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Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition)

Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition)

Titel: Todesschiff: Ein Island-Krimi (German Edition)
Autoren: Yrsa Sigurdardóttir
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aber das bezweifle ich. Die Polizei glaubt, dass Snævar Lára und alle anderen an Bord umgebracht hat.«
    »Was ist mit Ægir?«
    »Den soll er zuletzt getötet haben. Laut Karítas wollte er es nicht tun und hoffte, dass Ægir und die Mädchen in der Kabine blieben. Später an Land sollte Ægir den verschwundenen Halldór für den Schuldigen halten, und es sollte nie herauskommen, dass Snævar sich an Bord für ihn ausgegeben hatte. Aber ich halte es für unwahrscheinlich, dass er ein solches Risiko eingegangen wäre. Ich denke, er hat Ægir umgebracht, um seine eigene Haut zu retten. Da alle von Bord verschwunden waren, nahm man an, es handele sich um ein Seeunglück, und niemand verdächtigte einen Mann mit einem gebrochenen Bein, der überhaupt nicht bei der Überfahrt dabei war. Snævar durchsuchte das ganze Schiff und warf alle Handys und Fotoapparate ins Meer, für den Fall, dass ihn jemand fotografiert hatte. Außerdem berührte er an Bord möglichst wenig und wischte heimlich seine Fingerabdrücke weg. Das meiste war so gut durchdacht, dass er nicht einfach nur ein harmloser Gehilfe von Karítas gewesen sein kann.«
    »Wie ist er an Land gekommen? Er hat doch mit uns am Kai auf die Yacht gewartet«, sagte Sigríður empört, als ärgere sie sich darüber, den Mann nicht sofort durchschaut zu haben.
    »Snævar hat den Autopiloten so eingestellt, dass die Yacht nah genug an der Küste entlangfuhr, um ins Meer springen und an Land schwimmen zu können. Er trug einen Taucheranzug und kam unversehrt und unbemerkt an Land. In einer wasserdichten Tüte hatte er Kleidung, die Stütze, den Gips und die Krücken dabei, die sich Halldór in Portugal ausgeliehen hatte. Die Yacht fuhr dann wie einprogrammiert weiter, machte in der Faxaflói-Bucht einen großen Bogen, damit er Zeit genug hatte, zum Hafen zu kommen. Das machte er ebenfalls, damit der Verdacht nicht auf ihn fallen würde. Er trug eine Mütze, um seinen frisch rasierten Schädel zu verbergen, vielleicht erinnern Sie sich daran.«
    »Ja.« Die beiden nickten, aber Sigríður wirkte nicht ganz überzeugt und sagte: »Es ist zwar nicht weit von Grótta zum Hafen, aber zu Fuß? Mit einem Gips und auf Krücken? Er war überhaupt nicht außer Atem.«
    »Den Gips hat er erst im letzten Moment angelegt, und was den Weg von Grótta zum Hafen betrifft: Karítas hatte ihre Mutter instruiert, ihren Wagen zwei Tage vor Ankunft der Yacht mit dem Schlüssel unterm Sitz in der Nähe abzustellen. Darauf hatten sich Snævar und Karítas ganz am Anfang geeinigt. Ihre Mutter hat das bestätigt, wobei sie in dem Glauben war, ein Freund ihrer Tochter, der in der Nähe eine Werkstatt hat, wolle den Wagen durchchecken. Snævar holte das Auto, zog sich um und befestigte den aufgesägten Gips mit Klebeband an seinem Bein. Dann fuhr er runter zum Hafen, als sei überhaupt nichts geschehen.«
    »Ich wollte, wir hätten ihn nicht getroffen und die Yacht nicht in Empfang genommen. Es wäre besser gewesen, wenn wir den Mann nie gesehen hätten«, sagte Margeir und massierte seine Stirn, wie um die Erinnerung auszulöschen. »Aber wir waren so gespannt, und ich hatte meinen Cousin beim Küstenschutz gebeten, uns Bescheid zu geben, wenn die Yacht auf dem Monitor erscheint, egal, zu welcher Tages- oder Nachtzeit. Natürlich waren wir auch besorgt, weil wir nichts mehr von meinem Sohn und seiner Familie gehört hatten. Wir waren so erleichtert, als mein Cousin anrief.«
    »Snævar hat die Kommunikationsgeräte und den Notknopf lahmgelegt. Er hat die Antennen gekappt, deshalb hat der Funk kaum noch funktioniert. Wir wissen, dass mindestens ein Schiff versucht hat, mit der Lady K Kontakt aufzunehmen, um sie vor einem Container zu warnen, der in der Nähe von einem Frachter gefallen war.«
    Dóra merkte, dass es genug war. Die armen Leute brauchten endlich eine gute Nachricht, auch wenn ihre wichtigste Frage noch nicht beantwortet war.
    »Ich habe der Versicherung das Gerichtsurteil geschickt, das Ægir und Lára für tot erklärt. Und eine Mitteilung der Polizei, dass sich die Ermittlungen dem Ende zuneigen und alles darauf hinweist, dass sie ermordet wurden. Falls die Versicherung Ihnen noch mal schreibt und versucht, sich rauszureden, antworte ich für Sie. So, wie die Sache aussieht, sollte die Versicherungssumme in den nächsten Monaten bezahlt werden.«
    Die beiden murmelten nur etwas Unverständliches. Geld hatte im Vergleich zu dem, was sie verloren hatten, keinen großen Wert. Zum
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