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Todesschlaf - Thriller

Titel: Todesschlaf - Thriller
Autoren: Eileen Dreyer Leo Strohm
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angenehmer Gesellschaft an einem der Tausend-Dollar-Tische, ein festgeschraubtes Lächeln im Gesicht, so wandte er sich den Reichen und Zufriedenen zu, die aufgrund ihrer Entscheidung, Puckett zur neuesten wei ßen Fluchtburg von St. Louis zu machen, zum Freiwild für Spendenjäger geworden waren.
    Murphy wusste bereits, was mit dem neuen Vorstandsvorsitzenden nicht stimmte. Es war ihm in dem Augenblick klar geworden, als Landry die Leitung eines Kleinstadtkrankenhauses mit einer Evakuierungseinheit in Chu Lai verglichen hatte.
    »Großer Gott, nein«, hatte Landry in professionell geschultem Tonfall gesagt. »Ich habe nicht dort gearbeitet. Ich wurde dort verarztet. Was mich damals, 1972, als jungen Soldaten der Marines tief beeindruckt hat. Was in mir den Wunsch geweckt hat, auch mein Leben in diesen Dienst zu stellen. Ein kleines bisschen davon zurückzugeben, verstehen Sie?«

    Landry war klein, drahtig, präzise und Profi durch und durch. Er hatte fein säuberlich gestutzte Haare und trug einen perfekten, maßgeschneiderten Anzug von Hart Schaffner & Marx. Und er war schwarz. Nicht etwa kaffeebraun. Tiefes, leuchtendes, fast schon bläuliches Schwarz, so stach er aus der glatten weißen Masse hervor wie eine Rosine in einer Milchschale.
    Aber Murphy glaubte nicht, dass das der Grund für Sherilees Misstrauen war. Es war vielmehr die Tatsache, dass Landry als Fremder in eine Kleinstadt geholt worden war. Außerdem hatte er gerade eben den Vater von Sherilees bester Freundin aus dem Vorstand des Krankenhauses geworfen.
    »Tolle Menschen hier«, fuhr Landry fort, während er an einer bernsteinfarbenen Flüssigkeit mit Eiswürfeln nippte. »Aber wir haben immer noch sehr viel Arbeit vor uns, wenn das Krankenhaus in diesem Markt tatsächlich konkurrenzfähig werden soll.«
    Murphy war bereits damit beschäftigt sich zu überlegen, welche Gegenleistung er seiner Herausgeberin für diese Information wohl abringen konnte, und wandte sich daher einer sehr viel angenehmeren Aufgabe zu. Er sah reitenden Frauen zu.
    »Haben Sie unseren Dr. Raymond schon kennen gelernt, Mr. Murphy?«, fragte da eine aggressiv kultivierte Stimme neben ihm.
    Murphy blieb an seinem Platz stehen und ließ den Blick versonnen über die anmutigen, geschmeidigen Flanken einer Stute gleiten … einer im Sattel sitzenden Stute, wohlgemerkt. Er trank einen Schluck Leitungswasser, spürte eine unbändige Lust auf einen Bourbon und seufzte. Hübsche Figur. Sie bekam eine Acht auf der Murphy-Skala.
    »Nein, habe ich nicht«, gestand er der übereifrigen Vizepräsidentin und Public-Relations-Managerin der Neurological
Research Group, deren Hand im Augenblick nur knapp über seinem Jackettärmel schwebte.
    »Na, da haben wir aber Glück gehabt«, zwitscherte Mary Jane Arlington und berührte ihn mit den Spitzen ihrer perfekt manikürten Fingernägel … wirklich nur ganz leicht …, während ihr blonder Pagenkopf der Nachmittagsbrise ohne jedes Zittern standhielt. »Da steht er ja, ganz in der Nähe der Bar. Vielleicht hätten Sie gerne das eine oder andere wörtliche Zitat?«
    Nein, hätte Murphy am liebsten gesagt. Ich möchte am Zaun stehen und meinen Fantasien über geschmeidige, sportliche Frauen mit festen kleinen Ärschen und kräftigen Schenkeln nachhängen. Doch die biegsame Brünette auf dem großen Grauen trottete gerade eben aus dem Ring und wurde von einem Kerl abgelöst, der aussah, als ob er regelmäßig in Kölnisch Wasser badete und beim Teetrinken den kleinen Finger abspreizte. Murphy kippte den letzten Rest Wasser hinunter und platzierte das Glas dann vorsichtig, damit es nicht umkippte, auf dem Zigarettenstummel, den er vorhin bereits zwischen den Blumen entsorgt hatte.
    »Na klar. Gehen wir zu Dr. Raymond.«
    Mary Jane Arlington vermied es bewusst, einen Blick auf den Blumentopf zu werfen. Und sie vermied auch jede weitere Berührung mit seinem Jackett, während sie ihn durch die Menschenmenge führte. Wahrscheinlich hatte sie Angst vor einem Tweedstoff, der dem Alter nach durchaus der Großvater der Stoffe sein konnte, die sie selbst trug. Ganz abgesehen von der Tatsache, dass Murphys Jeans weder stone-washed noch boot-cut waren, sondern einfach nur alt. Genau wie sein Jackett. Genau wie er selbst.
    Es stellte sich heraus, dass Dr. Raymond am Zaun stand, das jeweils nächste Pferd beobachtete und die guten Wünsche eines unaufhörlichen Stroms von Gratulanten entgegennahm. In vorbildlicher Haltung stand er da, ein groß
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