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Todesschrein

Todesschrein

Titel: Todesschrein
Autoren: Clive Cussler , Craig Dirgo
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oberen Decks waren mit Abfall übersät, der obere und der untere Rumpf stellten ein Mischmasch nicht zueinander passender Farben dar, und der mittschiffs aufragende Ladebaum sah aus, als würde er jeden Moment ins Wasser kippen.
    Doch die äußere Erscheinung der Oregon war eine reine Illusion. Der Rost war eine sorgfältig aufgebrachte Farbe, die Radarstrahlen absorbierte und dem Schiff erlaubte, wie eine Geistererscheinung von Radarschirmen zu verschwinden. Und hinter dem Abfall und Gerümpel an Deck steckten lediglich besonders echt wirkende Attrappen. Die Ladebäume funktionierten einwandfrei. Zwei arbeiteten wie vorgesehen, ein paar dienten als Funkantennen, und die restlichen ließen sich wegklappen und gaben so Rohre frei, aus denen Raketen abgefeuert werden konnten. Die Einrichtung unter Deck entsprach der von Luxusjachten. Opulent ausgestattete Kabinen, ein Kommunikations– und Kommandozentrum modernsten Zuschnitts, ein Helikopter, Beiboote und eine komplett eingerichtete Fälscherwerkstatt befanden sich dort. Der Speisesaal machte den elegantesten Restaurants Konkurrenz. Das Sanitätszentrum glich eher einer teuren Krankenhausstation. Angetrieben von zwei magnetohydrodynamischen Rückstoß–Einheiten, war das Schiff so schnell wie ein Gepard und wendig wie ein Autoscooter. Das Schiff entsprach ganz und gar nicht dem, was seine äußere Hülle vermuten ließ.
    Die Oregon war eine bewaffnete, hochtechnisierte Spionagebasis, und zwar mit bestens trainierten Leuten bemannt.
    Die Corporation, der die Oregon gehörte und die sie betrieb, setzte sich aus ehemaligen militärischen und dem Geheimdienst angehörenden Agenten zusammen, die sich an alle Nationen und Einzelpersonen vermieteten, die ganz besondere Dienstleistungen in Anspruch nehmen mussten. Alles in allem waren sie eine kleine Söldnerarmee mit hohen moralischen und ethischen Prinzipien. Häufig von der amerikanischen Regierung in Anspruch genommen, um Missionen auszuführen, da sie außerhalb der Kontrolle durch den Kongress operieren konnten, existierten sie in einer Schattenwelt ohne diplomatischen Schutz oder die offizielle Kenntnis der Regierung.
    Zwar war die Corporation eine Streitmacht, die man mieten konnte – doch suchte sie sich ihre Klienten äußerst sorgfältig aus.
    Während der vergangenen Woche hatten sie sich in Island aufgehalten, um für den Schutz und die Sicherheit des Emirs von Katar zu sorgen, der an der Gipfelkonferenz teilnahm. Island war aus einer Vielzahl von Gründen für derartige Treffen ausgesucht worden. Das Land war klein, Reykjavik hatte eine Bevölkerung von gerade mal 100000 Menschen, was den Sicherheitsbestrebungen entgegenkam. Die Bevölkerung war ziemlich homogen, so dass Fremde sofort wie bunte Hunde auffielen, was die Chance erheblich verbesserte, Terroristen zu identifizieren, die die Absicht hatten, den Friedensprozess zu stören. Und außerdem konnte Island für sich in Anspruch nehmen, das älteste gewählte Parlament zu besitzen. Das Land war seit Jahrhunderten mit demokratischen Gepflogenheiten vertraut.
    Auf der Tagesordnung der sich über einen Zeitraum von einer Woche hinziehenden Treffen standen unter anderem die Besetzung des Irak, die Lage in Israel und Palästina sowie die Ausbreitung des fundamentalistisch motivierten islamischen Terrorismus. Und während das Gipfeltreffen weder von den Vereinten Nationen noch von irgendeiner anderen weltumspannenden Institution gebilligt wurde, waren sich die teilnehmenden Staatsoberhäupter darüber einig, dass entscheidende politische Richtlinien festgelegt und Handlungsweisen beschlossen würden.
    Russland, Frankreich, Deutschland, Ägypten, Jordanien und eine Reihe nahöstlicher Staaten nahmen an der Konferenz teil. Israel, Syrien und der Iran hatten ihre Teilnahme abgesagt. Die Vereinigten Staaten, Großbritannien und Polen waren als die alliierten Befreier des Irak ebenso zugegen wie mehrere kleinere Nationen. Fast zwei Dutzend Nationen und ihre Botschafter, Sicherheits– und Geheimagenten wie auch Helfer waren in Islands Hauptstadt eingefallen: ein Schwarm Moskitos bei Nacht. Angesichts der vergleichsweise geringen Einwohnerzahl der Stadt fielen die zahlreichen Spione und Sicherheitsleute den Bürgern von Reykjavik so deutlich ins Auge, als liefen sie in dem eisigen Wetter in spärlicher Badekleidung herum. Isländer hatten helle Haut, blondes Haar und blaue Augen – eine Kombination, die nur schwer imitiert werden kann, wenn man versucht, sich
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