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Todesspiel

Titel: Todesspiel
Autoren: John Sandford
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ob ihr mich umbringt, ich sage euch nicht, wo sie ist. Ihr Arschficker, ihr verdammten Arschficker!«
    John beugte sich tiefer über ihn, hielt ihm das Messer vor die Augen. »Na schön, dann werde ich dir jetzt die Nase abschneiden«, sagte er. »In zehn Sekunden hast du keine Nase mehr. Und niemand kann sie dir wieder annähen.« Er sagte das ganz ruhig, aber mit versteinertem Gesicht – ein Anblick, der mir plötzlich gewaltige Furcht vor ihm einjagte. »Also, gib Antwort auf meine Frage. Nicht, wo Rachel ist, nur der nächste Ort zu ihrem Versteck.«
    Carp starrte John sechs der zugebilligten zehn Sekunden an, spuckte es dann aus: »Universal. Hätt’ ich die Schlüssel gekriegt, hätt’ ich’s euch sowieso gesagt.«
    John sah zu mir hoch. »Fahr hin«, sagte er.
    »Aber ich muss …«
    »Mach, was ich dir gesagt habe, fahr hin«, unterbrach er mich barsch. Und zu den anderen: »Kommt, wir schaffen ihn weg. Terry gehen inzwischen wahrscheinlich die Gesprächsthemen mit dem Portier aus.«
     
    Rote gab mir den Bolzenschneider, sagte: »Für die Kette, wenn’s tatsächlich eine geben sollte«, und das war der letzte Akt, den ich noch mit Johns Freunden erlebte. Ich sah sie nicht wieder. John hatte jetzt das Kommando übernommen, und ich stieg in den Wagen und machte, was er von mir verlangt hatte: Ich fuhr nach Universal.
     
    Es dauerte einige Zeit, bis ich dort ankam. Ich hielt mich an die erlaubte Geschwindigkeit, beachtete alle durchgezogenen gelben Linien in der Straßenmitte und am Rand, hatte eine Mordsangst davor, ein Cop könnte mich wegen irgendeiner
Übertretung anhalten. Aber ich stieß auf keine Cops. Universal war tot wie immer.
    Eine Viertelstunde nach der Ankunft saß ich als einer von zwei Gästen in einer Nische des Cafés. Der andere Gast sah wie ein Farmer aus, aß in der hintersten Nische ein Stück Obstkuchen und blätterte in der Lokalzeitung. Ich knabberte an einem Schinken-Salat-Tomaten-Sandwich und stocherte in einem Teller Fritten herum – ich hatte keinen Hunger, brauchte ja aber einen Grund für meine Einkehr ins Café. Und plötzlich tauchte Marvel auf.
    Ich sah sie auf dem Parkplatz aus dem Wagen steigen, und sie warf mir durch das Fenster einen Blick zu, gab aber keinerlei Erkennungszeichen. Als sie ins Café kam, begrüßte die Frau hinter dem Tresen sie mit »Hallo, Miz Marvel«. Marvel lächelte sie an und fragte freundlich: »Na, wie geht’s, wie steht’s?«, schaute sich dann im Café um, sah mich an, tat so, als müsse sie mich genauer betrachten, sagte dann zu mir: »Sagen Sie, sind Sie nicht Mr. Barnes vom Straßenbauamt?«
    »Ja, und Sie sind die Bürgermeisterin von Longstreet.« »Darf ich mich zu Ihnen setzen? Ich wollte Sie wegen der Zubringerstraßen zur Brücke schon längst einmal anrufen.«
    »Das habe ich befürchtet«, sagte ich lächelnd, lud sie mit einer Geste ein, mir gegenüber Platz zu nehmen. Marvel bat die Bedienung um ein Diet Coke und ein Stück Apfelkuchen, kam dann zu meiner Nische, setzte sich hin. Wir redeten über die Zubringerstraßen der Brücke, bis sie ihren Apfelkuchen und das Coke hatte, und dann, als die Serviererin zu dem anderen Gast ging und sich mit ihm unterhielt, lehnte sie sich ein Stück vor und sagte leise: »John hat mich angerufen. Wir sollen hier warten. Er ruft mich auf meinem Handy wieder an.«
    »Wo sind sie?«
    Sie hob die Schultern. »Ich denke, wir sollten besser nicht
allzu viel darüber wissen.« Ihr Blick wurde düster. »Mein Gott, ich liebe diesen Mann. Ich weiß, er hat in der Vergangenheit ein paar krumme Sachen gemacht, dennoch, ich liebe ihn. Aber ich habe ihn noch nie so erlebt wie gestern und heute. Heute Morgen hat er mir regelrecht Angst eingejagt.«
    »Und mir hat er heute Nachmittag Angst eingejagt«, sagte ich. Die Serviererin kam mit der Coke-Karaffe auf uns zu, und ich fuhr schnell fort: »Wenn es jedoch nicht möglich ist, die Verkehrsdichterate zu erhöhen, sehe ich keine echte Chance, dass der Staat auf längere Sicht noch das Geld aus dem normalen Straßenunterhaltsfonds bereitstellt.«
    »Dann muss er es von irgendwelchen anderen Budgets nehmen«, sagte Marvel empört. »Es kann doch nicht angehen, dass die Steuerzahler von Longstreet allein für die Brücke aufkommen müssen. Sie wird schließlich von Leuten aus einem Umkreis von mehreren hundert Meilen benutzt!«
    »Tja, da müssen Sie sich an den Haushaltsausschuss unseres Staates wenden«, bedauerte ich.
    Wir mussten noch zehn Minuten in
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