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Töchter des Feuers: Roman (German Edition)

Töchter des Feuers: Roman (German Edition)

Titel: Töchter des Feuers: Roman (German Edition)
Autoren: Nora Roberts
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Totenwachen wie die heutige.
    Sie sah eine alte Frau, eine entfernte Cousine, in abgetragenen Schuhen und gestopften Strümpfen, die einen Pullover
strickend in der Ecke saß und eine Gruppe großäugiger Kinder mit einer phantastischen Geschichte unterhielt.
    »Weißt du, er hatte es immer gern, wenn er von Menschen umgeben war.« Der pochende Schmerz, den sie bei diesem Satz empfand, war ihrer Stimme deutlich anzuhören. »Wenn er gekonnt hätte, hätte er das Haus täglich mit ihnen gefüllt. Er hat nie verstanden, weshalb ich lieber alleine war.« Sie atmete tief ein und hoffte, ihre Stimme bekäme einen möglichst beiläufigen Klang. »Hat er dir je etwas von einer Frau namens Amanda erzählt?«
    »Amanda?« Murphy runzelte nachdenklich die Stirn. »Nicht, daß ich wüßte. Warum fragst du danach?«
    »Nur so. Wahrscheinlich habe ich mich einfach verhört.« Sie tat die Frage mit einem Schulterzucken ab. Sicher hat ihr Vater im Sterben nicht den Namen einer fremden Frau erwähnt. »Ich sollte in die Küche gehen und Brie ein wenig behilflich sein. Danke für den Tee, Murphy. Und für alles andere.« Sie küßte ihn auf die Stirn und stand auf.
    Natürlich dauerte es eine Ewigkeit, bis sie ans andere Ende des Zimmers kam. Immer wieder war sie gezwungen stehenzubleiben, sich Worte des Trostes oder eine kurze Geschichte über ihren Vater anzuhören oder, im Fall von Tim O’Malley, diejenige zu sein, die Trost und Beistand bot.
    »Himmel, ich werde ihn vermissen«, sagte Tim, wobei er sich unverhohlen die Augen wischte. »Nie hatte ich einen teureren Freund, und nie wird mir ein Mann so wichtig sein wie er. Weißt du, er hat immer gewitzelt, er eröffne eines Tages seinen eigenen Pub. Meinte, dann bekäme ich ganz schön Konkurrenz.«
    »Ich weiß.« Außerdem wußte sie, daß es kein Scherz, sondern ein weiterer Traum ihres Vaters war.
    »Er wollte ein Dichter sein«, warf jemand anderes ein, während Maggie Tim tröstend in die Arme nahm. »Sagte, ihm fehlten nur die richtigen Worte dazu.«
    »Er hatte das Herz eines Dichters«, sagte Tim mit gebrochener Stimme. »Das Herz und die Seele, jawohl. Auf der ganzen Welt hat es nie einen feineren Kerl als Tom Concannon gegeben, das sage ich euch.«
    Maggie wechselte ein paar Worte mit dem Priester wegen der für den kommenden Vormittag angesetzten Trauerfeier, ehe sie endlich aus dem Wohnzimmer in die Küche entkam.
    Hier war es ebenso voll wie überall sonst im Haus, denn zahllose Frauen bereiteten diverse Speisen zu. Zumindest jedoch kamen Maggie die Geräusche und Gerüche lebendig vor – das Pfeifen von Wasserkesseln und das sanfte Zischen köchelnder Suppen drangen an ihr Ohr, während ihr der Duft eines gebratenen Schinkens in die Nase stieg. Überall liefen Kinder herum, und die Frauen stiegen mit der nachtwandlerischen Sicherheit, die ihnen offenbar angeboren war, über sie hinweg oder hoben sie einfach aus dem Weg.
    Der Wolfshundwelpe, der Brianna von Tom zu ihrem letzten Geburtstag geschenkt worden war, lag zufrieden unter dem Küchentisch. Brianna selbst stand mit gefaßter Miene am Herd und rührte mit geschickten Bewegungen in einem großen Topf. Maggie erkannte die subtilen Zeichen der Trauer in ihrem ruhigen Blick und auf ihrem sanften, nicht lächelnden Lippenpaar.
    »Du ißt jetzt etwas.« Eine der Nachbarinnen hatte Maggie entdeckt und machte ihr einen Teller mit verschiedenen Köstlichkeiten zurecht. »Du ißt, oder du bekommst es mit mir zu tun.«
    »Ich bin nur gekommen, um ein wenig behilflich zu sein.«
    »Du hilfst uns schon genug, wenn du etwas von all diesen Sachen ißt. Wir haben genug für eine ganze Armee. Du weißt doch, daß dein Vater mir einmal einen Hahn angedreht hat. Behauptete, es wäre der beste Hahn im ganzen Bezirk und meine Hennen würden auf Jahre hinaus glücklich mit ihm sein. Er hatte so eine Art, der selige Tom, daß man einfach
glauben mußte, was er erzählte, auch wenn man genau wußte, daß alles nur Unsinn war.« Während sie sprach, häufte sie eine riesige Portion auf einen Teller und tätschelte, ohne sich zu unterbrechen, einem Kind den Kopf. »Tja, und dann stellte sich der Hahn als schreckliches, gemeines Biest heraus, und in seinem ganzen elenden Leben hat er kein einziges Mal gekräht.«
    Maggie lächelte und sagte, was von ihr erwartet wurde, obgleich ihr die Geschichte schon hundertmal erzählt worden war. »Und was haben Sie mit dem Hahn, den Dad Ihnen verkauft hat, gemacht, Mrs. Mayo?«
    »Ich habe dem
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