Jahre lang gegen die Sachsen Krieg zu führen, um sie zu guten Christen zu machen. Jetzt sind sie ebenso gute Räuber wie wir. Nicht einmal der kleinste heidnische Topf mit Hacksilber entgeht ihrer Raubgier.“
    „Herr Odo will damit sagen“, erklärte ich, weil die Wenden runde Augen machten und die Ironie nicht verstanden, „dass es im Gegenteil schlechte Christen sind, sehr schlechte Christen, die sich auf diese Weise bei ihren Nachbarn bereichern. Gar nicht zu reden von der rohen Gewalt, die sie dabei anwenden. Da ihr so lange unterwegs wart und uns jetzt erst darüber berichten konntet, wird wohl inzwischen noch mehr passiert sein.“
    „Kommt jedes Jahr Händler Bromios“, sagte Niklot. „Holt neue Ware von Graf Waratto und Remmert.“
    „Kauft Mädchen für 50 Denare, verkauft für 300!“, ergänzte Sparuna empört. „Wir wissen, weil er hat eine in Friesland verkauft, ist ihr aber Flucht gelungen und ist wiedergekommen.“
    „Das heißt, er nimmt die Ware am liebsten umsonst“, sagte Odo, der nun ziemlich betrunken war. „Was meinst du, Vater? Wir werden uns diesen Knauser von Sklavenhändler mal ansehen müssen. Kein Wunder bei so schlechter Bezahlung, dass unser armer Waratto ihm die Ware massenweise heranschaffen muss. Auch der Alte ist sehr besorgt. Hast du gehört, was er uns ans Herz legte? Dass bei diesen Geschäften auch ja nicht der Fiskus vergessen wird! Wir werden also den Handel richtig in Schwung bringen müssen, damit er für alle vorteilhaft
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