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Todtsteltzers Ehre

Todtsteltzers Ehre

Titel: Todtsteltzers Ehre
Autoren: Simon R. Green
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verzweifelt an
die alten, menschlichen Vorstellungen von Ehre und Gerech
tigkeit.
Er seufzte müde. Er hatte sich weit entfernt von dem kleinen
Historiker, als der er früher hier gelebt hatte. Aber er hatte
schließlich alles verloren, als man ihn zum Gesetzlosen erklärte,
und keine andere Wahl mehr gehabt, als sich zu dem Krieger zu
entwickeln, den sich sein Clan immer gewünscht hatte. Er hatte
etwas verkörpern müssen, was er am meisten verachtete, um
nicht zu sterben. Er erreichte viel auf diesem Weg, bestrafte
Übeltaten und übte Gerechtigkeit in großem wie in kleinem
Maßstab, aber am Ende hatte ihm einfach Blut an den Händen
geklebt … Meist von Menschen, die den Tod verdient hatten,
aber eben nicht nur. Auf jeden eindeutigen Schurken, der von
seiner Hand gestorben war, kamen hundert Menschen, die einfach nur als Soldaten Befehlen gehorcht und getan hatten, was
sie für das Richtige hielten. Die ein korruptes Imperium verteidigten, weil ihnen alle Alternativen als noch schlimmer erschienen. Tapfere Kämpfer, die starben, weil sie das Pech hatten,
zwischen Owen Todtsteltzer und seiner Bestimmung zu stehen.
So viele Tote ohne Gesichter. Zuzeiten träumte er von ihnen.
Da war ein Kind, das er auf den schmutzigen Seitenstraßen
von Nebelhafen verstümmelt und getötet hatte. Ein Unfall. Und
das Mädchen hatte obendrein in diesem Moment versucht, ihn
umzubringen. Aber nichts davon bedeutete etwas. Er hatte im
Kampfesrausch blindwütig zugeschlagen, und das Ergebnis
war ein junges Mädchen, das im blutbespritzten Schnee lag.
Das hatte er sich nie vergeben, und er würde es sich auch nie
vergeben. Falls der Krieger, zu dem er geworden war, irgendeinen Sinn hatte, dann den, das System zu beseitigen, das solche Kinder hervorbrachte. Und vielleicht, Menschen wie sie
vor Leuten wie ihm zu schützen.
Genau diese Bedeutung hatte es, ein Todtsteltzer zu sein.
Er blickte kurz zu Hazel hinüber, die entschlossen neben ihm
ausschritt. Das lange, verfilzte rote Haar fiel ihr rings um das
scharf gezeichnete und spitze Gesicht. Vielleicht nicht hübsch
im konventionellen Sinn, aber andererseits glaubte Hazel
D’Ark nicht an das Konventionelle, wenn sie es vermeiden
konnte. Owen fand sie hübsch, aber er war schließlich voreingenommen. Er liebte sie still und insgeheim. Sie war überhaupt
nicht die Art Frau, von der er einmal geglaubt hatte, er würde
sich in sie verlieben, und sicherlich nicht die Art Frau, die zu
heiraten man von ihm erwartete, um die jahrhundertealte Todtsteltzerlinie fortzusetzen, aber trotzdem liebte er sie. Ungeachtet all der genannten Überlegungen, oder vielleicht aufgrund
von ihnen. Hazel war gescheit und witzig, auch ehrlich, wenn
es ihr paßte, und die tapferste Frau, die er je kennengelernt hatte. Ganz zu schweigen davon, daß sie teuflisch gut mit jeder
Waffe umgehen konnte, die einem nur einfiel. Er bewunderte
sie enorm, achtete aber darauf, es für sich zu behalten. Sie hätte
es nur ausgenutzt. Sie war zuversichtlich, wenn er verzagte,
vorsichtig, wenn er es zu sein vergaß, und sie vergaß niemals,
wofür sie kämpften. Und er wußte: Falls er je das Wort Liebe
erwähnte, würde sie ihn glatt verlassen. Hazel hatte bei mehr
als einer Gelegenheit deutlich gemacht, daß sie an solche Dinge wie die Liebe nicht glaubte. Sie schränkten ein, machten
verwundbar und führten zu Themen wie Verpflichtung und
Vertrauen und Offenheit, von denen keines in Hazels Leben
einen Platz hatte. Also nahm Owen einfach an, was sie ihm zu
eigenen Bedingungen an Wärme und Freundschaft anbot, und
hoffte weiter. Sie waren zusammen, und wenn das alles war,
was er erhalten konnte, dann war es immer noch mehr, als er je
zuvor gehabt hatte.
»Warum gehen wir eigentlich zu Fuß?« fragte Hazel plötzlich. »Ich habe dafür gesorgt, daß man Gravschlitten an Bord
brachte, ehe wir gestartet sind.«
»Schlitten würden auf den Ortungsgeräten der Burg erscheinen«, erläuterte Owen geduldig. »Wir selbst haben uns allerdings als für die meisten Abtaster unsichtbar erwiesen, seit wir
das Labyrinth durchquerten. Eine weitere nützliche Nebenwirkung, die niemand erklären kann. Also gehen wir zu Fuß und
schlüpfen hoffentlich unbemerkt durch Valentins Abwehrsysteme.«
»Ich hasse es zu laufen«, sagte Hazel finster. »Dabei tut mir
immer der Rücken weh. Hätte Gott gewollt, daß wir zu Fuß
gehen, hätte er uns nicht die Antischwerkraft geschenkt.«
»Genießt die Landschaft«, schlug Owen vor.
»Haha! Als ich
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