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Todesträume am Montparnasse

Titel: Todesträume am Montparnasse
Autoren: Alexandra Grote
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haben wir kaum gesprochen. Masson war eher ein verschlossener und schweigsamer Typ.«
    »Und als Chef?«, fuhr LaBréa fort. »Wie verhielt er sich da?«
    »Ganz okay. Er zahlte ordentlich und vor allem pünktlich. Wir können uns nicht beklagen.«
    »Gab’s mal irgendwelche Schwierigkeiten? Ärger mit Kunden, etwas in der Art?«
    »Nein, nicht dass ich wüsste. Der Laden hier lief reibungslos. Viel Stammkundschaft. Sogar BMW-Fahrer bringen ihre Schlitten zu uns. Weil wir billiger sind als die Vertragswerkstätten.«
    LaBréa nickte und zog fröstelnd die Schulter hoch.
    »Verdammt kalt hier. Wie kann man bei den Temperaturen arbeiten?«
    »Das ist heute’ne Ausnahme«, stotterte Luc Vanel. »Der Heizlüfter ist ausgefallen. Erst morgen kommt der Monteur. Aber wir haben Termine, und gegenüber auf dem Parkplatz stehen noch vier Wagen, die bis morgen Abend fertig sein müssen.«
    »Hm«, brummte LaBréa und stellte die nächste Frage: »Wo waren Sie beide in der letzten Nacht zwischen, sagen wir mal, Mitternacht und sechs Uhr früh?«
    Alain Wagner überlegte nicht lange. »Ich war zu Hause, meine Frau kann das bestätigen. Aber die können Sie erst heute Abend fragen, wenn sie von der Arbeit kommt. Sie ist Verkäuferin. Um halb sechs heute früh bin ich aufgestanden, wie immer. Um sieben schließe ich die Werkstatt auf. Ich wohne nur drei Straßen weiter.«
    »Und Sie?«, fragte Jean-Marc den zweiten Mechaniker.
    »Ich? Ich war gestern Abend mit einem Kumpel im Kino. In der Spätvorstellung.«
    »Wo und welcher Film?«, hakte der Paradiesvogel nach.
    »Gaumont Montparnasse. Dieser Jesusfilm aus Amerika.«
    Jean-Marc wusste gleich Bescheid. » Die Versuchung Christi? Von Mel Gibson?«
    »Genau. Totaler Schrott, kann ich Ihnen sagen. Gehen Sie bloß nicht rein!«
    »Und danach?«
    »Danach sind wir einen trinken gegangen.«
    »Wo?«
    »Zuerst ins Chez Sylvie , in der Rue de La Fayette, im Neunten. Und dann waren wir noch im Plein Soleil am Boulevard de Clichy.«
    »Wann waren Sie zu Hause?«
    »Keine Ahnung. Ich hatte ziemlich was intus. So gegen halb drei, drei?«
    »Kann das jemand bestätigen?«

    Luc Vanel verzog sein Gesicht. »Leider nicht. Meine Freundin ist seit einer Woche bei ihren Eltern in der Normandie.«
    Jean-Marc schrieb noch die Adressen der beiden Männer auf sowie Name und Adresse von Luc Vanels Kumpel, damit die Alibis überprüft werden konnten.
    Nachdem sie die Werkstatt verlassen hatten, meinte LaBréa: »Ich gehe ein paar Schritte zu Fuß und nehme mir dann ein Taxi, Jean-Marc. Fragen Sie mal hier in der Nachbarschaft herum, ob jemand mehr über Pascal Masson weiß als seine beiden Angestellten. Und dann überprüfen Sie Vanels Kumpel und erkundigen sich in den genannten Kneipen, falls die schon geöffnet sind. Wir sehen uns dann zur Talkrunde.«
     
     
     
     

    Paris, im Januar 2004
    Alex, liebstes Bruderherz!
    Danke für Deinen langen Brief, den ich vor drei Tagen erhalten habe. Ich nutze meine heutige Mittagspause, um Dir zu antworten.
    Deine Zeilen haben mich tief berührt, und ich freue mich für Dich, dass Du anscheinend fest entschlossen bist, Maja noch in diesem Jahr zu heiraten. Meine ehemalige Schulfreundin wird meine Schwägerin - etwas Schöneres könnte ich mir nicht wünschen! Ich hoffe, dass Du mit Maja glücklich wirst und dass ihr Papa und Mama bald zu Großeltern macht.
    Was das Stellenangebot in Dr. Simons Anwaltskanzlei angeht, so kann ich Dir nur zuraten, schon im Hinblick auf die Gründung einer Familie. Mama hat recht, wenn sie meint, dass Du dort größere Chancen und Karriereaussichten hast als bei ihr. Mamas Kanzlei hat doch kaum noch Mandanten, und hätte sie nicht das Notariat, stünde es ganz schlecht. Also lass Dir die Chance nicht entgehen! Du hast zwar spät zum Anwaltsberuf gefunden und Dich viel zu lange mit diesem langweiligen Technikstudium aufgehalten, das Dir überhaupt nicht lag.
Aber es ist auch ein Vorteil, über ein wenig mehr Lebenserfahrung zu verfügen, wenn man in den Anwaltsberuf einsteigt.
    Mir geht es recht gut. Noch immer lebe ich sehr zurückgezogen. Meine Dienstzeiten sind oft unregelmäßig, und auch die Wochenenden müssen oft herhalten. Außerhalb der Arbeit ist es schwer, in dieser Stadt jemanden kennenzulernen. Und Du weißt, dass ich Beruf und Privatleben streng trenne. Manchmal treffe ich mich mit einer sehr netten Lehrerin. Sie wohnt bei mir im Haus und ist ebenfalls geschieden. Wir gehen hin und wieder zusammen ins Kino oder
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