Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Toedliche Brautnacht - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Erster Roman

Toedliche Brautnacht - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Erster Roman

Titel: Toedliche Brautnacht - Odo und Lupus Kommissare Karls des Grossen - Erster Roman
Autoren: Gordian Robert
Vom Netzwerk:
wird!“
    „Warum redest du so vor den beiden?“, zischte ich, weil Sparuna und Niklot wieder erstarrten. „Herr Odo“, wandte ich mich an sie, „meint natürlich den Handel mit Pelzen und Honig. Der Herr Kaiser schickt uns ja zu euch, um unsere alte Freundschaft zu erneuern. Wir werden die Missstände untersuchen und alles tun, damit an der Grenze künftig Frieden herrscht.“
    „Eigentlich habe ich keine Zeit“, sagte Odo mit lahmer Zunge. „Ich mache das nur, weil mich der Alte, mein künftiger Schwiegervater, so herzlich darum gebeten hat. Ich müsste mich eigentlich um meine Braut kümmern. Deshalb sage ich euch, es muss alles sehr schnell gehen. Beim nächsten Moorloch wird kurzer Prozess gemacht. Mit einer Bestattung auf Germanisch!“
    „Odo!“, rief ich. „Kein Wort mehr!“
    „Warum denn? Wir werden schon einige Schufte finden, die dort hineingehören. Haben ja immer welche gefunden. Und meine Nase, dieses prachtvolle, zuverlässige Gerät, hat schon die richtige Witterung. Unseren Freunden, den Filzhüten, soll Gerechtigkeit werden! Das schwört ihnen Odo von Reims, der dafür sogar seine Hochzeit verschiebt!“
    Dazu schlug er bekräftigend mit der Faust auf den Tisch. Die beiden Wenden begriffen nun, dass er auf ihrer Seite war, lachten erleichtert, und Sparuna rief: „O große Ehre! Großes Glück! Kommt vornehmer Herr zu Obodriten! Heiratet Tochter von Herrn Kaiser!“
    Darauf stimmten sie einen Gesang an, den sie mit Händeklatschen, kleinen Verbeugungen und allerlei seltsamen Gebärden begleiteten und der wohl bei ihrem Stamm eine Art Huldigung war. Odo fühlte sich geehrt, grölte mit, obwohl er gar nichts verstand, und bestellte Wein für die beiden. Ich warf immer wieder besorgte Blicke um mich, weil er nicht aufhörte, von seiner Hochzeit mit der Prinzessin zu prahlen.
    Zum Glück war die Aufmerksamkeit der andern Gäste abgelenkt. Alle reckten die Hälse nach der entgegengesetzten Ecke der Schenke. Dort hockten Würfelspieler um einen Tisch, und es gab auf einmal ein großes Geschrei, weil sie einem die Hose herunterzogen, die er wohl gerade verspielt hatte. Der Kerl hatte schon kein Hemd mehr an, und er hielt die Hose, offenbar sein letztes Kleidungsstück, fest und zog sie immer wieder herauf. Im Schummerlicht der wenigen Kerzen, die der geizige Schankwirt angezündet hatte, konnte ich sein Gesicht nicht erkennen, doch irgendwie kam mir seine dürre Gestalt bekannt vor. Immer mehr Männer umdrängten den Tisch, schrien, gestikulierten, lachten. Einige waren dafür, dem Armen die Schuld zu erlassen, weil er schon alles verloren hatte, doch der Gewinner bestand auf Bezahlung und stieß irgendwelche Drohungen aus. Auf einmal drängte sich – ich weiß nicht, woher die plötzlich gekommen war – ein dralles Weibsbild zwischen den Gaffern durch, packte den halbnackten Würfelbruder, schüttelte ihn und fing an zu keifen. Das Gelächter schwoll an, und einer schrie: „Bezahl du doch für ihn, Martinga! Er will seinen Hintern nicht herzeigen – zeig du uns deinen!“ Erst blaffte die Dicke nun auch den Rufer an, aber dann gab es Verhandlungen, und im allgemeinen Gedränge wurde sie plötzlich von mehreren Armen hochgestemmt und stand auf dem Tisch. Und da griff sie auch schon den Rock und das Hemd, hob beides bis zur Mitte des Leibes und zeigte zwei riesige weiße Backen, die mächtig leuchteten, so dass es auf einmal in der schummrigen Schenke ganz hell wurde. Dies wurde mit freudigem Jubel begrüßt, und ich gestehe, auch ich war geblendet, so dass ich meinen geistlichen Stand und mich abzuwenden vergaß. Die Röcke fielen wieder, doch da schrien sie: „Dreimal, Martinga! Dreimal hat er verloren!“ Martinga seufzte, bückte sich aber bereitwillig. Doch als sie nun abermals ihren Rock hochraffte, sprang der Dürre hinzu und zog ihn heftig wieder herunter. Und weil er dazu beide Hände brauchte, ließ er die Hose fahren und stand selber mit nacktem Hintern da. Der erzeugte freilich keine zusätzliche Beleuchtung, denn er war nicht viel größer als zwei Kinderfäuste. Jetzt aber erkannte ich den Mann.
    „Rouhfaz!“, rief ich.
    Er war es – unser launischer, zänkischer Schreiber, der unübertreffliche Kalligraph. Ich wusste schon, dass er wieder in Aachen war, nachdem er sich eine Zeitlang woanders herumgetrieben hatte. Auch dass er bei einer Stallmagd untergekrochen war, hatte ich gehört, das war wohl diese Martinga. Sein altes Laster hatte er also nicht abgelegt. Erinnerst Du
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher