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Todtstelzers Krieg

Todtstelzers Krieg

Titel: Todtstelzers Krieg
Autoren: Simon R. Green
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wollte, hast du ihn
über Lichtjahre hinweg gepackt und in Stücke gerissen. Einfach durch die Kraft deiner Gedanken. Ich wußte nicht, daß du
diese Art von Macht besitzt, Todtsteltzer. Ich jedenfalls hab’
sie nicht.«
»Ich wußte ebenfalls nichts davon, Hazel, bis ich sie benötigte . Unser Aufenthalt im Labyrinth des Wahnsinns hat uns weit
mehr verändert, als wir zuerst dachten. Wir sind anders geworden.«
»Der Klang deiner Worte gefällt mir nicht, Todtsteltzer. Wo
hören die Veränderungen auf? Sind wir noch Menschen? Oder
enden wir am Schluß wie die Hadenmänner, so verschieden
von dem, was wir einmal waren, daß wir genausogut Fremdwesen sein könnten?«
Owen zuckte erneut die Schultern. »Ich weiß nicht mehr als
Ihr. Ich denke, wir sind so menschlich, wie wir sein wollen.
Unser Menschsein liegt schließlich nicht in dem begründet, was wir tun, sondern wie wir es tun. Außerdem bin ich noch
gar nicht sicher, ob unsere Fähigkeiten von Dauer sind. Sie
scheinen zu kommen und zu gehen. Wir hatten eine Verbindung untereinander, eine Art mentaler Kopplung zwischen all
denjenigen, die das Labyrinth des Wahnsinns durchschritten
haben, doch diese Verbindung ist gerissen, als wir uns getrennt
haben und unserer eigenen Wege gegangen sind.
Und jetzt kann ich nicht einmal mehr Euch spüren, Hazel.
Spürt Ihr mich noch in Eurem Verstand?«
»Nein«, antwortete Hazel. »Schon seit einiger Zeit nicht
mehr.«
»Das könnte mein Fehler sein«, sagte Ozymandius in Owens
Ohr. »Vielleicht stört meine Anwesenheit die Schwingungen
zwischen euch.«
»Halt den Mund, Ozymandius«, murmelte Owen lautlos. »Du
bist tot. Ich habe dich zerstört.«
»Das hättest du wohl gerne. Nein, ich bin noch immer bei dir,
um dich zu beraten und um dich durch die kleinen Widrigkeiten des Lebens zu leiten, Owen.«
»Die einzige kleine Widrigkeit, die mir gegenwärtig zu
schaffen macht, ist diese maulende KI in meinem Ohr«, entgegnete Owen. »Würde ich einen guten Kyberdruiden kennen,
hätte ich dich längst exorziert. Wer oder was auch immer du
bist, ich brauche deine Hilfe nicht. Ich kann ganz hervorragend
allein auf mich aufpassen.«
»Also bitte, du undankbarer kleiner Rotz! Wären nicht meine
Berechnungen gewesen, wärst du niemals lebendig von Virimonde entkommen, als deine eigenen Sicherheitsleute wegen
des auf dich ausgesetzten Kopfgelds hinter dir her waren!
Weißt du, was dein Problem ist? Du bist undankbar. Sieh doch
zu, wie du allein zurechtkommst! Ich ziehe mich zum Schmollen zurück.«
Hazel beobachtete Owen unauffällig. Der Todtsteltzer war
wieder einmal unvermittelt still geworden. Seine Augen blickten in eine unbestimmte Ferne. Das machte er in letzter Zeit
häufiger, und er schaffte es jedesmal, sie damit zu ärgern – und
das, obwohl sie vom Beginn ihrer zögerlichen Partnerschaft an
gewußt hatte, daß er ein zerstreuter, nachdenklicher Bursche
war. Hazel hatte stets an die Tugend des schnellen Handelns
geglaubt, vorzugsweise mit einem Schwert oder einer Pistole in
der Hand. Mach zuerst sicherheitshalber alle nieder, und denk
er s t später über die Konsequenzen nach – wenn überhaupt. Sie
fragte sich, was Owen von ihr denken würde, sollte er herausfinden, daß sie wieder Blut nahm.
Blut. Die gefährlichste der Menschheit bekannte Droge. Extrem suchterzeugend. Seelenzerstörend. Sie kam von den anderen aufgerüsteten Männern, den Wampyren, einer der weniger
erfolgreichen Versuche des Imperiums, Terrortruppen zu erschaffen. In den Adern der Wampyre floß synthetisches Blut,
das sie stärker, schneller und fast unbesiegbar machte. Schon
ein paar Tropfen dieses Blutes konnten einen gewöhnlichen
Menschen dazu bringen, sich – zumindest für eine Weile – genauso zu fühlen: gerissen und voller unerschütterlichem
Selbstvertrauen. Und genau das brauchte Hazel in letzter Zeit
mehr und mehr. Sie war schon einmal von dieser Droge abhängig gewesen, in ihren frühen Tagen auf Nebelwelt. Sie hatte die
Sucht besiegt, obwohl der Entzug sie fast das Leben gekostet
hätte. Seither hatte sie sich in beinahe jeder Hinsicht verändert,
und nur wenige dieser Veränderungen gefielen ihr.
Hazel hatte nie daran gedacht, Rebell zu werden. Sie hatte
sich immer nur nach einem behaglichen Leben gesehnt, weiter
nichts – nach einem Leben, frei von Hunger und von Gefahr.
Ihre beste Zeit hatte sie als Trickbetrügerin gehabt. Damals
hatte sie reiche Blutsauger um ihre unrechtmäßigen
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