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Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me

Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me

Titel: Todeswunsch - Robotham, M: Todeswunsch - Bleed For Me
Autoren: Michael Robotham
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die Glut noch einmal aufglimmen lässt.
    Wenn das das letzte Mal gewesen sein soll, kann ich damit leben, denke ich und öffne die Augen.
    »Charlie wird ihren Weg machen«, sage ich.
    Julianne hebt den Kopf und sieht mich an. »Ich weiß. Es macht mich bloß ein bisschen traurig, weil ihr beide euch so ähnlich seid.«
    »Du glaubst, sie ist wie ich?«

    »Ich kenne euch beide zu gut.«
    Sie streicht mit einem Finger über die Kratzer auf meiner Wange.
    »Wer war das?«
    »Die Frau, die Ray Hegarty getötet hat.«
    »Es war nicht Sienna.«
    »Nein.«

Epilog
    Vor meinem Büro wartet ein Student. Er heißt Milo Coleman, und ich soll seine Doktorarbeit in Psychologie betreuen, was sehr viel leichter wäre, wenn es etwas zu betreuen gäbe.
    Milo, einer meiner intelligenteren Studenten, überlegt seit vier Monaten, worüber er seine Dissertation schreiben will. Sein jüngster Vorschlag lautete, die Frage zu erörtern, ob laute Musik in Kneipen den Alkoholkonsum erhöhen würde. Das war nur eine geringfügige Verbesserung gegenüber der letzten Idee. Da wollte er eine Studie darüber machen, ob Alkoholkonsum mit größerer oder geringerer Wahrscheinlichkeit dazu führt, dass eine Frau gleich beim ersten Date Sex hat.
    Ich erklärte ihm, ich sei überzeugt, er würde eine entsprechende Studie bestimmt mit großer Sorgfalt durchführen, hätte jedoch erhebliche Zweifel, dass der Promotionsausschuss ein solches Dissertationsthema genehmigen würde.
    Als ich meine Bürotür öffne, sitzt er nicht auf einem der Stühle im Flur, sondern plaudert mit Chloe, einer jüngeren Studentin, die Telefondienst im Psychologischen Institut macht. Milo trägt ein James-Dean-T-Shirt, tief sitzende Jeans und Nike-Turnschuhe. Chloe mag ihn. Das verrät ihre Körpersprache – die Art, wie sie die Schultern strafft und mit ihren Haaren spielt.
    »Wenn Sie so weit sind, Milo«, verkünde ich.
    Chloe wirft ihm einen Blick zu, der sagt: Nächstes Mal.
    »Professor O’Loughlin, alles fit?«
    »Ja, so weit alles fit.«
    »Ich hab gehört, dass Sie niedergestochen wurden, und ich
war, also, irgendwie voll geschockt. Ich meine, das ist echt heavy.«
    »Ja, Milo, sehr heavy.«
    Er setzt sich vor meinen Schreibtisch und beugt sich, die Ellenbogen auf den Knien, vor. Eine Franse seines Ponys fällt ihm ins Auge, und er streicht sie in einer femininen Geste hinter sein Ohr. Er lächelt still vor sich hin, strahlend.
    »Ich glaub, ich hab’s: die große Idee.«
    »Lass hören.«
    »Also, ich war in der vergangenen Woche bei einer Comedy-Night und hab diesem Schwarzen zugeguckt, der Witze erzählt hat, echt grenzwertig, rassistisch, wissen Sie. Er erzählt Negerwitze, und all die Weißen im Publikum johlen und lachen. Da habe ich mich gefragt, inwieweit rassistische Witze Vorurteile prägen.«
    Milo sieht mich nervös an. Voller Erwartung. Hoffnungsvoll.
    »Ich finde, das ist eine großartige Idee.«
    »Wirklich?«
    »Ja, wirklich. Wie willst du es angehen?«
    Milo springt auf und läuft im Zimmer auf und ab und skizziert seine Ideen für eine kognitive Studie mit einem ausgewählten Publikum und einer Reihe von Fragen. Angeregt. Wie unter Strom.
    »Und wie viel Zeit habe ich?«
    »Fangen Sie an und berichten Sie mir Ende November von Ihren Fortschritten.«
    Er legt den Kopf zur Seite und sieht mich aus einem Auge an. Milo sieht mich oft von der Seite an, sodass ich selten beide Augen gleichzeitig sehe.
    »Das sind nur zwei Monate.«
    »Ausreichend Zeit.«
    »Aber ich muss die Fragen ausarbeiten. Die Parameter bestimmen. Die Teilnehmer an der Studie auswählen…«

    Das ist die andere Seite von Milos Persönlichkeit – Ausflüchte und Drückebergerei.
    »Zwei Monate sind reichlich Zeit. Wenn du mir zu wenig präsentierst, werde ich dich als faul abhaken. Wenn du mir zu viel bringst, denke ich, dass du dich bei mir einschleimen willst.«
    »Ist das Ihr Ernst?«
    »Sagen Sie es mir?«
    »Hä?«
    »Sie studieren jetzt seit vier Jahren menschliches Verhalten. Entscheiden Sie selbst, ob ich lüge.«
    Milo pustet seinen Pony zurück, runzelt die Stirn und will widersprechen.
    »Ich weiß, wie Sie ticken, Milo. Sie lassen sich gern treiben. Sie tragen diesen Ohrring und dieses T-Shirt, weil Sie sich als eine Art Rebell im Geiste von James Dean sehen. ›Denn sie wissen nicht, was sie tun‹. Aber ich will Ihnen etwas über James Dean erzählen. Er war der Sohn eines Zahntechnikers aus Indiana, wo er auf eine teure Schule gegangen ist und Geigen- und
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